Es bräuchte einen «Anwalt der Natur»

Luzern: Petition will Natur zur «juristischen Person» machen

Soll die Natur zu einer juristischen Person werden? Die Idee aus Luzern könne noch viel Gespräche auslösen. (Bild: Symbolbild Adobe Stock)

Es ist eine brisante Idee von Alt SP-Nationalrat Hans Widmer und Hansruedi Aregger vom Forum Ethik und Ökologie. Eine Petition will die Natur zur juristischen Person machen. Wer ihr schadet, könnte verklagt werden.

Hans Widmer und Hansruedi Aregger wollen die Natur schützen. Sie fordern deshalb mit einer Petition, dass die Natur den Status einer juristischen Person erhält. So die Natur ihre ökologischen Interessen selber wahrnehmen.

Petition sei «aus Frust» entstanden

Gegenüber der «Luzerner Zeitung berichtet Aregger, dass diese Petition aus Frust entstanden sei. «Der Klimawandel schreitet voran, die Biodiversität schwindet, die Wasserverschmutzung nimmt zu. Wir wollen, dass man sich endlich Gedanken darüber macht, wie man dem Einhalt gebieten kann.» Widmer ergänzt, dass der Mensch die Schuld an dieser Lage trage. «Die Natur ist unmündig, kann sich nicht selber wehren. Deshalb wollen wir ihre vulnerable Situation justiziabel machen.»

Wenn also jemand beispielsweise ein Bauprojekt vorhat, könnte sich die Natur juristisch wehren. Dazu bräuchte es laut Aregger einen «Anwalt der Natur». Umweltorganisationen und Wissenschaftler müssten seiner Ansicht nach beigezogen werden. Entscheidend, um das Umweltproblem in den Griff zu bekommen, sei die Verbindlichkeit. «Erst wenn es im Extremfall die Möglichkeit gibt, eine Firma oder eine Person einzuklagen, wird sie ihr Verhalten ändern.»

Wie der Mensch von der Natur leben kann, ohne verklagt zu werden

Bei der Petition gibt es einige knifflige Fragen zu lösen. Erntet ein Bauer beispielsweise sein Obst und Gemüse, Tötet er ja einen Teil der Natur. Folglich würde diese ja eigentlich den Bauer verklagen. «Hier muss eben die Verhältnismässigkeit gelten. Die Natur hat nicht immer Vorrang, wir sind ja schliesslich Teil von ihr. Die Biosphäre Entlebuch macht’s vor: Dort ist klar vorgeschrieben, welche Gebiete wirtschaftlich genutzt werden dürfen und welche geschützt sind», sagt Widmer gegenüber der Zeitung.

Aregger ergänzt: «Wir müssen zum Beispiel unseren Fleischkonsum nicht ganz aufgeben, ihn aber reduzieren. Das ist keine Öko-Diktatur.»

Als nächsten Schritt wollen die beiden im kommenden Jahr sämtliche National- und Ständeräte anschreiben, um sie für ihre Sache zu gewinnen. «Mit Juristen wollen wir die nötigen Gesetzestexte und Verfassungen ausarbeiten. Zudem haben wir eine Petition lanciert, bei der die Unterschriften von Kindern und Jugendlichen dreifach respektive doppelt zählen. Denn den Kindern gehört die Zukunft», sagt Aregger. Ihr Ziel sei es, bis Ende 2023 rund 10’000 Unterschriften zu sammeln.

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 27.12.2022, 11:03 Uhr

    Vor 40 Jahren hätte Juan Widmer noch gewusst, was für einen heillosen Begriffssalat er hier anrichtet. Welchen Naturbegriff etwa legt er zu Grunde?

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon