Keine Abstimmungsempfehlung

Luzerner Katholiken halten sich bei «Ehe für alle» zurück

Die Katholische Landeskirche Luzern will sich bei der «Ehe für alle» nicht exponieren. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Sollen schwule und lesbische Paare heiraten dürfen? Das müssen die Mitglieder selber entscheiden, findet die römisch-katholische Landeskirche Luzern. Der Synodalrat hat beschlossen, von einer Abstimmungsempfehlung für die «Ehe für alle» abzusehen.

Am 26. September stimmt die Schweiz über die «Ehe für alle» ab: Die Vorlage will homosexuelle Paare zivilrechtlich gleichstellen. Bei einem Ja dürfen in Zukunft auch Schwule und Lesben heiraten und Kinder adoptieren. Lesbische Paare erhalten zudem Zugang zur Samenspende.

Geht es ums Heiraten, schalten sich oft auch kirchliche Kreise in die Debatte ein. So auch bei der «Ehe für alle». Doch die Kirchen sind sich nicht einig. Während die Schweizerische Bischofskonferenz den Ehe-Begriff nicht ausweiten will, spricht sich der Katholische Frauenbund für die Vorlage aus. Auch die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz befürwortet die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auf zivilrechtlicher Ebene.

Katholische Landeskirche will verschiedene Ansichten nicht werten

Entsprechend weht auch bei der Reformierten Kirche Luzern dieser progressive Geist. Gleichgeschlechtliche Paare können sich schon länger segnen lassen. Und so begrüsst Lilian Bachmann auch den nächsten Schritt. «Wir verstehen uns als Volkskirche und sind für alle da. Vor Gott und dem Gesetz sollen alle Menschen gleich sein», sagte die Synodalratspräsidentin kürzlich gegenüber der «Luzerner Zeitung». «Die Gleichstellung aller Menschen – auch bei der Ehe – ist ein Menschenrecht.»

«Die Stimmbürger sind mündig und sollen eigenverantwortlich über die Vorlage entscheiden.»

Dominik Thali, römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern

Anders die römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern. Der Synodalrat, die Exekutive des kirchlichen Parlaments, hat die «Ehe für alle» diese Woche diskutiert – und beschlossen, keine Abstimmungsempfehlung festzulegen. Obwohl viele die Ehe mit der Kirche in Verbindung bringen, handle es sich um eine zivilrechtliche Frage, sagt Mediensprecher Dominik Thali.

«Die Stimmbürger sind mündig und sollen eigenverantwortlich über die Vorlage entscheiden», sagt er. Die Kirchenmitglieder hätten politisch unterschiedliche Heimaten – und die einzelnen Ansichten wolle man nicht werten. Auch die Katholische Kirche Stadt Luzern hat keine offizielle Haltung zur «Ehe für alle» und werde keine entsprechende Parole fassen, sagt Sprecher Urban Schwegler.

Vorsicht nach Konzernverantwortungs-Initiative

Das mag erstaunen, ist doch die Ehe ein Thema, das der Kirche nahe steht. Näher zumindest als die Konzernverantwortungsinitiative vom letzten November, die viele Akteure aus Kirchenkreisen und auch die katholische Kirche Stadt Luzern öffentlich befürworteten. Doch genau das rief auch Kritik hervor – und sorgte für eine öffentliche Debatte darüber, ob die Landeskirchen sich in die Politik einmischen dürfen.

Ob die aktuelle Zurückhaltung damit zu tun hat, lässt die Katholische Kirche Luzern unbeantwortet. Sprecher Dominik Thali verweist darauf, dass die Landeskirche Luzern auch zur Konzernverantwortungsinitiative keine Abstimmungsempfehlung abgegeben habe. Der Synodalrat liess damals lediglich zu, am landeskirchlichen Sitz in Luzern Transparente des Ja-Komitees aufzuhängen.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


2 Kommentare
  • Profilfoto von Braunschweig-Lütolf Ursula
    Braunschweig-Lütolf Ursula, 28.08.2021, 18:51 Uhr

    feige

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Kathrin Gut
    Kathrin Gut, 27.08.2021, 21:11 Uhr

    Fortschrittliche Einstellung der Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz und des Katholischen Frauenbundes. Die Vorlage bringt gleichberechtigung für alle erwachsenen Menschen die den Bund der Ehe eingehen wollen. Es gibt mehr als eine Studie die aussagt, dass durch die Anerkennung den queeren Menschen viel Leid erspart bleibt und die Suizidrate abnimmt. Ebenfalls werden die Rechte der Regensbogenfamilien gestärkt, was sich für die Kinder positiv auswirkt. Ein klares JA für die Ehe für alle und gleichberechtigte Liebe für alle.

    👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon