50-Meter-Becken soll verschwinden

Littauerinnen kämpfen um «ihr» Bassin in der Zimmeregg-Badi

Bernadette Troughton (links) und Helena Eger setzen sich für den Erhalt des 50-Meter-Beckens in der Zimmeregg-Badi ein. (Bild: ber)

Der Stadtrat will die Zimmeregg-Badi für 12,5 Millionen Franken modernisieren. Doch ausgerechnet deren Besonderheit – das 50-Meter-Becken – soll der Sanierung zum Opfer fallen. Das sorgt für Widerstand unter den Schwimmerinnen.

In der Badi Zimmeregg gibt es etwas, was es sonst in keiner Stadtluzerner Badeanstalt gibt: ein 50-Meter-Schwimmbecken. Gelegen auf einer Lichtung, eingebettet in die Bäume des Zimmereggwalds.

Seit Jahren ziehen Bernadette Troughton und Helena Eger hier ihre Bahnen. «Hier kann man so richtig unbeschwert schwimmen und richtig in Bewegung kommen – ohne dass man nach 25 Metern bereits wieder umkehren muss», sagt Eger mit einem bedauernden Unterton. Denn schon bald könnte ihr dieses Vergnügen nicht mehr vergönnt sein. Der Stadtrat will das Schwimmbecken auf die Hälfte verkleinern (zentralplus berichtete).

Die beiden Frauen wehren sich mit einem Bevölkerungsantrag gegen das Vorhaben. 300 Unterschriften haben sie dafür gesammelt, um das Becken zu erhalten (zentralplus berichtete). Am Donnerstag können sie ihr Anliegen in der Bildungskommission vertreten, bevor im Grossen Stadtrat darüber entschieden wird.

Sportschwimmen soll dem Freizeitbaden weichen

Wir treffen die beiden in Eiseskälte vor der verschlossenen Badi. Auch wenn die Temperaturen fast bei null und der Sommer noch in weiter Ferne liegt: Der Kampfgeist ist den Frauen deutlich anzumerken.  

«Im Gedränge bemerkt man nicht, wenn jemand nicht mehr auftaucht.»

Bernadette Troughton, Schwimmerin

«Es ist nicht zu verstehen, weshalb etwas, was so viele Jahre Bestand hat, einfach aufgegeben werden soll», sagt Troughton und schüttelt den Kopf. In der Vergangenheit hätten dort regelmässig Wettkämpfe stattgefunden. Nun soll daraus ein Freizeitbad gemacht werden, für das Sportschwimmen ist kein Platz mehr.

Um dieses Becken gehts: Hier ziehen die Schwimmerinnen ihre Bahnen. (Bild: zvg) (Bild: zvg)

«Das ist kurzsichtig gedacht», findet Helena Eger. Gerade werde das Schulhaus Staffeln neu gebaut. «Schulklassen könnten im grossen Becken tolle Wasserolympiaden durchführen. Mit der richtigen Infrastruktur kann man die Freude an der Bewegung richtig fördern», meint sie. Und ihre Kollegin Bernadette Troughton ergänzt: «Man könnte das 50-Meter-Becken nutzen, um wieder Wettkämpfe der schweizweiten Schwimmclubs anzubieten und damit viele Besucher anzulocken, die in der Gastronomie für Umsatz sorgen.»

25-Meter-Becken: Bassin ist an den Rändern belegt

In den letzten Jahren hätten viele auswärtige Besucher der Agglomeration das Waldschwimmbad für sich entdeckt. Die Badi sei längst kein Geheimtipp mehr. «Natürlich kann ich auch in einem 25 Meter langen Becken meine Längen schwimmen. Aber Fakt ist: Bei grossem Andrang ist das ganze Bassin beidseitig der Länge nach von Jugendlichen belegt. Sie veranstalten Wettschwimmen der Breite nach, tauchen und spielen, so dass das Becken komplett belegt ist.» Ein 25-Meter-Becken sei dafür zu klein, und die Sicherheit sei nicht gewährleistet. «Im Gedränge bemerkt man nicht, wenn jemand nicht mehr auftaucht», befürchtet Troughton.

Rettungsschwimmer trainieren lieber im See

Anders sehen dies die Rettungsschwimmer Luzern. Gemäss Präsident Ueli Bärtschi ist die SLRG von Anfang an in die neue Ausgestaltung der Badi involviert worden – und die Rettungsschwimmer hätten entsprechende Sicherheitsinputs einfliessen lassen.

Die SLRG trainierte früher ebenfalls in der Zimmeregg-Badi. Inzwischen gelte aber das Motto «Back to the Roots»: «Die meisten Unfälle passieren im See oder im fliessenden Gewässer. Deshalb trainieren wir heute vermehrt unter realistischen Bedingungen. Denn wer im Fluss schwimmen kann, der kann es auch in einem Bassin», so Bärtschi.

«Die Anlage ist veraltet, es ist Zeit für eine Veränderung.»

Ueli Bärtschi, Präsident SLRG

Die Ausrichtung als Freizeitbad findet der SLRG-Präsident richtig. «In unmittelbarer Nähe hat es Bäder, die von der Infrastruktur und der Verkehrsanbindung deutlich besser aufs Sportschwimmen ausgerichtet sind.» Beispielsweise das Freibad Mooshüsli in Emmen, das Parkbad Kleinfeld Kriens oder der Campus Sursee.

Der Ball liegt bei der Politik

Bärtschi selber sagt von sich, er sei in der Zimmeregg-Badi praktisch aufgewachsen. Deshalb kann er die Nostalgie ein Stück weit nachvollziehen. «Aber die Anlage ist veraltet, es ist Zeit für eine Veränderung. Es ist wichtig, dass es jetzt vorangeht. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass sich der ganze Prozess derart verzögert, dass die Badi schliessen muss, bevor sie saniert werden kann.»

Das wollen auch die beiden Schwimmerinnen nicht. Auch sie freuen sich, dass der Stadtrat 12,5 Millionen Franken in «ihre» Badi investieren will. «Wir sind aber davon überzeugt, dass die Badi attraktiver ist, wenn das 50-Meter-Becken erhalten bleibt.» Der Bevölkerungsantrag wird am Donnerstag in der Bildungskommission und voraussichtlich Ende Januar im Parlament behandelt.

So soll die Zimmeregg-Badi künftig aussehen. (Visualisierung: Brechbuehler Walser Architekten, Mettler Landschaftsarchitektur AG, JOP Josef Ottiger + Partner AG) (Bild: Visualisierung: Brechbuehler Walser Architekten Mettler Landschaftsarchitektur AG JOP Josef Ottiger + Partner AG)
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 09.01.2020, 12:09 Uhr

    Dann sollen sie nach Kriens oder Emmen gehen, oder das Bassin selber zahlen inkl. Unterhalt. So ein Bassin ist teuer, seid froh bleibt die Badi offen und schliesst nicht…

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