Luzern will Frauen und Ausländer für Zivilschutz begeistern
:focal(1401x368:1402x369)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2023/04/zivilschutz_karin_stadelmann.jpg)
Der Zivilschutz und die Feuerwehr ringen um neue Mitglieder. Gemäss der Luzerner Mitte-Kantonsrätin Karin Stadelmann könnten Frauen in die Bresche springen. Mit ihrem Vorschlag rennt sie bei der Regierung offene Türen ein.
Terror- und Cyberattacken, Stromausfälle, Pandemien oder die sommerlichen Überschwemmungen, mit denen der Kanton Luzern zu kämpfen hatte: Bei solchen Bedrohungen rückt der Zivilschutz aus. Doch dieser kämpft bereits seit einigen Jahren mit Personalmangel (zentralplus berichtete). Nicht nur er, auch andere Bevölkerungsschutzorganisationen wie die Feuerwehr oder Rettungsschwimmer haben Nachwuchssorgen.
Ein Umstand, der auch Mitte-Kantonsrätin Karin Stadelmann Sorgen macht. In einem Postulat schlägt sie deshalb vor, dass Frauen in die Bresche springen. Diese müssten künftig an einer obligatorischen Info-Veranstaltung über den Bevölkerungsschutz teilnehmen (zentralplus berichtete). Denn bisher können sie diese gemäss Militärgesetz freiwillig besuchen – sind aber nicht verpflichtet.
Bund beschäftigt sich mit Dienstpflicht für Frauen
Eine solche Veranstaltung hätte sie sich früher gewünscht, wie Karin Stadelmann auf Anfrage schreibt. «Hätte ich früher gewusst, welche Angebote es im Bereich Bevölkerungsschutz gibt, hätte ich mich womöglich auch früher entschieden, den First Responder zu machen.» Sie geht sogar noch einen Schritt weiter: «Und wer weiss, vielleicht hätte ich gar eine Karriere im Bereich der Armee eingeschlagen.»
«Ein Engagement für den Bevölkerungsschutz (...) muss nicht zwingend an den Schweizer Pass geknüpft sein.»
Karin Stadelmann, Luzerner Mitte-Kantonsrätin
Wie sich nun zeigt, rennt sie mit ihrem Vorschlag offene Türen ein. Der Luzerner Regierungsrat möchte ihr Postulat für erheblich erklären. Für die Luzerner Regierung haben insbesondere die Krisen der letzten Jahre gezeigt: «Wir benötigen einen funktionierenden Bevölkerungsschutz, der für alle Arten der Krisenbewältigung gerüstet und auch personell zukunftssicher ausgestattet ist.» Doch er beobachte, dass die Rekrutierung von «ausreichendem und gutem Personal» zunehmend schwieriger werde.
Ein Dilemma, das auch den Bund umtreibt. Derzeit befasst er sich mit der verfassungsrechtlichen Frage, ob Frauen künftig auch dienstpflichtig sind (zentralplus berichtete). Bis diese Frage geklärt und eine entsprechende Änderung umgesetzt wird, könnten jedoch zehn oder mehr Jahre vergehen, wie der Regierungsrat schreibt. Statt auf die Lösung des Bundes zu warten – wie so oft –, will Luzern deshalb selbst aktiv werden.
Kanton Luzern will eine obligatorische Veranstaltung einführen
Er verweist dabei auf zwei Lösungsvorschläge, die derzeit ausgearbeitet werden. Zum einen hat die Regierungskonferenz Militär, Zivilschutz und Feuerwehr vorgeschlagen, «Sicherheitswochen» auf der Sekundarstufe II durchzuführen – also an Berufsschulen, Fachmittelschulen oder Gymnasien ab der 4. Klasse. Zum anderen entwickelt die Zentralschweizer Polizeidirektorinnen- und -direktorenkonferenz ein Konzept zur Durchführung von Info-Veranstaltungen über Rettungs- und Sicherheitsorganisationen. Ab dem kommenden Jahr soll es dazu Thementage im Verkehrshaus geben.
Die Luzerner Regierung geht jedoch noch einen Schritt weiter: Sie ist der Meinung, dass weitere Informationsmassnahmen nötig seien – auch wenn diese mit «erheblichem personellem und finanziellem Mehraufwand» verbunden seien. Bis Anfang 2024 möchte die Regierung deshalb mit betroffenen Organisationen Varianten für eine obligatorische Sicherheitsveranstaltung ausarbeiten. Diese würde nicht nur Frauen, sondern auch niedergelassene Ausländerinnen und Ausländer ansprechen.
Karin Stadelmann ist sehr zufrieden
Karin Stadelmann freut sich sehr über die Antwort: «Dass die Regierung nun so schnell im Bereich des Bevölkerungsschutzes und der Rekrutierung vorwärtsmachen will, zeigt: Sie sind sich bewusst, dass wir handeln müssen und jederzeit von neuen Krisen ereilt werden können.» Auch dass die Regierung nicht auf die Lösung des Bundes warten will und im Rahmen ihrer Möglichkeiten handelt, begrüsse sie.
- Nicht nur an der Info-Veranstaltung – sie sollen ebenfalls dienstpflichtig sein.
- Definitiv, zumindest über Feuerwehr und Co. informiert werden, sollte Pflicht sein.
- Nein, nur Informieren bringt doch sowieso nichts.
Dass 2024 ein Vorschlag auf dem Tisch liegen soll, sei «vorausschauend»: «Krisen lassen sich nicht planen, aber entsprechende und frühzeitige Vorbereitungen helfen, solche Krisen in unserem Kanton besser zu meistern.» Die Erweiterung der Zielgruppe von Frauen auf Ausländer hält Stadelmann für sinnvoll. Gleiches prüfe auch der Kanton Aargau. «Ein Engagement für den Bevölkerungsschutz ist vielseitig möglich, das muss nicht zwingend an den Schweizer Pass geknüpft sein.»
- Schweizer Militärgesetz
- Postulat 1032 Karin Stadelmann
- Stellungnahme der Regierung zum Postulat Karin Stadelmann
- Schriftlicher Austausch mit Karin Stadelmann, Mitte-Kantonsrätin