Kantonale Abstimmung zum Universitätsgesetz

Luzern erhält eine Wirtschaftsfakultät

Die Universität kann mit einer Wirtschaftsfakultät wachsen. Das beschlossen die Stadtluzerner an der Urne.

Die Stimmbürger haben entschieden: Die Universität Luzern soll eine Wirtschaftsfakultät erhalten. An vorderster Front kämpfte die SP Kanton Luzern dagegen an. Sie nimmt nun die Uni-Leitung in die Pflicht und hält ein Auge auf die Umsetzung.

55,09 Prozent der Stimmbürger im Kanton Luzern sagen Ja zur Änderung des Universitätsgesetzes – und somit auch zur geplanten Wirtschaftsfakultät. Diese sorgte im Vorfeld für hitzigen Diskussionen (zentral+ berichtete). Umstritten war besonders die Aufbau-Finanzierung durch Dritte. Besonders gross war die Freude beim Bildungsdirektor Reto Wyss. «Mir ist himmelhochjauchzend zu Mute», sagte er an der Medienorientierung oder: «Was für ein Tag für die Bildung im Kanton Luzern.»

SP nimmt Uni-Leitung in die Pflicht

Trotz verlorenem Abstimmungskampf: Auch bei der SP, die das Referendum gegen die Änderung des Universitätsgesetztes ergriff, freut man sich. «Die SP Kanton Luzern ist über den hohen Nein-Stimmenanteil sehr erfreut», schreiben die Sozialdemokraten in einer Mitteilung. Die Partei anerkenne das Ja. «Die Uni bleibt damit weiterhin einzigartig in ihrer demokratischen Legitimierung.» Allerdings würden die vielen Nein-Stimmen von einer Skepsis gegenüber der privaten Finanzierung zeugen. Die SP-Fraktionschefin Priska Lorenz dazu: «Dieses Resultat nimmt die Unileitung und die Regierung in die Pflicht, den Aufbau der Wirtschaftsfakultät mit grosser Vorsicht und Sorgfalt anzugehen.»

«Wir haben aufs richtige Pferd gesetzt»

Neben der Finanzierung stand auch die Ausrichtung in der Kritik. So befürwortete die SP zwar den Ausbau der Uni, kämpfte aber gegen eine Wirtschaftsfakultät. In einer Mitteilung schreibt die Partei: «Die SP steht auch einem weiteren Ausbau der Universität offen gegenüber. Dieser muss aber einem echten Bedarf entsprechen wie zum Beispiel Medizin oder Ingenieurwissenschaften.»

Dass die Universität mit einer Wirtschaftsfakultät am besten wachsen kann, davon ist der Bildunsdirektor überzeugt. «Wir haben aufs richtige Pferd gesetzt», sagt er nach der Abstimmung. Die Mehrheit der Stimmbürger hätten erkannt, dass eine Wirtschaftsfakultät einem echten Bedürfnis entspreche. Das Abstimmungsergebnis sieht Wyss auch als einen «Vertrauensbeweis». Nach dreieinhalb Jahren als Bildungsdirektor ist das seine vierte Abstimmung, die er gewonnen hat.

«Ein Sieg für den Mittelstand und für Familien»

Mit grosser Freude nimmt auch die CVP Kanton Luzern das Abstimmungsergebnis zur Kenntnis, wie die Partei in einer Mitteilung schreibt. «Dieser bürgerliche Vernunft-Sieg ist eine klare Absage an die linken Bildungs- und Wirtschaftsverhinderer.» Die Annahme des Uni-Gesetzes bedeute, dass sich Luzern als Bildungsstandort attraktiv mache und Nachwuchstalente im Kanton behalte. Mittelstand und Familien würden dadurch gestärkt. «Der heutige Sonntag ist ein kraftvoller Sieg für den Mittelstand und die Familien», so CVP-Parteipräsident Pirmin Jung.

Das neue Universitätsgesetz tritt ab dem 1. Januar 2015 in Kraft. Die Universität ist nun gefordert, die nötigen privaten Gelder zusammenzubekommen. «Der Kanton wird für den Aufbau der Wirtschaftsuniversität keine Mittel zur Verfügung stellen», betonte Wyss. Bis 2016 soll die Wirtschaftsfakultät realisiert sein. Bis dahin will die SP Kanton Luzern ein Auge auf die Umsetzung der haben. «Wir werden genau hinschauen», schreibt die Partei. «Insbesondere müssen die neuen Transparenzbestimmungen und die weitergehenden Versprechen der Universität konsequent umgesetzt werden.»

«Befürchtungen nicht verwirklichen»

Ihre Versprechen will die Universität einhalten, wie sie in einer Mitteilung schreibt. «Die Universität Luzern wird bei der Umsetzung der Teilrevision des Universitätsgesetzes darauf achten, dass sich die von der Gegnerschaft angeführten Befürchtungen nicht verwirklichen». Sie sei insbesondere auch an der Pflege einer guten Beziehung und Kooperation mit der Hochschule Luzern interessiert.

Nur drei der 83 Gemeinden im Kanton Luzern stimmten gegen die Vorlage. Ebersecken, Altwis und Fischbach lehnten die Revision des Universitätsgesetztes ab. Besonders hoch war der Anteil der Ja-Stimmen im Amt Entlebuch. 62,44 Prozent sagten Ja zur Änderung des Universitätsgesetztes – und somit zur Wirtschaftsfakultät. Am engsten wurde es in der Stadt Luzern selber. Hier sagten 50,61 Stimmen Ja, was einen Unterschied von 309 Stimmen ausmacht. Die Stimmbeteiligung lag bei 46,95 Prozent.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von M_Roos
    M_Roos, 01.12.2014, 10:20 Uhr

    Ob das Abstimmungsresultat nun knapp sei oder nicht, mag jeder für sich selber beurteilen. Angesichts der beharrlich einseitigen Berichterstattung und Kommentierung der grössten regionalen Tageszeitung gegen das neue Uni-Gesetz finde ich das Resultat durchaus eindeutig. Auch ein paar Prozentpunkte an Pro-Stimmen gekostet haben dürfte die Nebengeschichte um den Lapsus von Herrn Sieber, welche aber letztlich in sachlicher Hinsicht irrelevant ist.
    Dass die neue Wirtschaftsfakultät unter der Führung von Herrn Richli mit grosser Sorgfalt aufgebaut wird, daran besteht kein Zweifel, hat er doch massgeblich auch an den grossen Erfolg der Luzerner Jus-Fakultät beigetragen. Die Ankündigung des Rektors der Hochschule Luzern, er wolle «die Gespräche mit der Uni mit viel Selbstbewusstsein angehen» ist interessant – räumt er beim Aufbau seines neuen Informatik-Departements den Informatik-Fakultäten der Zürcher Hochschule sowie der ETH und der Uni Zürich ebenso viel Mitspracherecht ein? Schliesslich war ja beim Entscheid für den Standort des Informatik-Departements im Kanton Zug «die Ausrichtung nach Zürich, wo man zusätzliche Studierende gewinnen könne, mit ein Hauptgrund für die Standortwahl gewesen».

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