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Es geht vorwärts im Knatsch um den Bypass in Kriens. Der Bund kommt der Krienser Maximalforderung entgegen und prüft die Machbarkeit einer Überdachung. Für die Standortgemeinde ist das ein wichtiger Schritt in die gewünschte Richtung.
Es herrschte geradezu vorweihnachtliche Stimmung im Krienser Pilatussaal am Mittwochmorgen. Anwesend waren Vertreter des Bundesamts für Strassen (Astra), des Kantons Luzern, der Stadt Kriens sowie des Entwicklungsträgers Luzern Plus. Und alle überdeckten sich an der Pressekonferenz mit gegenseitiger Dankbarkeit für die neue Zusammenarbeit im Projekt Bypass.
Denn die erwähnten Vertreterinnen haben an der Veranstaltung eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben. Inhalt ist die Prüfung einer Überdachung des Autobahnabschnitts zwischen dem Sonnenbergtunnel und dem Schlund (zentralplus berichtete).
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Damit kommt das Astra der Stadt Kriens weit entgegen. Denn diese forderte mit ihrer Vision «Chance Bypass» bekanntlich die komplette Überdachung des erwähnten Abschnitts der A2. Lange sah es nicht danach aus, als wollte das Astra auf die Krienser Forderung eingehen. Zu teuer und zu aufwändig – das Astra sah eine zeitnahe Umsetzung des Bypass gefährdet.
Ein Meilenstein für Kriens
Die Krienser Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf (Mitte) gibt denn auch unumwunden zu: «Die Fronten zwischen uns und dem Astra waren verhärtet.» Die Diskussion um die Zukunft des Bypass schien festgefahren. Dass der Bund nun plötzlich doch einlenkt, bewertet die Stadtpräsidentin darum als ersten Schritt in die gewünschte Richtung: «Die Absichtserklärung ist ein Meilenstein. Wir bewerten das als klares Entgegenkommen des Astra.»
«Wir werden nicht stur an unserer Vision festhalten und sind offen für die Ergebnisse der Testplanung.»
Christine Kaufmann-Wolf, Stadtpräsidentin Kriens
Dieses Entgegenkommen ändert aber nichts an der hängigen Einsprache aus Kriens gegen das Projekt. Die Stadt wird sie nicht zurückziehen, da die vereinbarte Testplanung unabhängig von der weiteren Planung des Gesamtprojekts läuft. Wie Kaufmann-Wolf erklärt, sei dies der demokratische Weg, den die Gemeinde eingeschlagen hat. Mit der vereinbarten Absichtserklärung beschreite die Stadt neu auch einen «Dialogweg» mit dem Astra.
Luzerner Regierungsrat Fabian Peter vermittelt
Um bei der Jahreszeit zu bleiben: Das plötzliche Einlenken des Bundes könnte fast als kleines Weihnachtswunder bewertet werden. Insbesondere für Kaufmann-Wolf hat der Heilsbringer auch einen Namen: Fabian Peter. Dem Luzerner Regierungsrat und Baudirektor sei es gelungen, zwischen Kriens und dem Bund zu vermitteln, sodass Stadt Kriens und das Astra gemeinsam an einem Tisch sassen. «Wir haben einander endlich zugehört. Dadurch wuchs das Verständnis für die gegenseitigen Anliegen», erklärt Kaufmann-Wolf.
«Es ist mir eine persönliche Freude, dass es mir gelungen ist, diesen gemeinsamen Prozess zu initiieren.
Fabian Peter, Baudirektor Kanton Luzern
Der Vermittlungsprozess Peters hat vor rund einem Jahr angefangen und trägt nun in der gemeinsam unterschriebenen Absichtserklärung erste Früchte. «Es ist mir eine persönliche Freude, dass es mir gelungen ist, diesen gemeinsamen Prozess zu initiieren», freut sich Fabian Peter. Denn auch er spürte die verhärteten Fronten zwischen Kriens und dem Astra. «Mir war klar, dass ich beide Parteien ins Boot holen muss. Glücklicherweise zeigten sich sowohl das Astra als auch die Stadt Kriens diesbezüglich sehr offen.»
Astra kann sich mit bis zu 60 Prozent beteiligen
Etwas nüchterner betrachtet Astra-Direktor Jürg Röthlisberger die frisch unterzeichnete Absichtserklärung. Er betont: «Es ist ein Auftrag des Parlaments und der Bevölkerung, bei solchen Grossprojekten lokale Mehrwerte zu schaffen.» Die Schweizer Stimmbevölkerung habe im Rahmen einer eidgenössischen Abstimmung 2017 die Gründung eines Nationalstrassenfonds befürwortet. Aus diesem sollen verschiedenste Autobahnprojekte finanziert werden – inklusive möglicher Aufwertungen für städtische Siedlungsgebiete. Wie eben beispielsweise die Einhausung der A2 zwischen Sonnenberg und Schlund.
«Der Prozess wird sicher zäh. Aber das ist Demokratie. Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.»
Jürg Röthlisberger, Astra-Direktor
Das Astra könne sich mit bis zu 60 Prozent finanziell an den Kosten solcher Projekte beteiligen. Nun gehe es im Rahmen der Testplanung darum, eine mögliche Überdachung zu konkretisieren. «Was ist sinnvoll? Was ist machbar? Wie viel wird das kosten? Diese Fragen wollen wir beantworten», sagt Röthlisberger. So heisst es auch in der Absichtserklärung: «Das Astra unterstützt eine Einhausung nur, soweit sie technisch machbar und finanzierbar ist.»
Viele ungeklärte Fragen
Was das im Detail konkret heisst, muss sich noch weisen. Und auch wenn sich der Bund mit 60 Prozent an den Kosten beteiligen würde – die komplette Überdachung des Abschnitts kostet gemäss Schätzung des Bundes mehr als eine halbe Milliarde Franken (zentralplus berichtete). Somit blieben über 200 Millionen Franken, die vom Kanton und den Gemeinden getragen werden müssten. Ein stattlicher Betrag, gerade im Hinblick auf die leeren Stadtkassen in Kriens. Wie die Ergebnisse der separat durchgeführten Testplanung letztlich in das Gesamtprojekt einfliessen, ist ebenfalls noch unklar. Dieses Vorgehen wiederum kritisiert der VCS Luzern in einer Stellungnahme als «unzulässiges» Verfahren.
Viele Fragen bleiben demnach offen. Auch wenn Bund und Kriens einen ersten Schritt aufeinander zu gemacht haben, ist der Weg zu einer gemeinsamen Lösung noch lang. Aber beide Parteien signalisieren Gesprächsbereitschaft. Die Krienser Stadtpräsidentin Christine Kaufmann-Wolf sagt: «Natürlich wollen wir für Kriens das Optimum herausholen. Aber wir werden nicht stur an unserer Vision festhalten und sind offen für die Ergebnisse der Testplanung.» Auch Jürg Röthlisberger zeigt sich diplomatisch: «Der Prozess wird sicher zäh. Aber das ist Demokratie. Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.»
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