Alternativen zum Zeughaus gesucht

Luzerner Museen: Kanton legt Marschhalt ein

Umstrittener Standort fürs Museum: Das Zeughaus oberhalb der Altstadt. (Bild: bic)

Der Widerstand gegen den Umzug der Luzerner Museen ins Zeughaus ist gross. Jetzt lenkt die Regierung ein: Sie ist bereit für eine Auslegeordnung mit neuen Standorten. Bei einer Option hat sie schon jetzt Bedenken.

Noch vor einem Jahr lautete die Durchsage klar und deutlich: Das Historische und das Naturmuseum fusionieren und zügeln ins Zeughaus ob der Altstadt. Das sei ein idealer Standort, so die Regierung. Einen Plan B hatte sie nicht in der Hinterhand.

Der breit abgestützte Widerstand zwingt sie jetzt aber in die Knie: Angesichts der Planungsunsicherheit lässt die Regierung von ihrem geradlinigen Kurs ab. Sie zeigt sich bereit für eine neue Auslegeordnung möglicher Standorte. Und kommt damit einer überparteiliche Forderung entgegen, die Mitte-Kantonsrat Ludwig Peyer aufs Tapet brachte (zentralplus berichtete).

In einem Planungsbericht sollen «alle möglichen Standorte geprüft und die Anliegen der Standortgemeinde adäquat» einfliessen, schreibt die Regierung in der Antwort auf Peyers Vorstoss. Sollte in der Stadt kein geeigneter Standort für das Luzerner Museum gefunden werden können, sollen auch Alternativen ausserhalb der Stadtgrenzen geprüft werden.

Was die Regierung zum Einlenken bewogen hat

«Wir spüren, dass man unseren Plänen seitens der Stadt und des Parlaments teilweise kritisch gegenübersteht», erklärt Finanzdirektor Reto Wyss. Darum sei dieser Schritt jetzt erforderlich. Denn am Ende brauche die Regierung dereinst die Zustimmung zu den nötigen Krediten für die beiden Projekte. «Wenn das Vertrauen in unsere Planung fehlt, dürfte das schwierig werden.»

Zur Erinnerung: Die Kantonsregierung möchte das leere Zeughaus künftig fürs Museum nutzen und am Kasernenplatz dadurch Platz schaffen für die Gerichte. Doch das gefällt vielen nicht. Vor allem die steile Strasse zum Zeughaus und dessen Lage sorgte in den letzten Jahren für Kritik. Und für handfeste Stolpersteine: Denn einerseits muss die Stadtbevölkerung einer Umzonung zustimmen, andererseits drohen Einsprachen und Beschwerdeverfahren. Dazu kommt das Preisschild von bis zu 37 Millionen Franken – alleine über 3 Millionen Franken kostet die hindernisfreie Erschliessung.

«Wir nehmen uns diese Zeit, weil es sie offensichtlich braucht.»

Reto Wyss, Finanzdirektor

All das hat die Regierung jetzt dazu bewogen, den Fächer nochmals zu öffnen. Von einem Meinungsumschwung will Finanzdirektor Reto Wyss aber nicht sprechen. Ebensowenig sei es ein Eingeständnis, dass das Zeughaus als Museumsstandort politisch nicht mehrheitsfähig sei. Die Regierung sei nach wie vor überzeugt, dass das Zeughaus für das neue kantonale Museum und die beiden dadurch frei werdenden Gebäude an der Reuss fürs Kantonsgericht geeignet seien.

Regierungsrat und Finanzdirektor Reto Wyss ist zuständig für die Immobilien des Kantons. (Bild: zvg)

«Unsere beiden Standorte werden auch Bestandteil der Auslegeordnung sein.» Ob sie am Ende obsiegen, sei aber nicht prioritär. «Das Ziel müssen zwei mehrheitsfähige Standorte für das Kantonsgericht und das geplante neue Luzerner Museum sein. Wenn wir auf dem Weg über einen Planungsbericht eine bessere Lösung finden, ist uns das auch recht.» Der Regierungsrat wolle sich der Diskussion nicht verschliessen.

Zeitlich, so viel ist klar, wird die Zusatzschlaufe zu Verzögerungen führen. Doch für Finanzdirektor Reto Wyss ist das kein Gegenargument. Zumal die Suche nach einem neuen Platz für das Kantonsgericht schon seit Jahren anhält. «Wir nehmen uns diese Zeit, weil es sie offensichtlich braucht», so Wyss. Für die Arbeiten wird eine Spezialkommission eingesetzt.

Regierung ist nicht überzeugt vom Verkehrshaus

Ein möglicher Alternativstandort ist in jüngster Vergangenheit bereits an den Kanton herangetragen worden: das Verkehrshaus. Dort werden in den nächsten Jahren die sanierungsbedürftigen Schienenhallen 2 und 3 ersetzt – voraussichtlich 2028 soll der Neubau bezugsbereit sein.

Der Standort sei optimal für das Luzerner Museum, begründet FDP-Kantonsrat Gaudenz Zemp seine Idee. Ein massgeschneiderter Neubau würde zudem mehr Möglichkeiten eröffnen und hätte wohl auch ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis (zentralplus berichtete).

Jetzt äussert sich erstmals der Regierungsrat dazu. Vorweg: Er dämpft die Euphorie von Gaudenz Zemp. Er sehe «weder ökonomisch noch bildungspolitisch einen wesentlich erkennbaren Vorteil in dem Standort des Luzerner Museums beim Verkehrshaus».

Eigene Identität des Museums würde fehlen

Zwar wäre es gemäss aktuellem Stand grundsätzlich möglich, das Luzerner Museum in den geplanten Neubau zu integrieren. «Die Flächen für das Luzerner Museum könnten in den oberen Stockwerken eingerichtet und eventuell über einen separaten Zugang erschlossen werden», schreibt die Regierung. Auch wären gewisse Synergien mit dem Verkehrshaus vorhanden und interdisziplinäre Ausstellungen wären denkbar.

Doch ob das Luzerner Museum von der Strahlkraft des national ausgerichteten Verkehrshauses profitieren könnte, beurteilt die Regierung kritisch. Vielmehr dürfte es ihm in den oberen Stockwerken über der Schienenhalle an Präsenz und eigener Identität mangeln. «Es ist zu befürchten, dass das Luzerner Museum neben dem dominanten Verkehrshaus marginalisiert und seine eigenständige Ausstrahlung als kultureller Anziehungspunkt vor allem für die einheimische Bevölkerung einbüssen würde.» 

Von sich aus will die Regierung den Standort Verkehrshaus nicht vertieft prüfen. Sollte der Kantonsrat der Motion von Ludwig Peyer zustimmen, wird diese Option aber Teil der eingangs erwähnten Auslegeordnung werden. Ganz abgeschrieben ist das Verkehrshaus als Supermuseum also noch nicht.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 22.02.2022, 08:36 Uhr

    Die Auslegeordnung sollen sie für die Gerichte machen, nicht für die Museen. Die können bleiben wo sie sind. Wir haben beim ZHB-Debakel schon genügend Zeit und Geld verloren, weil sich ein paar Gerichts-Prestigefetischisten profilieren wollten. In fünf Jahren kommen dann auch die Einsteins beim Kanton auf die Idee, die Gerichte im Zentrum Seetalplatz zu integrieren. Aber ja nicht früher, sonst geht es zu schnell und zu billig.

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  • Profilfoto von mvonrotz
    mvonrotz, 22.02.2022, 08:35 Uhr

    Das Museum dort lassen wo es ist und für die Gerichte einen anderen Standort suchen. Es braucht für die Gerichte absolut keinen prominenten Ort. Die Gerichte «dienen» dem Volk und müssen nicht privilegiert werden!

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