Kreditantrag erst 2023

Kritik von links und rechts wegen Inseli-Verspätung

Soll bald noch grüner werden: Das Inseli mit dem Sommer-Cafe Voliere. (Bild: Emmanuel Ammon/AURA)

Der Stadtrat von Luzern will den Kredit für das Inseli-Projekt nun erst Anfang 2023 beim Grossen Stadtrat beantragen. Das sorgt für weitere Verzögerungen in der hitzigen Debatte rund um die Määs und das Inseli.

Eigentlich sollte der Grosse Stadtrat in diesem Sommer über den Projektierungskredit für die Neugestaltung des Inseli abstimmen. Das fällt nun ins Wasser, der Stadtrat will den Kredit neu erst im Jahr 2023 vorlegen. Die Verzögerung will der Stadtrat nun nutzen, um nach Lösungen zu suchen.

Im September 2017 hatte die Stimmbevölkerung knapp ja gesagt zur Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine». Die Juso-Initiative verlangte die Aufhebung der Carparkplätze. Dafür sollte das Inseli grüner werden.

Der Stadtrat versprach damals, dass die Lozärner Määs ihren Platz auf dem Inseli auf jeden Fall wird behalten können. Doch mit dem Ergebnis einer Machbarkeitsstudie ist klar geworden, dass sich der Stadtrat getäuscht hat: Ohne die geteerten Car-Parkplätze würde einem begrünten Inseli die Infrastruktur und der nötige Raum für die Määs fehlen (zentralplus berichtete).

Deshalb will er nun einen alternativen Standort für die Määs finden. Das wiederum passt den bürgerlichen Volksvertretern im Parlament nicht. Sie finden, die Määs müsse auf jeden Fall ihre Heimat auf dem Luzerner Inseli behalten. Vertreter der Mitte-Partei haben deshalb eine Petition mit 3300 Unterschriften für den Erhalt des Inseli-Standorts eingereicht (zentralplus berichtete). Und Vertreter aller bürgerlichen Parteien haben eine Initiative für den Erhalt des Messestandorts lanciert.

Neues Inseli frühestens ab 2028

Nun hat der Stadtrat mit Baudirektorin Manuela Jost entschieden, den Kredit nicht mehr wie vorgesehen im Juni dem Grossen Stadtrat vorzulegen. Neu soll das erst 2023 geschehen, sehr zum Unmut der Parteien.

Die Stadt rechne damit, dass die bereits eingereichte Initiative für eine Määs auf dem Inseli zustande kommt, sagt Manuela Jost gegenüber zentralplus. «Dann ergibt es wenig Sinn, dass wir bereits vor der Sommerpause mit einem Geschäft vor den Grossen Stadtrat treten und noch keine Antwort auf die Initiative geben können.»

Das halbe Jahr, das sich der Stadrat mit dem neuen Terminplan zusätzlich einräumt, will er nutzen, um in zwei seperaten Projekten nach neuen Standorten für die Määs und für die Car-Parkplätze zu suchen. Auch möchte er in dieser Zeit eine Haltung zur Volksinitiative entwickeln, teilt er mit. «Wir wollen zum Standort Määs mehr wissen, bevor wir einen Wettbewerb lancieren», so Manuela Jost.

Bis jetzt hätten die verschiedenen Abklärungen rund um das Inseli die Stadt etwas mehr als 100'000 Franken gekostet, so die Baudirektorin. «Dazu kommen unsere Eigenleistungen.»

Unsichere Zukunft für das Luzerner Inseli

Ziel ist es nun, 2023 ein Wettbewerbsverfahren für die Neugestaltung des Inselis zu starten. Bis 2027 soll dann das Vorprojekt abgeschlossen sein, um im selben Jahr mit der Neugestaltung des Inselis beginnen zu können. So wäre das neue Inseli frühestens 2028 fertig – elf Jahre nach der Annahme der Inseli-Initiative.

Ziel des Stadtrats bleibt es, die Neugestaltung des Inselis möglichst vor Beginn der grossen Arbeiten für den Durchgangsbahnhof abzuschliessen. Dabei ist es beim Inseli schon letzten Juni zu Verzögerungen gekommen (zentralplus berichtete). Das stört Elias Balmer von der Juso Luzern: «Die neuste Verzögerung ist eine weitere Enttäuschung für uns», sagt er. «Ursprünglich war die Neugestaltung des Inseli für 2023 geplant, dann für 2027 und jetzt sind wir bei 2028.»

Es fehle an Pragmatismus und Durchhaltewillen. «Doch was die Bürgerlichen nun machen, ist auch nicht produktiv». Alle bürgerlichen Parteien haben sich hinter die Initiative für den Erhalt der Määs auf dem Inseli gestellt. «Das ist ‹Täubelen› von den Bürgerlichen», sagt Elias Balmer. Denn wegen der Baustelle für den Durchgangsbahnhof könne die Määs ja ohnehin nicht auf dem Inseli bleiben.

Die Petition hat Karin Stadelmann von der Mitte mitlanciert. Sie sagt: «Eine Diskussion braucht es sowieso, egal ob 2022 oder 2023.» Dass der Stadtrat den Projektierungskredit nun erst 2023 darlegen will, sei «einfach eine erneute, mühselige Verzögerung auf der Dauerbaustelle Inseli», schreibt sie zentralplus.

Und am Telefon sagt sie: «Dass Herr Balmer von ‹Täubelen› spricht, finde ich speziell». Denn der Stadtrat habe den Verbleib der Määs auf dem Inseli schriftlich zugesagt. «Und der Entscheid fiel mit 51,6% Ja-Stimmen knapp aus», so Karin Stadelmann. Diesen Entscheid habe man akzeptiert. Aber nun habe sich herausgestellt, dass diesem Entscheid falsche Informationen zu Grunde lagen.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung Stadt Luzern
  • Telefongespräch mit Baudirektorin Manuela Jost
  • Telefongespräch und schriftlicher Austausch mit Karin Stadelmann
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Paul
    Paul, 15.03.2022, 23:52 Uhr

    6 jahre und nichts …. 100‘000 plus „eigen kosten“ ( nochmals 150‘000??) für nada…. Und es wird auch in fünf jahren noch nicht weiter sein. Sehr schwehr aus einem parkplatz eine grüne wiese zu machen. Peindlich

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 15.03.2022, 14:50 Uhr

    Hätte man beim Sale Modulable nicht allzusehr geklugscheissert, wäre das Theater um das Inseli mittlerweile obsolet. Vermutlich dürfte der Wurstverkäufer Number One sogar dort seine feinen Würste verkaufen und das Theater um die Mensa der Uni wäre auch gelöst. Aber eben: Da hat jemand die 200 Millionen vor aller Augen abgezügelt. Schlussendlich kommt dann ein ganz Gescheiter und will das Inseli mit dem Bauschutt des Durchgangsbahnhof aufschütten. Und auf geht’s mit dem Hochwasser! Holdrio.

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    • Profilfoto von Cory Gunz
      Cory Gunz, 15.03.2022, 15:08 Uhr

      Den Nagel auf den Kopf getroffen, wie ich deine Kommentare liebe!

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      • Profilfoto von Michel von der Schwand
        Michel von der Schwand, 16.03.2022, 08:21 Uhr

        Diesen Nagel kann man aus meiner Sicht nur auf den Kopf treffen. Schön, dass du dich an meinen Kommentaren erfreust. Danke vielmals.

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