Geben ist seliger denn Nehmen

Kontroverse um Kaserne: Kanton Zug ist im Spenden-Eifer

Der Kanton Zug soll den Neubau einer Kaserne für die Schweizergarde mit 200'000 Franken unterstützen. (Bild: Adobe Stock)

Den Vatikan beim Bau der neuen Kaserne für die Schweizergarde unterstützen? In Luzern regt sich dagegen erbitterter Widerstand. In Zug hingegen will die zuständige Kommission deutlich mehr Geld schicken, als die Regierung beantragt.

Der Vatikan verfügt über einen enormen Reichtum: Alte Schriften, wertvolle Skulpturen, historische Kirchen, weitläufige Ländereien und zahllose weitere Kulturgüter gehören zu seinen Schätzen. Trotzdem geht der Kirchenstaat derzeit auf Betteltour. Um ein neues Kasernengebäude für die Schweizergarde zu finanzieren, braucht er 50 Millionen Franken – gespendet unter anderem von den Kantonen.

In Luzern wehrt sich die Freidenker-Vereinigung zusammen mit der SP dagegen, dass der Kanton den Neubau mit 400'000 Franken unterstützt. Im Herbst stimmt die Bevölkerung darüber ab (zentralplus berichtete). Auch im Polit-Blog von zentralplus war die kontroverse Spende Thema: Claudia Huser von der GLP spricht sich dezidiert dagegen aus. Ihr Argument: Die Trennung zwischen Kirche und Staat.

Zug soll dem Vatikan noch mehr Geld spenden

Im Kanton Zug geht die Diskussion in eine ganz andere Richtung. Nicht «ob» sondern «wieviel» ist hier die Frage. Die zuständige Kommission beantragt, dass nicht ein Franken pro Einwohnerin gespendet wird – wie die Kasernenstiftung sich das wünscht – sondern gleich 1.50 Franken. Konkret: Statt 130'000 Franken sollen 200'000 Franken nach Rom fliessen.

Das kann Zug sich leisten, so die Überlegung. Die gute Finanzlage des Kantons lasse eine Erhöhung zu, zumal einzelne Kantone keinen Beitrag leisten würden. Vielleicht ein kleiner Seitenhieb nach Luzern? Die Chancen, dass die Idee im Zuger Kantonsrat durchkommt, stehen gut. Die vorberatende Kommission stimmte dem Antrag eines Mitglieds jedenfalls mit acht zu null Stimmen zu. Drei Personen haben sich enthalten.

Grosszügige Spende an den Vatikan – Zug kann es sich leisten

Ein Argument für die Spende war, dass der Vatikan zwar reich an Kulturschätzen ist – deren Unterhalt aber immense Summen verschlingt. Die Einnahmen des Vatikans hingegen – über Museen oder die staatliche Bank – seien bescheiden. Deshalb werden Immobilienprojekte des Vatikans traditionellerweise Spenden finanziert.

Nicht aller Zugerinnen sind katholisch

An dieser «Pflege der Tradition» will die Mehrheit der Kommission festhalten. Es sei nicht aussergewöhnlich, dass die Schweiz ausländische Staaten unterstütze, der Betrag sei nicht hoch. Und ausserdem setze es ein «seltsames Signal», wenn ausgerechnet der reichste Kanton der Schweiz sich nicht beteilige.

Stimmen, wonach es befremdlich sei, wenn der Kanton eine spezifische Kirche unterstütze, fanden in der Kommission kein Gehör. Auch das Argument nicht, dass es fragwürdig sei, den Kirchenstaat mit einem symbolträchtigen Franken pro Einwohner zu unterstützen, wo doch längst nicht alle Zugerinnen katholisch seien, zog offenbar nicht. Entschieden ist aber noch nichts: Das Geschäft kommt als Nächstes in den Kantonsrat.

Verwendete Quellen
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7 Kommentare
  • Profilfoto von Bube unterm Talar
    Bube unterm Talar, 26.04.2022, 21:08 Uhr

    Wie so viele andere Sekten ändert die Kirche ihre vormittelalterliche Denkweise erst, wenn es «hinten rechts» nicht mehr stimmt. Daher NEIN zu dieser Steuerverschwendung nach Rom. Zudem, ein Kirchenaustritt ist schnell und für jeden problemlos zu bewerkstelligen. Einen einzigen Brief, eingeschrieben an die Kirchgemeinde des Wohnsitzes mit dem Vermerk, dass man für kein bekehrendes Austrittsgespräch zur Verfügung steht und gut ist!

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  • Profilfoto von prohuma47
    prohuma47, 26.04.2022, 18:36 Uhr

    Soll doch die «zuständige Kommission» (alles Namenlose anscheinend) die 200000.- für die Kaserne ihrer ach so geliebten Sektensöldner aus ihren Privatvermögen spenden, das kann Zug sich leisten, so die Überlegung.

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  • Profilfoto von Sebastian Krüger
    Sebastian Krüger, 26.04.2022, 17:31 Uhr

    Weniger als die Hälfte aller Zuger ist katholisch und von denen wahrscheinlich weniger als die Hälfte wirklich mit Überzeugung dabei …

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  • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
    Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 26.04.2022, 16:12 Uhr

    Der Artikel sagt es gleich am Anfang:

    «Alte Schriften, wertvolle Skulpturen, historische Kirchen, weitläufige Ländereien und zahllose weitere Kulturgüter gehören zu seinen Schätzen.»

    Meint man jetzt, dass man das alles verkaufen kann, um die neue Kaserne zu finanzieren? Soll man die Pieta von Michelangelo im Petersdom an Sotheby’s or Christie’s zum Verkauf geben? Dass dann wohlmöglich ein russischer Oligarch oder ein Chinese die Skulptur kauft? Weil da sehr viel Geld für Kultur aufgewendet wird. Wieder ein westlicher Schatz unwiderbringlich verloren. Und dann auch nicht mehr öffentlich zugänglich. Man bedenke: Die Kulturgüter des Vatikans sind alle öffentlich zugänglich. Wer einmal in den Museen im Vatikan war, der weiss das. Wenn sie verkauft werden, sind sie in privaten Händen und hinter verschlossenen Türen.

    Das ist wie bei Queen Elizabeth II: Man sagt auch, sie sei unsäglich reich. Sie hat übrigens die grösste Briefmarkensammlung der Welt. Aber das ist nicht ihr Privateigentum. Es gehört der Krone, d.h. schlussendlich dem Staat und der Allgemeinheit. Ihre Schätze sind auch immer wieder im Buckingham Palace zur freien Besichtigung ausgestellt.

    So gehören auch die Schätze des Vatikans nicht Papst Franziskus und er kann nicht darüber frei verfügen wie er will. Sie gehören der Kirche. Also einer Milliarde Menschen.

    Dieser Unterschied geht in der ganzen Diskussion immer wieder verloren.

    Aber da wird bis zur Abstimmung im Kanton Luzern am 25. September noch viel diskutiert werden. Mit z.T. vielen falschen Annahmen und mit verdecktem Visier.

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    • Profilfoto von Celine Müller
      Celine Müller, 27.04.2022, 08:38 Uhr

      Ihre Begeisterung in Ehren. Doch wieso soll ich als Zuger Steuerzahler ein kirchlichee Museum bei Rom unterhalten? Das dürfen gerne die Besucher dort tun, oder auch Sie freiwillig.

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  • Profilfoto von Mike Müller
    Mike Müller, 26.04.2022, 13:13 Uhr

    In Zug gelten halt noch gute alte katholische Werte: Beten, arbeiten, Geld verdienen. Und wenn da der Oberpfaffe in Not gerät, wird der natürlich auch nicht gleich abgewiesen. Für Personen, die mal an die verfassungsmässige Trennung von Kirche und Staat geglaubt haben, immer wieder erschreckend.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 26.04.2022, 12:23 Uhr

    Der Vatikan ist ein rein Religiöser Reicher Staat.
    Also find ich das eine frechheit,von Steuergelder ,Spenden
    zu veräussern.
    Auch ist die Schweizer Garde keine Politische Armee,sondern ein Freiwiliges Organ.
    Bitte wer freiwilig Spenden will,soll es

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