Luzerner Komitee plant einen Film

Bypass-Gegner kritisieren «schönfärberische» Unterlagen

Dominik Hertach (links), Milena Hess und Felix Kaufmann fordern den Verzicht auf das Bypass-Projekt. (Bild: jal)

Die Gegner des Luzerner Autobahnprojekts gehen in die Offensive: Weil Bund und Kanton ihrer Meinung nach die problematischen Seiten unterschlagen, wollen sie mit einem eigenen Film Gegensteuer geben. Ist es dafür nicht zu spät?

Er erinnert dem Namen und der Idee nach an «Luzern der Film»: Die Dokumentation, die vor den letzten kantonalen Wahlen 2019 die Luzerner Steuerstrategie kritisch unter die Lupe nahm (zentralplus berichtete). Nun ist mit «ByeBypass – der Film» ein neues politisches Werk geplant.

Hinter dem Projekt steht das Komitee Bypass Nein, ein Zusammenschluss von 16 Organisationen, Gruppen und Privatpersonen, die das Luzerner Autobahnprojekt bekämpfen. Im Mai gegründet lanciert es jetzt die erste grössere Aktion: Ein Animationsfilm soll zeigen, dass der geplante Autobahnausbau den Klimaschutzbestrebungen zuwiderläuft, wie es in einer Mitteilung heisst.

Mittel gegen zu «schönfärberische» Informationen

«Der Film wird in aller Kürze aufzeigen, worum es beim Bypass geht und was die Auswirkungen auf die Stadt Luzern und die Agglomeration sind», erklärt Michael Töngi vom Gegner-Komitee. «Wir merken in Gesprächen, dass der Bypass – ausser vielleicht in Kriens – für viele Leute nicht fassbar ist.» 

«In den Unterlagen werden die problematischen Seiten unterschlagen.»

Michael Töngi, Komitee Bypass Nein

Mit dem Bypass plant der Bund zwischen Emmen Süd und Kriens einen neuen Tunnel, der die Verkehrssituation in und um Luzern entlasten soll. Die Kosten für das Megaprojekt werden auf 1,7 Milliarden geschätzt.

Bisher hätten vor allem Bund und Kantone über das Projekt informiert – laut den Gegnern aber nicht ausgewogen genug. «In diesen Unterlagen werden die problematischen Seiten unterschlagen und teilweise schönfärberisch mit Schlagworten operiert wie ‹Region besser erreichbar›», sagt Michael Töngi. Dem will das Komitee Gegensteuer geben.

Auf die Frage, ob es nicht Augenwischerei sei, wenn die Bypass-Kritiker behaupten, ihr Film trage dazu bei sich eine eigene Meinung zu bilden, sagt er: «Eine Meinung macht man sich immer, indem man sich verschiedene Darstellungen anschaut und sich vielfältig informiert.»

Hoffen auf Umdenken dank Druck von unten

Das Bypass-Projekt ist letzten Sommer öffentlich aufgelegt worden. Inzwischen sind die Einspracheverhandlungen aufgenommen worden. Kommt ein Film, der gegen das Projekt mobil machen will, da nicht zu spät?

Michael Töngi findet nicht. «Die Luzerner Bevölkerung hatte nie eine Mitsprachemöglichkeit zum Bypass, da über das Projekt im eidgenössischen Parlament entschieden wurde», sagt der Nationalrat der Grünen. «Trotzdem ist der Druck von unten sehr wichtig, damit die Entscheidungsträger umdenken – das Projekt ist ja noch längst nicht realisiert.»

Der Luzerner Nationalrat Michael Töngi (Grüne) engagiert sich im Komitee Bypass Nein. (Bild: ida)

Dass der Widerstand erst jetzt richtig aufflammt, hat laut Töngi damit zu tun, dass der Autobahnzubringer Spange Nord zunächst konkreter war. Aufgrund der vielen kritischen Stimmen hat der Kanton das Projekt bekanntlich ad acta gelegt. «Jetzt sorgen sich immer mehr Personen über die negativen Auswirkungen des Megaprojekts Bypass», sagt Töngi. 

Derzeit sammelt das Komitee via Crowdfunding Geld, damit der Film realisiert werden kann. Bis am Samstagmittag sind rund 1600 Franken zusammen gekommen, benötigt werden 3000. Zusätzliche Einnahmen sollen in die Verbreitung des Films fliessen, die in erster Linie online und über die sozialen Medien erfolgt. Produziert wird der Streifen vom Illustrator und Animationsfilmer Jonas Ott.

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