16 Wochen Lohn nach der Geburt

Mutterschaftsurlaub: Kanton Luzern gibt sich generös

SP-Kantonsrätin Melanie Setz setzte sich für Verbesserungen beim Mutterschaftsurlaub für Kantonsmitarbeiterinnen ein. (Bild: Pixabay / zvg)

Neu zahlt der Kanton Luzern Mitarbeiterinnen ab der Geburt während den ganzen 16 Wochen Mutterschaftsurlaub den Lohn. Die Regierung feiert dies als Massnahme für die Arbeitgeberattraktivität. Die Stadt Luzern ist schon deutlich weiter.

Hört eine Kantonsmitarbeiterin schon zwei Wochen vor der Geburt wegen schwangerschaftsbedingter Beschwerden mit der Arbeit auf, werden diese beiden Wochen neu nicht mehr an den Mutterschaftsurlaub angerechnet. Der 16-wöchige Mutterschaftsurlaub wird nächstes Jahr ab der Geburt vollständig gewährt – auch wenn die Frau schon vorher nicht mehr arbeiten kann. 

«Massnahmen wie der bessere Mutterschaftsurlaub tragen zur Arbeitgeberattraktivität bei», schreibt die Regierung in der Medienmitteilung, mit der sie die Anpassung des Personalreglements ankündigt. Tatsächlich verdanken die Kantonsmitarbeiterinnen die Änderung einem Vorstoss von SP-Kantonsrätin Melanie Setz Isenegger (zentralplus berichtete).

Luzerner Regierung will keinesfalls «vorpreschen»

Zu attraktiv will der Kanton als Arbeitgeber für Frauen nicht werden. Die zweite Forderung von Melanie Setz – ein vorgeburtlicher Mutterschaftsurlaub von drei Wochen – hatte die Luzerner Regierung abgelehnt (zentralplus berichtete).

Finanzdirektor Reto Wyss meinte in der Kantonsratsdebatte im Mai: «Die Differenzen zu dem, was in der Privatwirtschaft angeboten oder eben nicht angeboten wird, sind sehr gross.» Mit der Gewährung des vollständigen Mutterschaftsurlaubs nach der Geburt mache der Kanton Luzern nun einen Schritt. Eine weitergehende Pionierrolle in Sachen Vereinbarkeit wollte die Regierung aber nicht einnehmen. «Wir liegen in einem sehr vertretbaren Durchschnitt und preschen keinesfalls vor», so Wyss.

Nur wenige Frauen arbeiten bis zur Geburt

Setz hatte argumentiert, dass 70 Prozent der werdenden Mütter zwei Wochen vor der Geburt krankgeschrieben sind. Nur jede sechste Frau arbeitet gemäss eines Berichts des Bundesrats bis zur Geburt. «Dies zeigt, dass die Erwartung, dass Frauen bis zur Geburt arbeiten sollen, gesundheitlich unhaltbar ist und kaum der Realität entspricht. Nicht für alle Frauen sind die medizinischen Gründe für eine Krankschreibung gegeben», schrieb Melanie Setz im Vorstoss.

«Die Realität zeigt, dass sehr viele aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen in diesen Wochen vorher krankgeschrieben werden müssen.»

Stadtpräsident Beat Züsli

Entsprechend enttäuscht reagierte sie in der Kantonsratsdebatte, als die Regierung einen vorgeburtlichen Mutterschaftsurlaub rundheraus ablehnte. «Salamitaktik betreiben wir vor allem aus dem Grund, weil offensichtlich keine grossen Schritte möglich sind. Ständig, wenn wir etwas fordern, kostet es zu viel oder die Frauen haben es nicht nötig oder man findet sonst irgendeinen Grund wie etwa
die Ungleichbehandlung in der Privatwirtschaft.»

Der Kantonsrat hatte der Regierung im Mai den Rücken gestärkt. Er stimmte ihrem Vorschlag, das Postulat teilweise zu überweisen, mit 71 zu 28 Stimmen zu.

Bei der Stadt Luzern gibt es Schwangerschaftsurlaub

Anders als die männerdominierte Kantonsregierung und der bürgerlich geprägte Kantonsrat beantwortete die städtische Politik die Frage nach einem Schwangerschaftsurlaub (zentralplus berichtete). Im Januar hatte das städtische Parlament einen fast gleich lautenden Vorstoss von Maria Pilotto überwiesen, nachdem der Stadtrat dies empfohlen hatte.

«Beim Mutterschaftsurlaub bahnt sich eine kleine Revolution an», titelte damals der «Tages-Anzeiger». Denn die Schweiz kennt keinen Mutterschaftsurlaub vor der Geburt – anders als unsere Nachbarländer, in denen Hochschwangere nicht arbeiten müssen. So dauert der vorgeburtliche Mutterschaftsurlaub in Deutschland sechs Wochen, in Italien vier Wochen, in Österreich acht und in Grossbritannien sogar elf Wochen.

Für den Luzerner Stadtrat war klar: Die Frauen sollen vor der Geburt entlastet werden. «Viele sind in einer belastenden oder gar sehr belastenden Situation», sagte Stadtpräsident Beat Züsli in der Debatte. Selbstverständlich gebe es Frauen, die bis zum Tag vor der Geburt arbeitstätig bleiben können. «Die Realität zeigt aber, dass sehr viele aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen in diesen Wochen vorher krankgeschrieben werden müssen», so Züsli. Ein dreiwöchiger vorgeburtlicher Urlaub bringe beiden Seiten Planungssicherheit. Zudem seien solche Arbeitsbedingungen «attraktiv und zeitgemäss».

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
    Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 28.11.2022, 16:58 Uhr

    Ist allen Lesern bewusst, wer das bezahlt? Wir Steuerzahler!

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    • Profilfoto von Mona
      Mona, 29.11.2022, 12:04 Uhr

      Und was denken Sie, wer die Krankschreibungen bezahlt? Nämlich die Versicherten über die Krankenkassenprämien.

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    • Profilfoto von Big Boss
      Big Boss, 29.11.2022, 13:11 Uhr

      Darum stellt man am besten nur junge Männer, Nichtraucher selbstverständlich, nach Erfüllung der Dienstpflicht ein.

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