Ist die Stadt Zug zu wenig heimatverbunden? Nein!

Jungmusikanten: Rechnung für die Fahnen statt Sponsoring

Eine der jungen Formationen in Baar: Echo vom Gerstgarten aus Appenzell Innerrhoden (Bild: Claude Sunier, Alpenrosen)

Dieses Frühjahr fand in Baar das Jungmusikantentreffen statt. Zwei Gemeinderäte störten sich daran, dass die Organisatoren von der Stadt Zug später eine Rechnung für Fahnen erhielten statt eines Sponsoringbeitrags. Dies erklärt sich jedoch vor allem mit dem Vorgehen der Veranstalter.

Beim eidgenössischen Jungmusikantentreffen werden über 400 junge Ländlermusiker von Fachexperten bewertet. Die letzte Austragung fand Ende März 2022 in Baar statt, präsidiert wurde das Organisationskomitee durch den Zuger Bildungs- und Kulturdirektor Stephan Schleiss (SVP).

Will Zug keine Heimatverbundenheit?

Im April reichten die beiden Mitte-Politiker Richard Rüegg und Theo Iten im Stadtzuger Parlament eine kleine Anfrage dazu ein. Sie vermissten die Stadt Zug auf der Sponsorenliste. Sonst seien alle anderen Zuger Gemeinden darauf zu finden. Sie orakelten, dass die Stadt es als nicht unterstützungswürdig erachte, «wenn junge Musikanten es wagen, ihr Gelerntes zu zeigen». Ihre Frage: Wurde dieser Anlass nicht als kultureller Anlass angesehen, der zusätzlich auch die Heimatverbundenheit fördert?

Beitrag trotz fehlenden Kriterien

Eine solche Geringschätzung der jungen Volksmusik wollte der Stadtrat nun aber nicht auf sich sitzen lassen. In durchaus höflichen Worten klärt er die beiden Stadtparlamentarier über die Versäumnisse auf, die zum geringen Sponsoring geführt hätten. So ging die Anfrage erst drei Wochen vor Durchführung des Anlasses ein, statt (wie im Reglement festgeschrieben) drei Monate zuvor. Auch wurde das Gesuch als E-Mail an den Stadtpräsidenten Karl Kobelt gerichtet anstatt über das Onlinebeitragsportal.

Dennoch wurden von der Stadt am Ende 500 der beantragten 2000 Franken als Beitrag bewilligt. Dass der Beitrag nicht wie bei früheren Austragungen 1000 Franken betrug, lag daran, dass die Veranstaltung nicht wie sonst im Theater Casino Zug durchgeführt wurde. Für die Stadt sei es aus den Unterlagen nicht ersichtlich gewesen, ob überhaupt Stadtzuger Jugendliche mitmachen würden. Das Treffen werde von der Stadt klar als kultureller Anlass eingestuft, welcher die Heimatverbundenheit fördert. Aus diesem Grund sei es dann auch unterstützt worden, obwohl die formalen Kriterien für eine Absage gereicht hätten.

Rechnung für die Fahnen statt Sponsoringbeitrag

Für Unmut sorgte ausserdem die Beflaggung. Für das Jungmusikantentreffen wurden beim Werkhof 26 Fahnen ausgeliehen. Dafür stellte der Werkhof anschliessend 910 Franken in Rechnung. Die beiden Mitte-Gemeinderäte stellen daher die Frage, ob es nicht angemessen gewesen wäre, wenigstens diesen Betrag zu übernehmen.

Auch hier spielt die Stadt den Ball an die Organisatoren zurück. Ein Beitrag an die Kosten der Fahnenmiete sei nie angefragt worden, die Abteilung Kultur der Stadt hätte keinerlei Kenntnisse von der Beflaggung und der Rechnung gehabt. «Mit einer telefonischen Nachfrage bei der Abteilung Kultur hätte im Vorfeld bestimmt eine adäquate Lösung gefunden werden können», so der Stadtrat weiter. Und auch die Behauptung, dass die Stadt Zug bei den Sponsoren fehle, sei falsch – diese werde auf der Homepage des Anlasses als «Sponsor» dankend aufgeführt.

Auch sie traten in Baar auf: Das Akkordeonduo Baumann-Odermatt aus Willerzell SZ.
Auch sie traten in Baar auf: Das Akkordeonduo Baumann-Odermatt aus Willerzell SZ (Bild: Guido Bürgler)
Verwendete Quellen
  • Antwort 2734 der Stadt Zug
  • Kleine Anfrage Richard Rüegg und Theo Iten vom 25. April 2022
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