Kritik von Luzerner Nationalrat Michael Töngi

«Modell Zalando» nirgends so verbreitet wie in der Schweiz

Der Luzerner Nationalrat Michael Töngi fordert, dass Gratis-Retouren abgeschafft werden. (Bild: Adobe Stock /zvg)

Kaufen, probieren, zurückschicken: Nirgendwo geben Kunden so viel Ware wieder zurück wie in der Schweiz. Nationalrat Michael Töngi ärgert sich über die Päckli-Flut, die Retouren verursachen.

«Nirgends wird so viel zurückgeschickt wie in der Schweiz»: Der Luzerner Nationalrat Michael Töngi ärgert sich über die Retouren, wie er in einem Facebook-Post schreibt. Dabei nimmt er Bezug auf einen Artikel, den die «NZZ am Sonntag» veröffentlicht hat.

Zalando hat die Schweizerinnen «verzogen»

Demzufolge gehen gemäss dem Logistik-Unternehmen DPD hierzulande 27,1 Prozent der bestellten Pakete wieder zurück. In keinem der anderen über 20 europäischen Länder, in denen der Paketlieferdienst aktiv ist, ist die Retourenquote so hoch.

Ein Grund dafür sieht Darius Zumstein, Dozent für digitalen Handel an der Zürcher Fachhochschule (ZHAW), im «Zalando-Effekt». «Viele Schweizer Online-Shopper wurden mit Zalando sozialisiert. Zalando hat Versand und Rückversand gratis gemacht. Dies ist bei vielen Schweizer Online-Shops zum Standard geworden», zitiert ihn die «NZZ am Sonntag».

Michael Töngi will Gratis-Retouren abschaffen

«Mit der Abschaffung der Gratis-Retouren kann die Päckliflut verkleinert werden», ist deshalb Nationalrat Michael Töngi überzeugt. Er hat letzten Herbst einen entsprechenden Vorstoss eingereicht (zentralplus berichtete).

Bundesrat will sich nicht in den freien Markt einmischen

Inzwischen liegt die Antwort des Bundesrats vor. Er will von Töngis gefordertem Verbot von Gratis-Retouren nichts wissen. «Die Entscheidung, ob Retouren für die Kundinnen und Kunden kostenpflichtig sind, obliegt gemäss geltendem Recht den privaten Händlern», schreibt der Bundesrat in seiner Antwort.

Die Retouren seien nicht «gratis». «Die Versandkosten werden in der Regel über höhere Preise auf die Kundinnen und Kunden überwälzt», meint der Bundesrat. Grundsätzlich hätten die Versandhändler ein Interesse daran, dass möglicht wenig Ware zurückgeschickt wird.

Ist es besser, mit dem Auto in die Stadt zu fahren?

Zwar räumt der Bundesrat ein, dass eine zusätzliche Postgebühr zu einem Rückgang der Retouren führen könnte. Er schätzt den Effekt aber als gering ein. Unter anderem, weil der Personenverkehr steigt, wenn die Kundinnen wieder vermehrt in die Stadt fahren, um einzukaufen.

«Nach Abwägung der Argumente sieht der Bundesrat keine ausreichende Rechtfertigung für einen solchen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit», findet daher der Bundesrat. In seiner Antwort redet er den Online-Versandhändlern dennoch ins Gewissen. Er erwarte, dass sie die Produkte und die Grössen «bestmöglich beschreiben», damit Retouren aufgrund von falschen Grössen oder fehlenden Informationen reduziert werden können.

Verwendete Quellen
  • Antwort des Bundesrats auf den Vorstoss von Michael Töngi
  • Facebook-Post von Michael Töngi
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10 Kommentare
  • Profilfoto von S. Widmer
    S. Widmer, 30.03.2022, 15:55 Uhr

    Aha, Gratis-Retouren abschaffen, soll ein Problemchen lösen, welches Hr. Töngi als superwichtig zu verstehen versucht, weil er einen (einzigen?) Artikel dazu gelesen hat?
    Der grösste Onlineversender in der Schweiz (Digitec, Stand 2021) bietet keine Gratis-Retouren an (bis auf ein paar Ausnahmen, z.B. falsche Produkte geliefert, DOA), ebenso Galaxus (gehört mit Digitec zusammen).
    Nr. 2 (Zalando) bietet Retouren gratis an. Allerdings wird nicht alles von Zalando versendet, was über Zalando bestellt werden kann und die Partnerunternehmen (z.B. Boss) lassen die Kunden das Porto für Rücksendungen bezahlen.
    Brack verlangt je nach Zustand der Rücksendungen (z.B. Packung geöffnet) Bearbeitungsgebühren in unterschiedlicher Höhe. Auch bei Amazon und anderen grossen Online Shops in der Schweiz sind nicht alle Retouren gratis.
    Insofern schaut der Markt schon selber, wo es Sinn ergibt oder tragbar ist. Grundsätzlich verursachen Retouren auch Kosten bei den Online Shops und der Umsatz fehlt. Nur schon deshalb unternehmen die Online Shops einiges, dass sie nicht mit Rücksendungen überhäuft werden.

    Es passt allerdings zur Politik der Grünen: verbieten und verhindern, anstatt neue Möglichkeiten zu schaffen und Alternativen anzubieten.

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  • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
    Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 29.03.2022, 23:51 Uhr

    Nächstens will Michael Töngi uns vorschreiben, wann wir die Fensterläden am Morgen öffnen müssen. Weil wenn man sie an einem sonnigen Tag die Fensterläden früh öffnet, dann wir die Wohnung schneller von den Sonnenstrahlen erwärmt und man muss weniger heizen. Dadurch verringert sich der CO2-Ausstoss der Heizung in unserem Wohnblock.

    Als weiteres hat Michael Töngi vor, uns genau vorzuschreiben wieviele Kinder wir haben dürfen und in welchem Alter wir Kinder haben dürfen. Weil mehr als 2 Kinder erhöht unseren persönlichen Umwelt-Fussabdruck, und wenn wir zu früh in unserem Leben Kinder haben, dann beschleunigt das die Übervölkerung der Erde.

    usw.

    Am Schluss wird uns noch gesagt, wann wir gehen können.

    Schauen Sie auf Youtube den Film «Soylent Green». Dann wissen Sie wie das Ende aussehen wird.

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    • Profilfoto von Peter Bitterli
      Peter Bitterli, 30.03.2022, 09:02 Uhr

      Sollte uns Töngi besseres Deutsch vorschreiben, hätte er mich an seiner Seite.

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      • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens -Bleiche
        Andreas Bründler, Kriens -Bleiche, 30.03.2022, 16:58 Uhr

        Herr Bitterli: Da muss ich Ihnen recht geben.

        Also versuche ich es noch einmal:

        Nächstens will Michael Töngi uns vorschreiben, um welche Zeit wir am Morgen die Fensterläden öffnen müssen. Wenn man die Fensterläden an einem sonnigen Tag früh öffnet, wird die Wohnung schneller von den Sonnenstrahlen erwärmt. Dadurch muss der Vermieter weniger heizen. Als Resultat verringert sich der CO2-Ausstoss der Heizung. Das ist das Ziel der Grünen. Und immer neue Vorschriften und Gesetze. Bis niemand mehr den Durchblick hat.

        Besser?

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  • Profilfoto von HEISEE
    HEISEE, 29.03.2022, 12:04 Uhr

    Da sind die Läden aber selber schuld.
    Habe Grösse 48. In der Stadt Zug, bekomme ich, ausser in 2 ausgewählten Läden, keine Kleider in meiner Grösse. Geschweige denn Sportkleider. Somit bin ich gezwungen, Online zu bestellen. Den dort habe ich viele Möglichkeiten Kleider in dieser Grösse zu finden. Und somit auch eine Auswahl. Auch in meiner Grösse möchte ich gerne moderne Kleider und nicht irgend ein Schwarzen Stück Stoff.

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  • Profilfoto von Pierina Bernhard
    Pierina Bernhard, 29.03.2022, 09:22 Uhr

    So funktioniert die heutige links-grüne Politik. Medien spüren einen – häufig angeblichen – Missstand auf. Links-Grün bringt diesen in die Politik samt der branchenüblichen Skandalisierung. Regierung inkl. Verwaltung müssen sich rechtfertigen für (Luxus-)Probleme, für die sie gar nicht verantwortlich sind.

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  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 29.03.2022, 09:12 Uhr

    Gut, dass Töngi die wahren Probleme glasklar erkennt. Gut, dass Töngi sich in die Vertriebsstrategien der Privatwirtschaft einmischt, von denen er maximal viel versteht. Gut, dass Töngi auch der Post das Geschäft verhageln will. Es ist wichtig, dass Töngi wiedergewählt wird.

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    Lungenerkrankter, 29.03.2022, 08:52 Uhr

    Falscher Ansatz. Die hiesige Modebranche ist selber schuld – wären die gleichen Produkte in der Schweiz nicht dermassen überteuert (es geht weit über die höheren Lohnkosten heraus), würden Leute vielleicht auch die Läden aufsuchen anstatt online einzukaufen.

    Und dann kommen die Personen die wegen fehlenden Schutzmassnahmen sowieso nicht einkaufen gehen können dazu. Als Risikoperson kaufe ich ausschliesslich online – notabene oft von ausländischen Anbietern.

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    Peter, 29.03.2022, 07:26 Uhr

    Das Problem sind die Kleiderhersteller, die keine einheitlichen Grössen herstellen. Trage ich Hosen in Grösse 32/32 oder 33/32 oder 30/32? Je nach Marke ist das anders. T-Shirt im L oder XL? Auch hier: grosse Unterschiede. Das führt dazu, dass man einfach 2 Grössen bestellt und dann eine zurückschickt… Hier müsste es längst viel bessere technische Anprobiermöglichkeiten geben (man misst sich mit dem Handy aus, die Website zeigt einem dann an, wie die jeweiligen Stücke sitzen).

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    Radiesli Pflücker, 29.03.2022, 06:13 Uhr

    Ach Michael Töngi……. Keine anderen Probleme? Da wäre zum Beispiel Deine Heimat Kriens, welche im Verkehrs- und Finanzchaos versinkt. Oder Dein Mieterverband, welcher bis heute noch kein Mittel gegen den Preiswucher bei den Mieten gefunden hat. Man könnte sich auch um den Bypass oder die bessere Anbindung von Luzern an das internationale ÖV-Netz kümmern. Aber klar, da ist die Gratis-Päckliretoure, welche nicht wirklich gratis sondern einfach im Kaufpreis eingerechnet ist, natürlich das grösste und dringenste Problem! So verpeilt ist die Politik heutzutage…….

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