Eine in Zug, eine im Waadtland

Die Schwestern Dittli wollen in die Kantonsregierung

Laura (links) und Valérie Dittli aus Oberägeri kandidieren für die Regierung – in zwei unterschiedlichen Kantonen. (Bild: zvg)

Die 29-jährige Valérie Dittli kämpft am nächsten Sonntag im Kanton Waadt um den Sprung in die Regierung. Ihre 31-jährige Schwester Laura tritt am 2. Oktober im Kanton Zug an. Was die beiden antreibt – und wieso sie sich gegenseitig keine Wahlkampf-Tipps geben.

Es knackst und scheppert in der Leitung. Valérie Dittli ist gerade an einem Wahlkampfanlass, ab vom Schuss, die Internetverbindung schlecht. «Vali, man hört dich kaum», sagt ihre Schwester Laura Dittli im Zoom-Gespräch. «Schalt die Kamera aus.» Die Jüngere reagiert, und voilà: Die Verbindung wird stabiler und nun versteht man sie: «Ich bin hier eben in Payerne, Laura. Nicht ganz wie in Oberägeri, aber vom Gefühl her ähnlich.» Die beiden lachen.

Zwei Schwestern, zwei Kandidaturen für die Regierung, in zwei unterschiedlichen Kantonen. Eine spezielle Konstellation.

Valérie Dittli, die 29-Jährige, will nächsten Sonntag in die siebenköpfige Waadtländer Kantonsregierung gewählt werden. Als Aussenseiterin gestartet, landete die Mitte-Kandidatin im ersten Wahlgang überraschend auf dem siebten Platz – noch vor einer amtierenden SP-Staatsrätin. «Der Star des Waadtländer Wahlsonntags», schrieb die NZZ. «Eine halbe Sensation ist ihr bereits geglückt», der «Tages-Anzeiger». Sie kämpft nun im zweiten Wahlgang in der bürgerlichen «Alliance Vaudoise» darum, die linke Mehrheit in der Regierung zu knacken.

«Das beflügelt uns gegenseitig.»

Laura Dittli

«Es freut mich sehr, dass meine Schwester so gut abgeschnitten hat», sagt Laura Dittli. «Das beflügelt uns gegenseitig.» Denn in die Regierung will auch Laura, die zwei Jahre ältere Schwester von Valérie. Sie wurde diese Woche von der Zuger Mitte-Partei als Regierungsrätin nominiert (zentralplus berichtete). Die 31-Jährige soll am 2. Oktober den Sitz von Beat Villiger und damit die Mitte-Dominanz in der Zuger Regierung sichern.

Gesellschaftliche Diskussionen am Familientisch

Aufgewachsen in Oberägeri als Töchter eines Bauern und einer Sozialarbeiterin war ihnen die politische Karriere nicht in die Wiege gelegt. Zwar habe ihr Grossvater mal erfolglos für den Kantonsrat kandidiert, aber sonst finden sich im familiären Stammbaum keine Amtsträger.

Gleichwohl: Gesellschaftliche Diskussionen waren am Familientisch keine Seltenheit. «Zum Glück haben wir so interessierte Eltern», sagen Laura und Valérie, die mit einem jüngeren Bruder aufgewachsen sind, der Lebensmittelwissenschaften an der ETH studiert.

«Ich war fasziniert, dass du den Mut und die Energie dafür aufgebracht hast.»

Valérie Dittli

Laura Dittli war diejenige, die früher den Schritt in die Politik machte. Mit zarten 22 Jahren schaffte sie die Wahl in den Zuger Kantonsrat. «Ich war fasziniert, dass sie den Mut und die Energie dafür aufgebracht hat», sagt Valérie. Und Laura fügt an: «Seither nimmt die Politik viel Raum in meinem Leben ein – und auch bei unseren Treffen.»

Valérie Dittli im Westschweizer Fernsehen:

Diese sind rarer geworden, seit Valérie Dittli vor acht Jahren an den Genfersee gezogen ist, um ihr Studium zu beenden. Doch auch mit 160 Kilometern Entfernung verlief die Laufbahn der beiden Schwestern in Parallelen. 2016 zog es Valérie erstmals an eine CVP-Versammlung, seit 2020 ist sie Kantonalpräsidentin der Mitte-Partei in Waadt. Ein Jahr, nachdem ihre Schwester dasselbe Amt in Zug übernommen hatte.

In derselben Partei, im selben Beruf

Warum sie beide bei der Mitte gelandet sind? «Wir teilen dieselben Werte, oder Laura?», sagt Valérie, und ihre Schwester nickt. Als politische Zwillinge würden sie sich trotzdem nicht bezeichnen. Laura sagt, sie sei rechtsbürgerlicher als ihre Schwester, und diesmal nickt Valérie.

Nebst den Werten, der Partei und dem politischen Ziel teilen die beiden auch den Beruf: Beide haben Jura studiert. Laura Dittli ist seit vier Jahren als Anwältin in Zug tätig, Valérie steht kurz vor der Anwaltsprüfung. Doch auch hier sehen sie nicht nur Parallelen. «Ich mag Auseinandersetzungen und erstreite gerne Erfolge», sagt Laura Dittli. «Ich bin eher der harmonische Typ und erarbeite gemeinsame Lösungen», sagt Valérie.

Und wie würden sich die Schwestern gegenseitig beschreiben? Valérie: «Laura ist ein offener und interessierter Mensch, der mit Leidenschaft ans Werk geht. Das fasziniert mich so an ihr.» Laura: «Valérie ist einerseits sehr bedacht, andererseits sehr mutig. Sie kann mit ihrer positiven Art gut auf Menschen zugehen und weibelt richtig um einen herum.»

Für Valérie Dittli naht der Tag der Wahrheit

Mit dieser unbekümmerten Art und als Vertreterinnen einer jungen Generation kommen die beiden Schwestern gut an. Ihre Chancen für den Sprung in die Regierung sind jedenfalls intakt.

Sie geben sich allerdings gegenseitig keine Tipps für den Wahlkampf. Denn dieser sei auf den beiden Seiten des Röstigrabens ganz unterschiedlich. Da der kleinräumige, bürgerliche Kanton Zug, dort der vielseitige und deutlich grössere Kanton Waadt. Alleine die Stadt Lausanne zählt mehr Einwohner als der ganze Kanton Zug. Und auch die politische Kultur ist eine andere. Im Kanton Waadt nehme der Staat eine viel stärkere Rolle ein, erzählt Valérie Dittli, beispielsweise in der Bildung oder im Gesundheitswesen.

Silvia Thalmann Gut, Martin Pfister, Laura Dittli
Die drei Kandidaten der Mitte Zug für den Regierungsrat (von links) Silvia Thalmann-Gut, Martin Pfister und Laura Dittli. (Bild: zvg)

Nicht zuletzt ist die Parteienlandschaft unterschiedlich: In Zug ist die Mitte die grösste und damit staatstragende Partei, in der Waadt hingegen spielt sie eine unbedeutende Rolle: Im Kantonsparlament reicht es nicht mal für eine eigene Fraktion.

Was laut den Dittli-Schwestern aber überall gilt: «Kein Social-Media-Post oder Flyer kann den persönlichen Kontakt ersetzen.» Während für Laura der Wahlkampf nun erst so richtig losgeht, endet er für Valérie nächsten Sonntag. Eine Prognose mag die 29-Jährige nicht abgeben. «Das Resultat im ersten Wahlgang war gut, aber damit ist noch nichts gewonnen.» Sie gehe deshalb ohne Erwartungen in den Tag. Doch sie kündet lachend an: «Ich werde am Sonntagmorgen sicher Laura anrufen, denn ich bin sicher sehr nervös.»

Verwendete Quellen

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