Stadt soll Grundstücke behalten

Landverkauf: Verbot ist Krienser Stadtrat zu strikt

Mit der Bodeninitiative wollen die Initianten den Verkauf von städtischem Boden stoppen. Das geht dem Krienser Stadtrat zu weit. Er präsentiert seinen Gegenvorschlag. (Bild: Stadt Kriens)

Die Stadt Kriens soll keine eigenen Grundstücke mehr verkaufen dürfen. Das fordert die Volksinitiative «Boden behalten, Kriens gestalten». Jetzt präsentiert der Stadtrat seinen Gegenvorschlag.

Städtischer Boden ist ein rares Gut. Die Krienser Volksinitiative «Boden behalten, Kriens gestalten» will deshalb den Verkauf von Grundstücken im Eigentum der Stadt verbieten (zentralplus berichtete). Damit wollen die Initianten – ein Bündnis aus Grünen, SP, GLP und Junge Mitte – verhindern, dass wertvolles Land an Investoren verkauft wird und damit der Spielraum, die Stadt zu gestalten, schwindet.

Die Forderung, dass Land nur noch im Baurecht abgegeben werden soll, ist nicht neu. Auch Luzern, Emmen oder Sursee haben in den letzten Jahren über eine sogenannte «Bodeninitiative» abgestimmt (zentralplus berichtete). In allen drei Gemeinden wurden die Volksbegehren oder der Gegenvorschlag angenommen.

In Kriens hat der Stadtrat das Anliegen der Initianten aufgenommen. Auch er legt einen Gegenvorschlag zur Volksinitiative vor, da ihm ein umfassendes Verkaufsverbot zu strikt erscheint.

Initiative schränkt Spielraum der Stadt ein

Grundsätzlich stimmt der Stadtrat den Initianten zu, dass die Stadt Sorge zu ihrem Boden tragen müsse. Die Immobilienstrategie sehe schon heute vor, dass die Stadt nur jene Grundstücke verkaufe, die nicht für öffentliche Aufgaben bestimmt oder unwirtschaftlich seien, schreibt der Stadtrat in seinem Bericht an den Einwohnerrat.

Auch die Abgabe von stadteigenen Grundstücken im Baurecht werde praktiziert. Zum Beispiel, wenn die Stadt ein langfristiges Interesse habe, ein Grundstück nicht aus der Hand zu geben – bei der Förderung von Wohnraum, der Realisierung von Alters- und Pflegeheimen oder Sportanlagen.

«Durch die zahlreichen Ausnahmen macht die Initiative keinen Sinn mehr.»

Bruno Bienz, Co-Präsident Grüne Kriens

Doch: «Die strikte Umsetzung der Bodeninitiative beziehungsweise das generelle und ausnahmslose Verkaufsverbot würde den Handlungsspielraum der Stadt Kriens über Gebühr beschränken», stellt der Stadtrat klar.

Stadtrat schlägt Reglement mit Ausnahmen vor

Aktuell befinden sich 153 Grundstücke im Finanzvermögen der Stadt Kriens. Würden die Forderungen der Initiative umgesetzt, dürfte sie diese nicht mehr verkaufen. Die Stadt ist dann aber weiterhin für deren Unterhalt oder mögliche Sanierungen zuständig. Das sei einerseits teuer, andererseits gingen der Stadt dadurch Einnahmen durch den Verkauf verloren, schreibt der Stadtrat weiter.

Er schlägt dem Einwohnerrat deshalb ein Reglement vor, dass Ausnahmen vorsieht und den Abtausch von Grundstücken zulässt. Konkret:

  • Grundstücke im Finanzvermögen der Stadt darf diese grundsätzlich nicht mehr verkaufen, sondern nur noch im Baurecht abgeben.
  • Ausnahme 1: Flächen, welche die Stadt zum Beispiel bei Grenzbereinigungen oder im Zusammenhang mit der Realisierung von öffentlichen Projekten abgeben will, darf sie nach wie vor verkaufen.
  • Ausnahme 2: Die Stadt darf ein Grundstück verkaufen, wenn sie in den letzten fünf Jahren ein vergleichbares Grundstück erworben hat.
  • Ausnahme 3: Zulässig ist auch der Abtausch von gleichwertigen Grundstücken.
  • Ausnahme 4: Sieben Grundstücke, deren Verkauf bereits in Planung oder deren Zukunft ungewiss ist, will die Stadt vom Verkaufsverbot ausnehmen. Darunter zwei Grundstücke in der Bosmatt, eines auf dem Zeier-Areal und eines in der Ober Blattig bei den Tennisplätzen.

Komitee: «So macht die Initiative keinen Sinn mehr»

Das Initiativkomitee habe den Gegenvorschlag noch nicht besprochen, sagt Bruno Bienz, Co-Präsident der Grünen Kriens, auf Anfrage. Trotzdem lässt er durchblicken, dass er alles andere als zufrieden ist. «Durch die zahlreichen Ausnahmen macht die Initiative keinen Sinn mehr», sagt er. Mit dem Verkauf von Grundstücken wie der Bosmatt vergebe der Stadtrat strategische Chancen.

Bienz geht davon aus, dass das Initiativkomitee den Gegenvorschlag nicht akzeptieren wird. «Über den Tausch oder den Verkauf bei gleichwertigem Ersatz lässt sich reden, obschon die Abgabe von Land im Baurecht stets nachhaltiger ist», so Bienz. In der Zukunft werde man froh sein, wenn man noch Boden habe, um beispielsweise günstigen Wohnraum zu erstellen.

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Enrico Ercolani
    Enrico Ercolani, 03.09.2022, 10:32 Uhr

    Ein Landverkaufsverbot für unsere Stadt wäre das Dümmste was man machen kann. Wäre Kriens flexibel gewesen, hätte Sie Gabeldingen eingezont, für Fr. 40’000’000.– veräussert und dafür das Bell Areal gekauft. Die Stadt muss flexibel bleiben um mit Landkauf und Verkauf sinnvoll handeln können. Verhinderungspolitik in diesem Fall schadet wesentlich mehr, als es nützt! Die heutige Erfahrung mit der Energie zeigt dies klar!

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    • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
      Kasimir Pfyffer, 03.09.2022, 12:54 Uhr

      Ich finde, Sie sollten es jetzt endlich mal gut sein lassen und den jüngeren Generationen das Ruder übergeben. Denn nicht Sie selber müssen das verbaute, verschandelte, verchachelte, zubetonierte und überhitzte Kriens die nächsten Jahrzehnte lang ertragen, sondern die Menschen zwischen 0 und 50.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 02.09.2022, 17:04 Uhr

    Parlament und Regierung haben wiederholt bewiesen, dass sie nicht zu langfristigem Denken und Handeln im Interesse der Bevölkerung imstande sind. Immer wieder wurden Parzellen verscherbelt. Auch der grässliche DDR-Turm im Mattenhof steht auf einem Stück Land, das einst Kriens gehörte und das man – wenn überhaupt – maximal im Baurecht hätte abgeben dürfen. Denn wenn der Boden einmal weg ist, ist er weg – für immer und ewig, mit häufig sehr üblen Folgen (architektonischer Krebs, Versiegelung, Spekulation, überteuerte Mieten etc.). Das kapieren die Betonfreunde im goldenen Haus nicht, und darum muss die Bevölkerung halt wieder mal an der Urne zeigen, woher der Wind weht.

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  • Profilfoto von Der Obernauer
    Der Obernauer, 02.09.2022, 14:37 Uhr

    Es ist schon fast dreist, wie der Stadtrat von Kriens versucht das Krienser Land doch noch zu verramschen .. Jahrzehntelang hat man so gewirtschaftet und das Eigentum der Gemeinde verjubelt. Nun betteln sie um Ausnahmen .. Genau gesagt darum, si Weiterfahren zu können wie bis Anhin.
    Da sage ich ganz klar NEIN. Jahrelang wurden wir Krienser Hintergangen und Angelogen, Eine goldene Zukunft stehe bevor hiess es immer. Nun ist die letzte Hoffnung das Land zu verscherbeln und gute Steuerzahler anzulocken. Zum wievielten Mal wohl ?

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    • Profilfoto von Tobias Mueller
      Tobias Mueller, 02.09.2022, 21:14 Uhr

      40 Jahre lang wurde das Argument, gute Steuerzahler anzulocken, immer dann bemüht, wenn es darum ging, weitere Grünflächen am Sonnenberg zuzupflastern. Und ohne die strengen Legatsvorschriften wäre wohl auch das offene Land zwischen Mittlerhus und Kupferhammer längst nur noch eine ferne Erinnerung.

      Wenn denn nun diese Strategie wirklich aufgegangen wäre, so müsste die Gemeindekasse – ‹tschuldigen, «Stadtkasse» doch geradezu bersten. Aber ausser ein paar lokalen Bauunternehmern und deren Zulieferer wurde niemand wirklich reich.

      Dem Frischwindrat können nicht alle Fehler der Vergangenheit angelastet werden. Aber nichts daraus lernen zu wollen mutet doch schon sehr diletantisch an.

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  • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
    Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 02.09.2022, 13:02 Uhr

    Die Gefahr ist sehr gross, dass die Gemeinde Kriens Grundstücke verkauft, um die in den vorangegangenen Jahren angehäuften hohen Schulden der Gemeinde abtragen zu können. Da wurden auch absurde Ideen lanciert wie der Verkauf des gemeindeeigenen Bauernhofs bei Gabeldingen an einen Investor zum vollständigen Überbauen des Sonnenbergs. Der Sonnenberg ist auch so schon viel zu viel überbaut. Ich wohne jetzt seit 62 Jahren in Kriens und wenn ich von der Pilatusbahn aus auf den Sonnenberg schaue kommen mir die Tränen aber auch Wut wie da alles überbaut wurde. Es braucht ein Verbot Grundstücke zu verkaufen ohne Ausnahmen, ohne Wenn und Aber. Es ist höchste Zeit. Die Gefahr, dass Ausnahmen für allerlei Scharlatan ausgenützt werden ist viel zu gross.

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