Wer bringt Leben ins Kolingeviert?

Kunst raus, Bistro rein

Das Haus am Kolinplatz 21 (Visualisierung) soll mit einem Bistro neues Leben ins Quartier bringen. Im Wohnteil oberhalb des Cafés können künftig elf Studierende ein Zuhause finden. (Bild: zvg)

Die Stadt Zug sucht einen Mieter für den Neubau am Kolinplatz 21. Gleichzeitig soll mehr Leben in den historischen Kern der Stadt einziehen. Wieso nicht diese beiden Anliegen vereinen, hat sich der Stadtrat gedacht – und sucht jetzt nach einem Gastronomen, der dem Kolingeviert so richtig einheizt.

«Die Zuger Innenstadt ist abends und am Wochenende ruhig. Fast schon zu ruhig», sagt Karl Kobelt, Vorsteher des Finanzdepartements Zug. Es sei an der Zeit, das zu ändern. Insbesondere ein Gebäude solle wieder Leben in die Bude bringen. Jenes Gebäude, welches zurzeit als Ausstellungsraum «Kolin21» der kulturellen Zwischennutzung dient. Noch ist es zwar eine Ruine. Doch schon bald soll dort ein Bistro- oder Café-Betrieb den Ort beleben und in eine attraktive Begegnungszone für Jung und Alt verwandeln.

Denn: «Zug und insbesondere das Kolingeviert ist ein Ort, der eine Belebung nicht nur erträgt, sondern verdient», konstatiert Kobelt. Dank einer gastronomischen Lösung solle der Neubau am Kolinplatz 21 einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. So wünscht sich das die Stadt, der das Gebäude gehört (zentral+ berichtete). Wobei, «gastronomisch», das sei viel zu unspezifisch, wie Kobelt erklärt: «Es wird kein Haute-Cuisine-Restaurant geben, in dem drei oder vier Gänge serviert werden. Wir sprechen da ganz klar von einem Bistro oder eben einem Café.» Die Kombination mit einem Verkaufsgeschäft ist nicht bloss eine Option, sondern erklärtes Ziel.

«Der zukünftige Betrieb wird sicher nicht bis morgens um vier Uhr geöffnet haben.»

Karl Kobelt, Vorsteher des Finanzdepartements Zug

Keine Beschwerden befürchtet

Bis zum 15. Dezember 2015 haben Interessierte die Möglichkeit, ein «geeignetes und langfristig erfolgversprechendes Konzept» einzureichen, wie es im Ausschreibungstext heisst. Ein Konzept, das massgeblich zur Belebung der Altstadt beiträgt – nicht nur wochentags, sondern explizit auch am Wochenende und abends. «Der zukünftige Betrieb wird sicher nicht bis morgens um vier Uhr geöffnet haben. Die Öffnungszeiten werden wie in jedem anderen Gastrobetrieb gehalten», erklärt der Zuger Finanzchef.

Das weckt Erinnerungen an die geplante Tapas Bar im Haus «Ankenwaage», die letztlich wegen Beschwerden seitens der Bevölkerung in der Versenkung verschwand (zentral+ berichtete). Keine Bedenken am Kolinplatz? «Nein», sagt Kobelt, «die beiden Liegenschaften lassen sich nicht miteinander vergleichen. Während die Ankenwaage in einem ruhigen Quartier liegt, läuft entlang des Kolinplatzes die Grabenstrasse.» Diese Hauptschlagader der Zuger Altstadt sei an sich schon sehr lebendig. Ausgeprägte Lärmklagen werden deshalb nicht befürchtet.

Oben Studenten, unten ein Bistro

In den Obergeschossen der Liegenschaft am Kolinplatz 21 entsteht preisgünstiger Wohnraum für junge Leute in Ausbildung. In zwei Gemeinschaftswohnungen werden insgesamt elf Zimmer erstellt. Es bestehe die Möglichkeit, diese spezifische Nutzung des Obergeschosses in ein Gesamtkonzept für den Neubau zu integrieren. Will heissen: Man könnte ein kombiniertes Angebot von Gastronomie und einem Mehrzweckraum für junge Menschen anbieten. Für Lerntreffs oder Lesungen beispielsweise.

«Zu diesem Zweck ist auch eine Vermietung des gesamten Gebäudes an einen Mieter vorstellbar», erklärt Kobelt. Dabei, so wird betont, würden für die Vermietung der Jugendwohnungen Auflagen zur Höhe des Mietzinses und der Mieterauswahl gelten.

«Ich sehe da kein Konfliktpotenzial, sondern vielmehr eine Ergänzung.»

Karl Kobelt

Es wäre nicht das erste Gebäude, das in städtischer Hand liegt und gastronomisch genutzt würde. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite findet sich das «Intermezzo», eine kleine Crêperie, geführt von der «Zuwebe». Steht da die Stadt nicht mit sich selber in einem Konkurrenzverhältnis? Kobelt verneint: «Die Betriebe selbst sind ja nicht in der Hand der Stadt. Diese ist lediglich Vermieterin der Liegenschaften.» Ausserdem verfolge das Intermezzo ein ganz anderes Konzept. Man werde sich die Kundschaft nicht streitig machen, ist Kobelt überzeugt.

Gesamtsanierung geplant

«Ich sehe da kein Konfliktpotenzial, sondern vielmehr eine Ergänzung, ein weiterer Schritt, um Leben in das Herz der Stadt zu bringen.» Denn in diesem Herz klafft seit 16 Jahren eine Brandlücke. Seit einem Feuer im Jahr 1999 ist die städtische Liegenschaft am Kolinplatz 21 eine Ruine. Lediglich die Obergeschosse wurden abgebrochen. Das Sockelgeschoss hat man provisorisch gedeckt. Im Rahmen einer Gesamtstrategie für das Kolingeviert wurde für den Kolinplatz 21 ein Nutzungskonzept entwickelt und ein Wettbewerb für einen Neubau ausgeschrieben.

Ende 2011 kürte die Stadt die Idee des Architekturbüros Lando Rossmaier aus Zürich zum Siegerprojekt. Am 8. März 2015 hat das Zuger Stimmvolk der Gesamtsanierung des Kolingevierts zugestimmt. Zusätzlich zum Neubau werden deshalb auch die angrenzenden Liegenschaften saniert. Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis Mai 2017.

Ein Luftbild der Situation heute. Die Brandlücke, wo jetzt Bauprofile stehen, besteht seit 1999.

Ein Luftbild der Situation heute. Die Brandlücke, wo jetzt Bauprofile stehen, besteht seit 1999.

(Bild: zvg)

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