Sich einmal Gehör verschaffen und Lösungsansätze finden: Das haben Jugendliche am Donnerstag in Zug beim Jugendpolittag gemacht. Mit teils beeindruckenden Ergebnissen. Was vom Tage übrig bleibt? Nicht nur die Erkenntnis, dass sich längst auch die jungen Bürgerlichen Sorgen ums Klima machen.
Der Geräuschpegel im Zuger Kantonsratssaal ist auffallend hoch. Für einmal nicht, weil SP und SVP ein Wortgefecht austragen, sondern weil der Saal bis auf den letzten Platz mit Teenagern gefüllt ist. Es handelt sich nicht um eine feindliche Übernahme aus jugendlichem Übermut, nein, das Ganze hat schon seine Ordnung.
Den ganzen Tag schon haben sich die 80 Jugendlichen aus den Zuger Gemeinden nämlich am Jugendpolittag mit Themen befasst, die sie bewegen. Es ist bereits kurz vor 16 Uhr, einige der Schüler sehen etwas ungeduldig aus. Dennoch kehrt völlige Ruhe ein, sobald das Glöcklein ertönt.
Es ist Zeit, das Wichtigste aus den Gruppengesprächen vorzutragen. Die Jugendlichen haben sich zuvor Gedanken zu ihrer Gemeinde gemacht, haben sich mit Hilfe von Politikern überlegt, was ihnen fehlt, was sie gern ändern würden. Und nicht nur das. Auch einige Lösungsansätze haben sie parat.
Briefe an Gemeinderäte, Treffen mit dem Hausabwart
Etwa die Ägerer Jungs, die es als ärgerlich empfinden, dass die Scheinwerfer auf dem Fussballplatz nicht selber ein- und ausgeschaltet werden können. Die Lösung: Man habe bereits ein Treffen mit dem Hausabwart sowie dem Gemeinderat organisiert, um das Thema zu besprechen.
Die Schülerinnen aus Cham sind der Ansicht, dass das sogenannte Lernstudio erhalten bleiben soll. Während drei Jahren wurde mit diesem eine neue Unterrichtsform mit eigenverantwortlichem Lernen geprobt. Es soll nun jedoch offenbar wieder abgeschafft werden. Mit einem Brief wollen sich die Schülerinnen nun an die Gemeinde wenden. Denn: «Es bringt wirklich etwas», so eine der Schülerinnen.
Demgegenüber stand eine Horde Steinhauser Jungs, die so gar nicht glücklich mit ihrem Lernstudio sind. «Wir fühlen uns da wie in einem Gefängnis. Da darfst du nichts machen, nicht mal aufstehen», befindet einer von ihnen.
Der Wunsch nach einer Schultherapie
Aus Hünenberg kommt der Input, dass man sich eine Schultherapie wünsche. «Nicht im Sinne einer Schulsozialarbeit. Eher eine Mischung aus Sozialarbeit, Heilpädagogik und Vertrauensperson. Am besten jemand, der mehrsprachig ist und den Schülern auf Augenhöhe begegnet», so der Gruppensprecher.
Etwas weniger ausrichten können wohl die Rischer Jugendlichen, die sich eine Autoprüfung ab 16 Jahren wünschen. «Wir sind zum Schluss gekommen, dass man dafür über den Bund gehen müsse», resümiert ein Schüler.
Während die Gruppenmitglieder vor versammelter Menge sprechen, ist es still. Man hört zu, scheint interessiert. Dass es sich um einen freiwilligen Anlass handelt, merkt man. Ein Grundinteresse für Politik ist offensichtlich. Selbst wenn der eine oder die andere den Jugendpolittag wohl als das kleinere Übel neben dem regulären Schulalltag gewählt hat.
Fünf Jungpolitiker und ein grosses Problem
Landammann Stephan Schleiss wendet sich danach mit einem Appell an die Schüler. Er plädiert für einen respektvollen, toleranten Umgang mit Andersdenkenden, denn dieser sei in der Demokratie unerlässlich. Kurz darauf bekommt denn auch das wohl brennendste Thema Raum.
Die fünf Jungpolitiker Gian Brun (Jungfreisinnige), Nicolas Burnier (JSVP), Julia Küng (Junge Grüne), Jeannine Bühlmann (JCVP) sowie Ronahi Yener (Juso) äussern sich zur Klimadebatte, moderiert von Severin Hofer.
Die Quintessenz: Die junge SVP ist dem Kurs ihrer Mutterpartei treu, auch die Jungen Grünen passen ins grüne Parteiprogramm. Nur dass die Voten etwas frischer, etwas unbekümmerter, und wohl eine Spur unüberlegter sind. Und das ist gut so. Denn Zeit, sich die Hörner abzustossen, bleibt ja noch genügend.
Die Zeit der Wollsocken-Witze ist vorbei
Bemerkenswert ist dennoch: Das Thema Klima hat eine neue Dimension angenommen. Was noch vor zwei Jahren mit Wollsocken- und Körnlipicker-Witzen geendet hätte, wird nun auch von den jungen Bürgerlichen ernsthaft diskutiert. Denn Sorgen machen sich alle. Obwohl die Lösungsansätze unterschiedlicher nicht sein könnten.
Während Yener überzeugt ist, dass das Mobilisieren Jugendlicher und der bewusste Verzicht auf Fleisch oder Flugreisen zielführend sei, hofft Burnier vielmehr auf Technologien, die dem Klimaproblem entgegenwirken könnten. Denn verzichten, das will er nicht. «Das muss möglich sein, ohne dass wir unseren Luxus und unseren Wohlstand aufgeben.»
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