Luzerner Regierung unterstützt plötzlich «Tractor Pulling»
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Noch vor zwei Jahren zog die Luzerner Regierung den Traktoren praktisch den Stecker. Der Anlass auf der Knutwiler Höhe verstosse gegen Bundesrecht. Nun klingt es auf einmal wieder komplett anders: Der Regierungsrat gibt den Weg für die «Power Days» frei.
Traktoren mit einer unvorstellbaren Kraft unter der Motorhaube. Zehntausende Zuschauerinnen, welche zusehen, wie diese «Monster» sich und den angehängten Bremswagen über 100 Meter über den Acker zerren. Das sind kurz zusammengefasst die «Power Days» in Knutwil.
Wenn die Maschinen voll aufdrehen, spritzt die Erde in die Höhe und dicker schwarzer Rauch steigt in den Himmel. Das Treiben ist einigen ein Dorn im Auge und so hagelte es auch von politischer Seite Kritik. SP-Kantonsrätin Isabella Schwegler sagte vor zwei Jahren: «Klimaschutz verträgt sich nicht mit Tractor Pulling.»
Die Luzerner Regierung hielt damals in ihrer Antwort auf die Anfrage von Schwegler fest, dass beim Tractor Pulling «eine mit den bundesrechtlichen Vorgaben nicht vereinbare Bodenbelastung» entstehe. Auch widerspreche der Anlass den Bewilligungskriterien des Kantons, da beim Einsatz von schweren Motorsportgeräten «Bodenverdichtungen unvermeidbar» seien (zentralplus berichtete).
Zwei Jahre später – Regierung äussert sich nun anders
Ein Blick in den Veranstaltungskalender zeigt: Im August dieses Jahres sollen die «Power Days» – das Tractor Pulling in Knutwil wieder stattfinden. Samuel Zbinden, Kantonsrat der Grünen/Jungen Grünen, wollte es genau wissen und fragte deswegen beim Regierungsrat nach.
Die Antwort: «Aus umweltrechtlicher Sicht wurde in den letzten Jahren festgehalten, dass es sich rechtfertigen lasse, diese zeitlich klar begrenzte Veranstaltung mit den entsprechenden Auflagen weiter zu dulden.» Ein Faktor sei auch, dass die Power Days auf der gleichen Strecke und dem gleichen Boden stattfänden.
«Wenn es nötig ist, bin ich bereit, bis vor Bundesgericht zu gehen für die Power Days.»
OK-Präsident Daniel Kunz
Samuel Zbinden hätte diese Antwort der Regierung nicht erwartet. «Ich bin enttäuscht und überrascht von dieser Begründung.»
Freude hingegen herrscht beim OK-Präsidenten. Daniel Kunz sagt: «Wir geben uns Mühe und halten uns an die Gesetze. Es ist schön zu hören, dass es gut aussieht für unseren Anlass.»
So sieht es aus, wenn die PS-Monster ihre Show in Knutwil zeigen:
Warum ist jetzt das Bundesrecht kein Problem mehr?
Vor zwei Jahren stellte die Regierung ja noch klar, dass der Anlass gegen Bundesrecht verstosse. Die Kriterien für die Bewilligungsfähigkeit seien nicht erfüllt. «Der Anlass ist daher eigentlich gar nicht bewilligungsfähig», sagt Zbinden. «Es wirkt auf mich nach einer politisch motivierten Antwort.»
Der Politiker sieht auch, dass der Anlass bei einem Teil der Bevölkerung sehr beliebt ist. Bis 30’000 Personen besuchten jeweils das Tractor Pulling in Knutwil. «Eventuell fürchtet sich die Regierung auch vor den Reaktionen, die es gibt, wenn der Anlass gestrichen wird», so Zbinden. Dass die Pulling-Fans durchaus starke Emotionen haben, hat Zbinden schon mehrfach selbst erfahren. «Auf Social Media und per Mail schlugen mir sehr viel Hass und Beleidigungen entgegen.»
«Als Nächstes werden wir die Frage um die Power Days im Kantonsrat im Juni diskutieren.»
Kantonsrat Samuel Zbinen
OK-Präsident Daniel Kunz betont, dass bei einer solchen Auslegung des Rechts viele Anlässe in der Schweiz in ein Problem laufen würden. «Dann dürfte bei keinem Anlass ein Auto auf einem Feld abgestellt werden. Es kann ja nicht sein, dass dies bei einer Veranstaltung egal ist und bei einer anderen nicht.» Er habe der Bewilligung auch die Bodendruckberechnungen beigelegt. «Ein Traktor bringt zwischen 0.63 und 0,8 Kilogramm Druck pro Quadratzentimeter auf den Boden. Ein VW Bus liegt schon bei 2.8 Kilo pro Quadratzentimeter.»
Tractor Pulling Knutwil: Das letzte Wort ist nicht gesprochen
Nun liegt also die Antwort des Regierungsrats auf dem Tisch. «Als Nächstes werden wir die Frage um die Power Days im Kantonsrat im Juni diskutieren. Ich werde Stellung beziehen und die Regierung darauf hinweisen, dass sie vor zwei Jahren noch ganz anders gesprochen hat», erklärt Samuel Zbinden.
Die Veranstalter sind optimistisch, dass sie die Bewilligungen erhalten und die Motoren in diesem Jahr wieder aufheulen werden. Auch ist OK-Präsident Daniel Kunz bereit, für seinen Anlass weit zu gehen. «Wenn es nötig ist, bin ich bereit, bis vor Bundesgericht zu gehen für die Power Days.»
Auch Samuel Zbinden wird nicht aufgeben und sagt abschliessend: «Wir werden an der Sache dranbleiben und immer wieder nachfragen.» Es scheint so, als ob beide Parteien weiterhin genauso viel Energie brauchen werden wie die Traktoren auf der Knutwiler Höhe.
- Antwort aus dem Regierungsrat Nummer A 853
- Telefonate mit Samuel Zbinden und Daniel Kunz
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