Von der Notfallstation in die grosse Kammer

Neo-Politiker Stephan Schärli will in den Nationalrat

Stephan Schärli möchte für Luzern künftig im Nationalrat politisieren. (Bild: Parlamentsdienste 3003 Bern/zvg)

Politisch gesehen ist der Luzerner Mitte-Kantonsrat Stephan Schärli noch ein «Rookie». Trotzdem hat er sich fürs nächste Jahr hohe Ziele gesteckt: Er kandidiert im Herbst für den Nationalrat.

Das Wahlkarussell für die eidgenössischen Parlamentswahlen im Oktober 2023 ist bereits in vollem Gange. Die Mitte möchte ihre drei von neun Luzerner Nationalratssitzen halten. Während Leo Müller und Priska Wismer erneut antreten, möchte die 64-jährige Ida Glanzmann einer jüngeren Kraft Platz machen (zentralplus berichtete).

Schon den Hut in den Ring geworfen hat Mitte-Fraktionschef Adrian Nussbaum. Jetzt erhält der Hochdorfer Konkurrenz aus Hergiswil am Napf: Wie die Mitte-Ortspartei mitteilt, nominiert sie den 53-jährigen Stephan Schärli erneut für den Kantonsrat – und für den Nationalrat.

«Kürzlich» angefangen und bereits Blut geleckt

Die Nachricht überrascht, ist Schärli doch als Neo-Politiker erst 2019 bei der letzten Wahl in den Kantonsrat gewählt worden. Nun scheint er Blut geleckt zu haben und möchte im Oktober 2023 in die grosse Kammer wechseln.

Dabei habe eine politische Karriere nicht immer auf seinem Plan gestanden, wie er am Telefon sagt. 2019 sei er unerwarteterweise mit einem guten Resultat in den Kantonsrat gewählt worden (zentralplus berichtete). «Während der Legislatur habe ich dann gemerkt, wie wertvoll und spannend die politische Arbeit ist.» Überparteilich Konsens finden, Kompromisse eingehen, diskutieren – das sei herausfordernd und bereichernd zugleich.

«Gerade in kleineren Ortschaften ist Kultur sehr wichtig. Das freiwillige Engagement der Vereine belebt die Dörfer und schafft Zusammenhalt.»

Weshalb er auch den Schritt auf die nächste Ebene wagen möchte. «Die direkte Demokratie ist nicht selbstverständlich. Deshalb braucht es Leute, die anpacken und hinstehen», begründet Schärli seine Motivation. Zwar sei es ihm bewusst, dass er politisch gesehen noch als Neuling gilt. Doch für ihn sei es jetzt der passende Zeitpunkt. «Gerade, weil ich so spät in die Politik gekommen bin, kann ich nicht noch zehn Jahre warten.» Denn mit 60 Jahren fände er es nicht mehr zielführend, sich als Nationalrat aufstellen zu lassen.

Fokus auf Gesundheit, Sicherheit und Kultur

Sein politisches Steckenpferd sieht Schärli in der Gesundheits-, Sicherheits- und Kulturpolitik. Wenig überraschend, ist der 53-Jährige doch seit Amtsantritt Mitglied der Kommission Gesundheit, Arbeit und soziale Sicherheit des Kantonsrats. Als Leiter der Notfallstation des Kantonsspitals Wolhusen (Luks) sei es ihm ein wichtiges Anliegen, die Kosten des Gesundheitswesens in den Griff zu bekommen – dabei jedoch trotzdem die Qualität der Versorgung sicherzustellen.

Einen weiteren Pflock möchte der gebürtige Menzberger bei der Sicherheit, insbesondere bei der Cybersicherheit, einschlagen. «Technik entwickelt sich sehr schnell. Wir können nicht immer erst dann gesetzliche Grundlagen schaffen, wenn eine entsprechende Technik bereits stark verbreitet ist.»

Ein grosses Anliegen ist Schärli auch die Kultur. Wobei er dabei betont, dass es ihm um weitaus mehr geht, als Kunstausstellungen oder Vorführungen in den Städten. Ihm liege besonders die «kleine Kultur» am Herzen. «Gerade in kleineren Ortschaften ist Kultur sehr wichtig. Das freiwillige Engagement der Vereine belebt die Dörfer und schafft Zusammenhalt», so Schärli. Dabei weiss er, wovon er spricht: Unter anderem amtet er als Präsident der Musikgesellschaft Menzberg oder hat in verschiedenen Theatern, Musicals und Operetten mitgewirkt.

Vor allem im Luzerner Hinterland bekannt

Dass er damit künftig etwas kürzertreten muss, sei Schärli sehr wohl bewusst. Doch er hält fest: «Ein paar Dinge davon will ich auf keinen Fall missen. Das gehört einfach zu Stephan.» Das sei letztlich eine Frage des Zeitmanagements. Gleiches gelte auch für seine Anstellung am Luks. «Die Leitung würde vermutlich obsolet», meint Schärli. Doch ob er sich neu orientieren muss, wisse er erst am Wahlabend. Er vergleicht es mit einem gewöhnlichen Job, den man auch nicht kündet, bevor der neue feststeht.

Schärli kurz nach seiner Wahl in den Kantonsrat 2019. Damals war er selbst überrascht über seinen Wahlerfolg.

Bevor es jedoch so weit ist, gilt es, mögliche Wählerinnen von sich zu überzeugen. Im Luzerner Hinterland ist Schärli schon weitherum bekannt – so schreibt auch die Partei in der Medienmitteilung, Schärli sei «überall bekannt» und ihn vorzustellen sei überflüssig. Er wolle deshalb verschiedene Plattformen nutzen, um noch weiter im Kanton bekannt zu werden. «Netzwerken liegt mir sehr», sagt er. Dabei wolle er vor allem auf einen authentischen Auftritt setzen: «Ich will kein Politiker sein, der je nach Publikum und Ort etwas anderes verspricht.»

Zunächst muss er jedoch seine Parteikollegen an den Delegiertenversammlungen von sich überzeugen. Im Januar trifft sich die Mitte Wahlkreis Willisau, im April kurz nach den Kantons- und Regierungsratswahlen die kantonale Partei. Dort werden die Kandidatinnen für die National- und Ständeratswahlen nominiert. Stand heute steigt der erfahrene Politiker Adrian Nussbaum als Favorit ins Rennen um den frei werdenden Mitte-Sitz von Ida Glanzmann. Schärli bleibt vorerst die Aussenseiterrolle.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Remo
    Remo, 14.12.2022, 22:05 Uhr

    Im Hinterland ist Stephan tatsächlich bekannt wie ein bunter Hund. Deshalb könnte die Wahl in den Nationalrat durchaus klappen. Stephan ist ein Multitalent und kann jetzt auch Politik. Solche Leute braucht es im Nationalrat.

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