Luzerner Stadtparlament

Linke finden, Männer reden zu viel – nun misst Stadt Redezeit

Gemäss einer Parlamentarierin ergreifen mehr Männer als Frauen im Grossen Stadtrat Luzern das Wort. (Bild: Archivbild: mik)

Im Luzerner Stadtparlament sprechen laut den Jungen Grünen Männer deutlich länger als Frauen. Jetzt will der Stadtrat handeln und ein «Genderwatch»-Protokoll einführen, das die Redezeit nach Geschlecht aufschlüsselt.

Im Luzerner Stadtparlament sitzen nicht nur mehr Männer als Frauen, sie reden auch mehr. Das zeigt eine Erhebung der Grünen. So hat Grossstadträtin Chiara Peyer (Junge Grüne) selbst Zahlen zur Redezeit der Geschlechter erhoben. Laut diesen benützen Frauen von der gesamten Redezeit gerade einmal 20 Prozent (zentralplus berichtete).

Mittels Postulat forderten die Stadtluzerner Grünen/Jungen Grünen und die SP im vergangenen Juni, dass der Stadtrat die Redezeit der Geschlechter aufzeichnet. Damit möchten sie eine fundierte Diskussion zum Thema schaffen. «Die Erhebung dieses Geschlechterverhältnisses ermöglicht es uns, eine sachliche Diskussion darüber zu führen, wie die Geschlechter im Parlament repräsentiert sind», heisst es im Vorstoss.

Chiara Peyer ist seit 2023 Grossstadträtin. (Bild: zvg)

Luzerner Stadtrat will «Genderwatch»-Protokoll einführen

Nun liegt die Antwort der Luzerner Stadtregierung vor. Diese ist bereit, das Postulat entgegenzunehmen. Sie führt zwar aus, dass sie die Beobachtungen von Peyer weder bestätigen noch dementieren könne. Denn ein sogenanntes «Genderwatch»-Protokoll, das aufführt, wie viel die Geschlechter sprechen und wie oft sie sich zu Wort melden, fehle.

Und weiter: «Der Stadtrat teilt die Ansicht […], dass für eine ausgewogene Repräsentation der Geschlechter im Grossen Stadtrat unter anderem auch die Verteilung der Redezeit und das Verhältnis der Wortmeldungen relevant ist.» Er findet es sinnvoll, mit einem «Genderwatch»-Protokoll das Bewusstsein für eine ausgewogene Repräsentation im Parlament zu fördern. Er plant, dieses Protokoll zusammen mit dem Sitzungsprotokoll online zu veröffentlichen.

Damit hofft die Exekutive auch, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass im Stadtparlament manche Gruppen stärker oder schwächer vertreten sind.

Auch der Zürcher Gemeinderat setzt auf dieses Protokoll. Das Stadtzürcher Parlament beschloss dies 2022.

Stadt: Aufwand hält sich in Grenzen

Die Luzerner Stadtschreiberin Michèle Bucher sagt auf Anfrage von zentralplus, dass das «Genderwatch»-Protokoll mit «relativ geringem zeitlichem und finanziellem Aufwand» umsetzbar sei.

Was genau in diesem Protokoll aufgeführt werden soll, werde im Detail noch geprüft. Stand jetzt sind die Anzahl Wortmeldungen sowie die Redelänge in Minuten und Sekunden nach Geschlecht aufgeschlüsselt. Massnahmen leite der Stadtrat keine ein, auch nicht bei einem Ungleichgewicht. «Der Stadtrat stellt das Instrument zur Verfügung; allfällige Massnahmen abzuleiten, wäre dann Aufgabe des Parlaments», so Bucher.

Ob das Stadtparlament dies gleich sieht, wird sich zeigen. Dieses diskutiert als Nächstes über das Postulat der Linken.

Verwendete Quellen
  • Postulat 374
  • Antwort des Luzerner Stadtrats auf das Postulat 374
  • Telefonat mit Michèle Bucher, Stadtschreiberin

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