Kommentar von René Regenass

«Luzerner haben feines Gespür fürs Machbare»

Mit der neuen BZO geht Luzern einen Kompromiss ein. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

«Gegen 61 Prozent der Stadtluzerner Stimmbevölkerung sagen Ja zur neuen BZO. Das ist – nach zwei empfindlichen Niederlagen im letzten Jahr  (Wohnrauminitiative und Industriestrasse) – ein Erfolg für den Stadtrat und die Politik der Parteien. Nur der Seeburg-Handel ging beim Volk nicht durch. Mit dem Ja zur BZO und dem Nein zum Hochhaus in der Seeburg bezeugen die Luzernerinnen und Luzerner ein feines Gespür für das Machbare.

Die Bau- und Zonenordnung ist ein Kompromiss zwischen baulicher Verdichtung, Arbeits- und Wohnanteilen. Das Gute sind die durchmischten Zonen mit Wohn- und Geschäftsräumen. Ein Mangel ist der geringere Wohnanteil in Hirschmatt, Neustadt und Bruchquartier, den die neue BZO möglich macht. In dieser Wohnanteilzone 2 zum Beispiel geht der maximale Wohnanteil bei fünf Stockwerken und einem Attikageschoss von 100 auf 82 Prozent zurück. Das hat der Stadtrat in seiner Antwort auf eine SP-Interpellation schriftlich festgehalten. Ob es dazu kommen wird, hängt von den Grundeigentümern ab. Doch bei Neubauten oder neubauähnlichen Renovationen hat der Stadtrat keine gesetzliche Handhabe, um eine andere Nutzung zu verlangen.

Bei der Argumentation für oder gegen die neue BZO ging fast etwas vergessen, dass die neue Ordnung drei Bauflächen an der Bernstrasse, beim Urnerhof und an der Industriestrasse für den gemeinnützigen Wohnungsbau reserviert, ganz im Sinne der Zustimmung zur Wohnrauminitiative im letzten Jahr.

Das Nein zum Hochhaus in der Seeburg hat weniger mit dem hohen Haus als mit dem trüben Handel zu tun, den die Stadt mit dem Hotelbesitzer in der Seeburg eingegangen ist. Sicher rechtfertigt die historische Gebäudegruppe des Jesuitenhofes mit dem wunderschönen Panoramasaal im Chalet Gardenia , die zum Hotelbesitz gehört, ein Engagement der Stadt für deren Erhaltung. Aber nicht verquickt mit der Baubewilligung für ein Hochhaus. Die Stadt wird hier einen anderen Weg suchen müssen.

Die Zustimmung zum Hochhausstandort im Steghof ist für die Anwohner unerfreulich. Man wird den Stadtrat gegebenenfalls an sein Versprechen für eine städtebaulich und architektonisch hohe Qualität bei Hochhäusern erinnern müssen, auch im Fall der jetzt durch die neue BZO möglichen Hochhausstandorte am Pilatusplatz und am Bundesplatz. Hier ist allerdings Augenmass gefragt. Auf der Allmend sind die Hochhäuser 88 und 77 Meter hoch, im Steghof sind 45, am Pilatusplatz 35 Meter vorgesehen. 

Wer die Abstimmungsresultate in den Urnenkreisen anschaut, stellt mitunter Erstaunliches fest: Im Obergrund, in der Moosmatt und in der Sternmatt sind die Nein-Anteile zur BZO höher als in der vom geringeren Wohnanteil betroffenen Hirschmatt und Neustadt. Und die Urnenkreise Seeburg, Würzenbach, Halde und Tribschen haben dem Hochhaus in der Seeburg zugestimmt.»

 

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