Luzerner Clubs

Mit strengeren Auflagen gegen Party-Auswüchse

Will keine zusätzlichen Ausgeh-Meilen: Maurice Illi, der Sicherheitsbeauftragte der Stadt Luzern. (Bild: bra)

Stadt und Kanton wollen mit einer neuen Strategie die Auswirkungen des Luzerner Nachtlebens in den Griff bekommen. Maurice Illi, Sicherheitsbeauftragter der Stadt Luzern, sagt im Interview, was dazu nötig ist. Und was junge Tamilen damit zu tun haben. 

zentral+: Kanton und Stadt haben eine neue Strategie fürs Nachtleben entwickelt. Was ändert sich konkret, was ist neu? 

Maurice Illi: Konkret ändert sich wenig. Es ist eine weitere Konzentration auf das, was wir bereits machen. Wir wollen zum Beispiel jeden Club einzeln betrachten und nicht einfach Vorschriften festlegen. 

zentral+: Gibt es für Bar- und Clubbesitzer mehr Auflagen? 

Illi: Ja. Aus Erfahrung machen wir jetzt andere Auflagen. Wir verlangen etwa Lärmgutachten im Rahmen einer Baubewilligung. Oder wir weisen die zukünftigen Betreiber schon vorgängig darauf hin, in welchen Bereichen es Probleme geben könnte und was sie im Falle dann zu tun haben. Das sie Securities organisieren müssen und auf was diese achten sollen zum Beispiel. 

zentral+: Entstehen Mehrkosten für Stadt oder Kanton?  

Illi: Eigentlich nicht. 

zentral+: Werden die Nachtschwärmer mit mehr Kontrollen rechnen müssen?  

Illi: Nein. Die Clubgängerinnen und Clubgänger werden von den Massnahmen nichts merken. Das ist genau das Ziel: Wir wollen die Qualität der Nutzung des öffentlichen Raumes verbessern, aber ohne dass man eine Repression feststellt. 

zentral+: In der Strategie steht zum Beispiel «Konzentration der Brennpunkte der Reinigung der Innenstadt». Was heisst das? 

Illi: Das ist ein System, dass sich in den letzten Jahren etabliert hat. Spätnachts meldet ein letztes Team der Gruppe Sicherheit, Einsatz und Prävention (SIP) dem Strasseninspektorat, wo es die stärksten Verschmutzungen festgestellt hat. Das Strasseninspektorat kann dann direkt dort mit der Reinigung beginnen. So ist die Stelle sauber, wenn morgens die ersten Passanten kommen. 

zentral+: Die meisten in der heutigen Strategie enthaltenen Massnahmen sind schon bekannt. Klappt alles so gut?

Gemeinsam für's Nachtleben

Stadt und Kanton stellten die gemeinsame Strategie «Nachtleben und öffentlicher Raum» vor (zentral+ berichtete). Diese richtet sich nach dem Status Quo, mehr noch: Das Nachtleben soll sich nicht über den Stand 2012 hinaus ausweiten. Dennoch heisst es in der Mitteilung: «Ein rein repressives Vorgehen erachten Stadtrat und Regierungsrat als ebenso unwirksam wie eine vollständige Liberalisierung des Nachtlebens.» Die entsprechende Strategie wurden in drei verschiedene Bereiche aufgeteilt: «Nachtleben in Clubs und Bars», «unerwünschte Nutzung durch Gruppierungen» und «Randständige und Asylsuchende» (Link zur Strategie «Nachtleben und öffentlicher Raum».

Illi: Es sind grosse Verbesserungen erkennbar. Gleichzeitig wird der öffentliche Raum immer stärker benutzt. Das Nachtleben hat sich aus unserer Sicht seit den letzten fünf Jahren wirklich positiv entwickelt. Und wir haben sehr viele Erfahrungen gemacht. Und verhältnismässig tauchen weniger Probleme auf.

zentral+: Will Luzern zukünftig speziell reglementierte Ausgangsmeilen? 

Illi: Nein. Wir haben vier inoffizielle Ausgangsmeilen in den Gebieten Neustadt, Baselstrasse, Haldenstrasse und Tribschen. Und wir sind nicht erpicht darauf, dass mehr davon entstehen. Politische Vorstösse wollten Ausgangsmeilen mit speziellen Regeln festlegen. Aber es ist bei bereits bestehenden Stadtgebieten fast unmöglich Einfluss zu nehmen, zum Beispiel einfach den Wohnanteil zu senken.

zentral+: Seit letztem Jahr stellt die Luzerner Polizei vermehrt Probleme mit Gruppierungen von jungen Tamilischen Männern fest, die viel Alkohol konsumieren und für Umstände sorgen. Warum könnte das so sein?

Illi: Das hat viel mit den kulturellen Hintergründen zu tun. Es sind junge tamilische Männer, die hier aufgewachsen sind und sich von ihren Familien emanzipieren. Die Freiheiten, die sie hier geniessen, stossen sich aber vielfach mit den traditionellen Rollenbildern eines tamilischen Mannes. Es ist ein Phänomen, dass vor zwei oder drei Jahren aufgefallen ist. Als die jungen Männer angefangen haben, sich im öffentlichen Raum zu gruppieren.  

zentral+: Eine andere Massnahme zur Förderung der sozialen Kontrolle sind Sommerbars auf öffentlichen Plätzen. Wie sind die Erfahrungen? 

Illi: Die laufen sehr gut. Mittlerweile haben sich drei Bars haben sich von anfänglich umstrittenen Sicherheitsmassnahmen zu beliebten Treffpunkten entwickelt. 

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