Zoff zwischen JCVP und Jungfreisinnigen

Luzerner Jungparteien streiten über Ständerats-Wahlempfehlungen

Damian Müller und Andrea Gmür (Bildmitte) können auf die Unterstützung von FDP und CVP zählen. (Bild: zvg)

Während FDP und CVP bei den Wahlen zusammenspannen, wollen die Jungparteien davon nichts wissen. Andrea Gmür passt den Jungfreisinnigen nicht.

Die historische Rivalität zwischen CVP und FDP scheint im Kanton Luzern vergessen. Die beiden Parteien gehen bei den Nationalratswahlen eine Listenverbindung ein, unterstützen gegenseitig die Kandidaturen für den Ständerat und wollen auch im Kantonsrat künftig enger zusammenarbeiten (zentralplus berichtete). Bei den Jungparteien ist von dieser Einigkeit jedoch wenig zu spüren.

Bei den Ständeratswahlen empfiehlt die Junge CVP ausschliesslich Andrea Gmür (CVP) und die Jungfreisinnigen setzen einzig auf Damian Müller (FDP). Die JCVP ist darüber aber nicht glücklich. «Gerne hätten wir, wie von unseren Mutterparteien vorgemacht, einen gemeinsamen Wahlvorschlag zusammen mit den Jungfreisinnigen Kanton Luzern eingereicht», schreibt JCVP-Präsident Elias Meier in einer Mitteilung.

Für Meier eine erstaunliche Haltung

Mehrmals habe man erfolglos das Gespräch mit der Parteileitung der Jungfreisinnigen gesucht. Meiers Fazit: «Die Jungfreisinnigen stehen nicht zum Sitzanspruch der mit Abstand wählerstärksten Partei im Kanton Luzern.»

Für Meier ist diese Haltung erstaunlich. Vor vier Jahren hätten die Jungfreisinnigen die JCVP um Hilfe gebeten und auf einen gemeinsamen Wahlvorschlag hingearbeitet. FDP-Kandidat Damian Müller trat damals neu an, die Hilfe kam gelegen. «Für die JCVP Kanton Luzern war damals wie heute klar, wir stehen für zwei Ständeräte der konstruktiven bürgerlichen Mitte ein», so Meier.

Jungpartei will sich abgrenzen

Es waren also die Jungfreisinnigen, welche die Zusammenarbeit in diesem Jahr ablehnten. Damit wird der Vorwurf des Egoismus laut. Vor vier Jahren wünschten die Jungfreisinnigen die Zusammenarbeit ausdrücklich, um den Sitz zu verteidigen. Jetzt, da es für die CVP um die Verteidigung des Mandats geht, verwehrt man sie.

«Das sind persönliche Meinungen, die so nicht eins zu eins auf die Partei anzuwenden sind.»

Ramon Bisang, Präsident der Jungfreisinnigen

Ramon Bisang, Präsident der Jungfreisinnigen, erklärt den Alleingang: «Für uns ist die Kandidatin der CVP Andrea Gmür in den wichtigen Fragen für unsere Generation politisch zu weit entfernt.» Kritisch betrachten die Jungfreisinnigen etwa Gmürs Engagement für die gescheiterte AHV-Reform.

Die Delegiertenversammlung der FDP hat für eine Listenverbindung der Mutterpartei mit der CVP gestimmt. Bisang schätzt diese Zusammenarbeit denn auch positiv ein. «Als Jungpartei allein haben wir aber gewisse Limiten und können uns stärker abgrenzen», sagt er. Man würde eine klare liberale Linie vertreten. Im Vorstand habe Konsens darüber geherrscht, dass einzig eine Unterstützung für Damian Müller in Frage komme.

Jungfreisinnige stehen auf Grüter

Allein Gmürs Haltung zur AHV-Reform vermag die Abneigung der Jungfreisinnigen jedoch nicht vollständig zu erklären. Schliesslich galt der bisherige CVP-Ständerat Konrad Graber als Architekt der Altersreform. Viel eher hängt das Ganze damit zusammen, dass SVP-Kandidat Franz Grüter bei den Jungfreisinnigen gut ankommt. Gleich drei der neun Vorstandsmitglieder sind im Komitee des SVP-Nationalrates.

«Es gilt, diesen Entscheid der Jungparteien zu akzeptieren.»

FDP-Ständerat Damian Müller

«Das sind persönliche Meinungen, die so nicht eins zu eins auf die Partei anzuwenden sind», sagt Bisang dazu. «Das E-Voting ist bei den Jungfreisinnigen ein grosses Thema und Franz Grüter setzt sich an vorderster Front dagegen ein. Das bringt ihm viel Sympathie aus unseren Reihen», begründet Bisang. Eine Empfehlung, Grüter zu wählen, sei im Vorstand jedoch kein Thema gewesen.

Ständerat Damian Müller sagt auf Anfrage: «Es gilt, diesen Entscheid der Jungparteien zu akzeptieren.» Zur Kritik der Jungfreisinnigen an Andrea Gmür sagt er: «Ich hätte es begrüsst, die Jungpartei hätte ein Hearing mit den bürgerlichen Kandidaten durchgeführt, eine saubere Ausgangslage geschaffen und anschliessend einen Entscheid gefällt.»

Schafft Damian Müller die Wahl übrigens im ersten Wahlgang, wird er noch als Jungfreisinniger gewählt. Zwischen den Wahlgängen wird Müller 35. Mit diesem Alter scheidet man bei den Jungfreisinnigen aus.

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