Wer wird Zuger Regierungsrat?

Jetzt beginnt die Suche nach Martin Pfisters Nachfolge

Wer wird neu in der Zuger Regierung Einsitz nehmen? Die Parteien bringen sich in Stellung. (Bild: Andreas Busslinger)

Nachdem Martin Pfister in den Bundesrat gewählt wurde, beginnt bei den Zuger Parteien nun die Suche nach dem Nachfolger. In die Karten blicken lassen sich nicht alle.

Der Mittwoch war ein Tag, den der Kanton Zug so schnell nicht vergessen wird. Der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister – bis vor wenigen Wochen keine sonderlich auffällige Gestalt – wurde überraschend deutlich in den Bundesrat gewählt. Das ist einem Regierungsrat ohne Bundesbern-Erfahrung schon rund zwei Jahrzehnte nicht mehr gelungen.

Pfisters Zuger Politumfeld von links nach rechts reagierte sehr freudig auf die Wahl (zentralplus berichtete). Gleichzeitig sprachen viele auch ihr Bedauern über den Verlust von Pfister als Regierungsrat aus. Nun gilt es, den Sitz des Mitte-Politikers neu zu besetzen. Die Mühlen des Wahlkampfs beginnen, sich in Bewegung zu setzen. Während innerhalb der Zuger Parteien schon längst mögliche Strategien diskutiert werden, äussern sie sich öffentlich zum gegebenen Zeitpunkt teils noch verhalten.

Zuerst feiern, dann Strategien erarbeiten

Am Tag der Bundesratswahl äusserte sich Mitte-Kantonalpartei Peter Rust wie folgt: «Heute wird sicher gefeiert.» Danach würden sich die Verantwortlichen schon bald mit der Ersatzwahl befassen. Klar ist: Hergeben will ihn die Partei nicht, obwohl derzeit drei Zuger Mitte-Regierungsräte im Amt sind.

Doch: Diesen dritten Sitz habe die Mitte bei der letzten Wahl zugesprochen bekommen, deshalb wolle sie auch nicht auf ihn verzichten. Gespräche mit möglichen Kandidaten habe die Partei noch nicht geführt, da sie zuerst das Resultat der Bundesratswahl habe abwarten wollen, erklärte Rust am Mittwoch.

ALG will Sitz

Die Linke ist alles andere als überzeugt davon, dass der Sitz der Mitte zusteht. Luzian Franzini, Co-Präsident der ALG Kanton Zug, findet: «Die Mitte weist mit 19 Sitzen im Kantonsrat gleich viele Kantonsratssitze auf wie SP und ALG zusammen und somit die gesamte Linke. Gleichzeitig ist die Partei gleich mit drei Sitzen im Regierungsrat vertreten. Das ist zu viel.»

«Martin Pfister thematisierte in den Reden während der vergangenen Wochen immer wieder den Konkordanzgedanken. Wir erwarten, dass diese Worte ernst genommen werden, und wünschen uns, dass der freiwillige Proporz respektiert wird», sagt Franzini. Will heissen, dass Kandidaten aller Lager berücksichtigt würden. Ein Drittel der Bevölkerung werde von der heutigen Zuger Regierung nicht vertreten. «Indem die Linke nicht vertreten ist, steuern wir auf ein System von Opposition gegen Regierung zu.»

Linke sieht die Mitte über- und sich selbst untervertreten

Die SP bläst erwartungsgemäss ins selbe Horn. SP-Co-Präsident Zari Dzaferi sagt auf Anfrage: «Nicht nur im Regierungsrat, sondern in allen Zuger Exekutiven ist die Mitte überproportional vertreten. Aufgrund des Majorz-Wahlverfahrens ist es schwierig für SP, ALG, SVP und GLP, in die Exekutive zu kommen.»

Zur Wahlstrategie für die kommende Ersatzwahl sagt Dzaferi: «Bereits bei den Wahlen 2022 haben die links-grünen Parteien bereits zusammengespannt. An dieser Wahlvereinbarung werden wir uns wohl auch weiterhin orientieren.» Über das weitere Vorgehen wolle man die Bevölkerung jedoch erst nach einem intensiveren Austausch orientieren.

Daniel Gruber, Präsident der Zuger Freisinnigen, äussert sich auf Anfrage wie folgt auf eine mögliche FDP-Kandidatur: «Wir hätten – ich setze das zum aktuellen Zeitpunkt bewusst in den Konjunktiv – gute Kandidaten, mit denen wir ins Rennen gehen könnten. Auch besteht grosses Interesse.»

Aber? «Wir möchten die Situation nun zunächst analysieren, denn wir sehen nicht nur die kommende Regierungsratsersatzwahl, sondern haben längst schon die Wahlen 2026 sowie die nationalen Wahlen 2027 im Visier. Es ist kein Geheimnis, dass wir dort den Nationalratssatz für die FDP zurückholen möchten.» All diese Faktoren wolle die FDP bei nachfolgenden Entscheidungen berücksichtigen. Entsprechend brauche es noch eine ausgiebigere innerparteiliche Lagebeurteilung.

Grünliberale wartet auf Mitte-Entscheid

Ebenfalls noch nicht in Stein gemeisselt ist die Strategie der Grünliberalen. Kantonalpräsidentin Tabea Estermann sagt auf Anfrage: «Wir haben intern viele Leute, die eine GLP-Kandidatur fordern. Dies insbesondere, da wir die progressive und moderate ökologische Stimme für jene Bevölkerungsgruppe vertreten, die sinnvollen Umweltschutz wollen und gleichzeitig nicht links wählen.»

Entschieden sei indes noch nichts. Estermann persönlich sei dafür, erst einmal abzuwarten, wie die Mitte vorgeht. «Stellt diese jemanden mit einem Profil auf, das unserer Linie entspricht, also gesellschaftliberal sowie wirtschaftsnah politisiert und den Umweltschutz hoch gewichtet, kann ich mir vorstellen, dass wir diese Person unterstützen.» Dass man gemeinsam mit den links-grünen Parteien arbeite, sei hingegen weniger realistisch.

Und was macht die SVP? Die hält sich bedeckt. Kantonalpräsident Thomas Werner sagt: «Natürlich machen wir uns seit Längerem Gedanken. Doch bevor wir weitere Schritte kommunizieren, müssen wir das Thema innerhalb der Parteileitung besprechen.» Die SVP besetzt mit Heinz Tännler und Stephan Schleiss zwei Sitze im Regierungsrat.

Verwendete Quellen
  • Gespräche nach den Bundesratswahlen
  • Telefonischer Austausch mit Parteispitzen
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