Keine Transparenz in subventionierten Betrieben

Luzerner sollen nicht erfahren, wie viel ihr Theaterdirektor verdient

Wie hoch die Löhne am Luzerner Theater sind, wird weiterhin ein Geheimnis bleiben.

(Bild: Bildmontage bic)

Institutionen wie die Wirtschaftsförderung oder das Luzerner Theater werden hauptsächlich mit Steuergeldern finanziert. Doch über die Löhne in den Betrieben herrscht eisernes Schweigen. Dies dürfte auch so bleiben, trotz Bemühungen nach mehr Transparenz.

Die Löhne in öffentlichen und teilstaatlichen Betrieben geben immer wieder zu reden. Deshalb hat der Luzerner Kantonsrat vor gut einem Jahr ein neues Gesetz verabschiedet, das die Offenlegung der Saläre der Geschäftsleitungsmitglieder in Institutionen wie dem Kantonsspital oder der Universität verlangt. Alle grossen Betriebe haben die Vergütungen in der Folge zu Beginn dieses Jahres veröffentlicht (zentralplus berichtete).

Anders gelagert ist die Situation indes bei grossen Luzerner Kulturbetrieben wie dem Luzerner Theater, dem Sinfonieorchester (LSO) sowie der Wirtschaftsförderung, die zu einem grossen Teil durch öffentliche Subventionen finanziert werden. Insgesamt handelt es sich dabei um dutzende Betriebe in den Bereichen Bildung, Soziales, Standortförderung und Kultur. Im Gegensatz zu ihren Kollegen in den teilstaatlichen Betrieben herrscht hier bei den Chefs bezüglich ihrer Löhne aber teilweise eisernes Schweigen.

Politiker wollen den Durchblick

Doch das ist nicht neu: «Kulturmanager: Die Cheflöhne sind ein Staatsgeheimnis», titelte das Konsumentenmagazin «Saldo» vor zwei Wochen. Ein Versuch, Klarheit über die Löhne von Intendanten und Regisseuren in verschiedenen Kulturbetrieben, darunter auch beim Luzerner Theater, zu erlangen, schlug fehl. 

Politiker der Grünen und der SP wollen diesem Treiben nicht länger zusehen. Sie verlangen nun per Vorstoss Transparenz über die Gehälter in den entsprechenden Leitungsgremien. Insbesondere das Luzerner Theater als grösster Subventionsempfänger lässt sich die öffentliche Hand einiges kosten. Rund 21 Millionen Franken überweisen die Steuerzahler der Stadt und des Kantons jährlich an den Kulturbetrieb.

«Chef der Wirtschaftsförderung verdiente zu viel»

Die Forderung der Linken: Betriebe, deren Gesamtaufwand mindestens zur Hälfte mit Staatsbeiträgen finanziert wird, sollen im Geschäftsbericht die Entschädigungen ihrer Leitungsorgane ausweisen müssen. Dies könne beispielsweise durch eine Veröffentlichung auf der Homepage geschehen. Betroffen wären Betriebe, die mehr als 50’000 Franken im Jahr erhalten.

«Die Löhne im Kulturbereich bewegen sich grundsätzlich auf tieferem Niveau als in der Privatwirtschaft.»

Adrian Balmer, Direktor Luzerner Theater

«Auslöser war die Diskussion um die Entlöhnung des Geschäftsführers der Wirtschaftsförderung», begründet Kantonsrat Urban Frye (Grüne) den Vorstoss. Der Betrieb erhält jährlich 600’000 Franken vom Kanton. «Das Gerücht war, dass der Cheflohn exorbitant hoch sei und in keinster Weise einer angemessenen Entlöhnung für die Führung einer kleineren Institution mit wenigen Mitarbeitern entspreche», so Frye.

Aber auch die stark subventionierten Kulturbetriebe würden sich in Bezug auf die Offenlegung der Entschädigungen wenig vorbildlich verhalten, obwohl diese zu fast 100 Prozent vom Steuerzahler alimentiert seien.

Regierungsrat ist dagegen

Von Fryes Forderungen möchte der Regierungsrat allerdings nichts wissen. «Der administrative Aufwand für die entsprechende Aufarbeitung würde den Nutzen bei Weitem übersteigen», so die Regierung.

Stattdessen setzt sie auf Freiwilligkeit: «Der Regierungsrat geht aber davon aus, dass die erwähnten Institutionen ihre Eigenverantwortung wahrnehmen und die Entschädigungen von sich aus publizieren», begründet die Exekutive. Zudem würde sie die betroffenen Betriebe auch regelmässig dazu anhalten.

Zurückhaltung bei der Wirtschaftsförderung

Und wie stehen die betroffenen Betriebe zur geforderten Transparenz? «Zu meinem Lohn habe ich mich bereits im Mai dieses Jahres in einem Interview geäussert», sagt Ivan Buck, Chef der Wirtschaftsförderung, auf Anfrage. Weiteres gebe es deshalb dazu nicht zu sagen.

Von einem Exzess, wie er von verschiedener Seite immer wieder angeprangert wurde, könne jedenfalls keine Rede sein. Zumal sich dieser im Gegensatz zu seinem Vorgänger deutlich reduziert habe. Auch dass sein Gehalt höher sei als das eines Regierungsrates, wie moniert wurde, sei absolut falsch.

«Es ist ein guter Lohn, der in der Bandbreite des Lohns eines Dienststellenleiters beim Kanton liegt», so Buck lapidar. Dieser liegt bei maximal 215’000 Franken im Jahr. Mehr lässt er sich nicht entlocken.

Luzerner Theater bleibt eine Dunkelkammer

Komplett verschlossen gibt sich hingegen Adrian Balmer, Direktor des Luzerner Theaters: «Wir geben die Löhne unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht bekannt.» Er begründet dies unter anderem mit dem Datenschutz der Angestellten.

Das Luzerner Theater sei privatrechtlich organisiert und wie in jeder Unternehmung spiele daher hinsichtlich der Löhne auf allen Stufen der nationale und internationale Markt eine Rolle, so Balmer. «Die Löhne im Kulturbereich bewegen sich grundsätzlich und allerorts auf tieferem Niveau als in der Privatwirtschaft», sagt er. Ob dies zutrifft, lässt sich aufgrund der Verschwiegenheit nicht eruieren. Die «Weltwoche» schätzte das Gehalt von Andreas Homiki, dem Intendanten des Opernhauses Zürich, jedenfalls auf rund 600’000 Franken.

Mit seinen Ausführungen schliesst Balmer denn auch an die Argumentation vieler seiner Kollegen in der Schweiz an, die immer wieder die privatrechtliche Organisation der Kulturinstitutionen ins Feld führen. Numa Bischof, Geschäftsführer des Luzerner Sinfonieorchesters, weilt derzeit in den Ferien und war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

«Transparenz schafft Vertrauen»

Entsprechend enttäuscht zeigt sich Kantonsrat Frye: «Es geht um Transparenz und auch um Prävention. Wenn alles in Ordnung ist und die Saläre offengelegt werden, schafft dies Vertrauen.» Dieses könne der Kanton aufgrund der aktuellen finanziellen Lage gut gebrauchen.

«Es braucht etwa fünf Minuten, die Gehälter in den Geschäftsbericht einzufügen.»

Urban Frye, Kantonsrat (Grüne)

«Ausser bei der Wirtschaftsförderung, wo die Löhne nun angepasst wurden, denke ich, dass die Löhne absolut angemessen sind», führt Frye aus. Deshalb sehe er keinen Grund, diese nicht zu veröffentlichen. Zumal sich auch der Aufwand dafür absolut in Grenzen halte. «Das sind vier Zeilen. Es braucht also etwa fünf Minuten, die Gehälter in den Geschäftsbericht einzufügen», so der Parlamentarier. Die Argumentation des Regierungsrates sei deshalb eine reine Schutzbehauptung. «Er will einfach nicht», so Frye.

Folglich werde er die Exekutive weiterhin auf diese Schwachstelle hinweisen. «Ich bin überzeugt, dass auch die Luzerner Regierung die heute absolut gängigen Standards, wie sie bei von anderen Kantonen bei den meisten Institutionen angewandt werden, einführen wird. Leider halt als einer der letzten Kantone», sagt Frye.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Ria7Bucher
    Ria7Bucher, 09.10.2018, 21:22 Uhr

    Danke für diesen Beitrag. Beim Kanton Luzern, resp. der Verwaltungsabteilung könnte man auch mal nachfragen… sind mir mehrere Personen bekannt die dort in 100 % Pensen für 100 % Arbeit bezahlt werden (von unseren Steuern) jedoch nur Arbeit für 20 – 40 % bekommen und sich die restliche Zeit mit Facebook, Youtube etc. beschäftigen.

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