Hier wird gekämpft

In diesen Zuger Gemeinden werden die Wahlen spannend

Sowohl Andreas Hausheer (Mitte) als auch Andreas Hürlimann (ALG) wollen das Präsidium der Gemeinde Steinhausen. (Bild: zvg/ Aura Online/ Andreas Busslinger)

Einer will seinen Thron zurück. Zwei möchten direttissima ins Präsidium. Eine Partei hofft auf eine Première. Die Zuger Gemeinderatswahlen versprechen da und dort richtig spannend zu werden. Wir verraten wo.

In knapp einem Monat ist Showdown. Im Kanton Zug werden nicht nur die Regierungs-, Stadt- und Kantonsräte neu gewählt, sondern auch die Gemeinderäte. Während sich in einigen Gemeinden rein gar nichts verändern wird, bieten andere brisanten Wahlstoff.

Neuheim: Buhlen um den Thron

Dazu gehört die Gemeinde Neuheim. Nanu, mag man sich wundern. Dort hört ja gar keiner der fünf Gemeinderäte auf? Ausserdem kämpft nur gerade eine neue Person um ein Exekutivamt in der Berggemeinde. Nämlich der parteilose Yusuf Erkan; ein politisch unbeschriebenes Blatt.

Dennoch wirds spannend. Und zwar weil sich Daniel Schillig (Mitte) des Erhalts seines Präsidiums überhaupt nicht sicher sein kann. Er war es, der den damaligen Gemeindepräsident Roger Bosshart (FDP) 2018 vom Thron gestossen hatte. Mit nur vier Stimmen Vorsprung.

Bosshart lässt das nicht auf sich sitzen und kandidiert vier Jahre später erneut fürs Präsidium. Wir haben ihn gefragt, wie es ihm bei der Erinnerung an die Wahlen 2018 geht. «Viele Neuheimerinnen und Neuheimer haben es sehr geschätzt, dass ich nach meiner Abwahl Stärke und Durchhaltevermögen zeigte. Das hatte mich sehr motiviert. Ich habe mein Amt als Gemeinderat immer sehr gerne ausgeführt und das auch im Dienste für die Neuheimer Bevölkerung.»

«Es braucht Führungsstärke.»

Roger Bosshart, Kandidat fürs Gemeindepräsidium

So gern also, dass er erneut an die Spitze möchte. «Die Bürgerinnen und Bürger von Neuheim haben nun die Möglichkeit, die Tätigkeiten zweier Präsidenten zu vergleichen, die beide im Amt waren.» Der Gemeinderat und die Verwaltung würden eine klare und strukturierte Führung brauchen, damit diese die volle Leistung in einer effizienten und effektiven Art erbringen können. «Es braucht Führungsstärke», sagt Bosshart.

Wo ist die Linke in der Berggemeinde?

Betreffend Neuheim fällt zudem Folgendes auf: Weder die SP noch die ALG versuchen, sich in den rein bürgerlichen Gemeinderat einzuklinken. Andreas Lustenberger, Präsident der Alternative – die Grünen, sagt dazu: «In der kleinen Gemeinde Neuheim war es für uns bisher nicht möglich, eine Ortsgruppe zu etablieren. Die letztmalige Kandidatin hat sich gegen eine erneute Kandidatur entschieden.»

Es sei jedoch das erklärte Ziel der ALG, zukünftig auch in Neuheim eine ökologische und soziale Politik stärker im Dorf zu verankern.

«Es gibt aktuell niemanden in der SP, die oder der für den Neuheimer Gemeinderat prädestiniert wäre.»

Barbara Gysel, Präsidentin SP Kanton Zug

Barbara Gysel, Präsidentin der SP Kanton Zug sagt zur Situation in Neuheim: «Wohl kandidiert die SP in Neuheim – es ist eine Premiere! – mit Sereina Gartmann für den Kantonsrat. Doch gibt es aktuell niemanden, die oder der für den Gemeinderat prädestiniert wäre.»

Historisch gesehen sei die SP eher in urbanen Gebieten verankert. «Das kann sich jedoch nach und nach ändern.» Gysel weist darauf hin, dass die Partei in Menzingen gerade daran sei, eine neue Sektion zu gründen. «Solche Dinge brauchen jedoch Zeit. Um eine Sektion über längere Zeit aufrechtzuerhalten, reicht es nicht, wenn sich ein, zwei Personen engagieren.»

Cham: Eine grosse Chance für die GLP

Ebenfalls interessant werden die Gemeinderatswahlen in Cham. Bauchef Rolf Ineichen (SVP) hört nach zwei Legislaturen auf. Den Parteisitz verteidigen möchte die Chamer SVP-Präsidentin und -Kantonsrätin Brigitte Wenzin Widmer. Doch sie ist nicht die einzige, welche den freiwerdenden Platz erobern möchte.

Konkurrenz erhält sie von Claus Soltermann. Auch er ist seit acht Jahren im Kantonsrat, für den er auch heuer kandidiert, und damit eine valable Konkurrenz für die SVP. Gewinnt er den Gemeinderatssitz, werden die Grünliberalen zum ersten Mal im Chamer Gemeinderat vertreten sein.

Steinhausen: Von null direkt ins Präsidium

In Steinhausen zeichnet sich ebenfalls eine spannende Situation ab. Neben FDP-Frau Carina Brüngger verlässt auch Gemeindepräsident Hans Staub (Mitte) die Exekutive. Dies nach vier Legislaturen. Eigentlich wäre es da naheliegend, dass Markus Amhof, Staubs Parteikollege im Gemeinderat, fürs Präsidium kandidieren würde.

«Das Präsidium würde mir deutlich mehr Zeit abverlangen.»

Markus Amhof, Mitte-Gemeinderat Steinhausen

Dem ist jedoch nicht so. Amhof erklärt dazu: «Ich habe ein eigenes Forstunternehmen und bin auch national in der Branche tätig. Für mein Gemeinderatsamt investiere ich heute ungefähr 50 Prozent. Es ist ein Mix, der mir gut gefällt. Das Präsidium würde mir deutlich mehr Zeit abverlangen.» Es seien also einzig Ressourcengründe, die ihn von einer Kandidatur abgehalten hätten.

Fürs Präsidium kandidieren zwei andere. Solche, die aktuell zwar nicht im Gemeinderat sitzen, aber dennoch keine Unbekannten sind. Zum einen ist dies der Mitte-Politiker Andreas Hausheer, zum anderen der ALG-Mann Andreas Hürlimann. Sie beide haben bereits vier Legislaturen im Kantonsrat hinter sich. Während Hausheer dort ein weiteres Mal kandidiert, ist für Hürlimann nun Schluss. Egal ob er (erneut) in den Gemeinderat gewählt wird oder nicht.

Hürlimann trat 2018 aus dem Steinhauser Gemeinderat aus. Dies mit dem Plan, Regierungsrat zu werden. Der Plan ging nicht auf. Zwar erreichte er das absolute Stimmenmehr, schied jedoch als überzähliger Kandidat aus.

«Ich habe mich damals wie heute fokussiert.»

Andreas Hürlimann, ALG-Kandidat fürs Gemeindepräsidium Steinhausen

Er sagt auf Anfrage: «Ich stehe für klare Haltungen, weshalb ich vor vier Jahren nicht für jedes mögliche Amt – Kantonsrat, Gemeinderat und Regierungsrat – gleichzeitig kandidieren wollte. So habe ich mich damals wie heute fokussiert.»

Hürlimann hat einen schweren Stand. SVP, GLP, FDP und natürlich die Mitte, unterstützen Andreas Hausheer. Dennoch sagt der 39-Jährige: «Ich bin überzeugt, dass ich für Steinhauserinnen und Steinhauser in diesem Jahr eine sehr gute Alternative zum bürgerlichen Kandidaten bieten kann.»

Neben Hürlimann und Hausheer kandidiert Beda Schumpf (FDP) für den Gemeinderat. Im Gegensatz zu seinen Kontrahenten sass er nur wenige Jahre im Kantonsrat.

So stehts um die Wahlen in den übrigen Gemeinden im Kanton Zug

Baar

In Baar, wo der Gemeinderat aus sieben Mitgliedern besteht, treten mit Jost Arnold (FDP), Berty Zeiter (ALG) sowie Silvia Binzegger (Mitte) gleich drei Gemeinderäte ab. Sechs neue stellen sich zur Wahl.

Walchwil

Eine Wahl ist keine Wahl. Jedenfalls in Walchwil. Hier sind die Würfel schon gefallen. Alle Gemeinderäte wollen bleiben, Konkurrenz von aussen gibt es keine.

Risch

FDP-Gemeinderat Roland Zerr scheidet mit stolzen 72 Jahren aus der Exekutive aus. Neben Simone Wigger (FDP) will auch Livia Engel von den Grünen diesen Sitz erobern. Die Grünen waren in den letzten acht Jahren nicht mehr im Gemeinderat vertreten.

Unterägeri

Mitte-Gemeinderat Josef Iten-Nussbaumer hört auf. Ausserdem auch Beat Iten von der SP. Dieser darf wohl als Exekutiv-Dinosaurier bezeichnet werden, sass er doch seit 1999 im Gemeinderat Unterägeri. Heuer kandidiert er nur noch für den Kantonsrat.

Fünf neue Kandidatinnen buhlen um die zwei freien Sitze. Der Sitz von Ex-Gemeindepräsi Josef Ribary, der Ende des letzten Jahres zurücktrat, wurde mittlerweile bereits besetzt. Im März wurde Andreas Koltszynski (Mitte) (zentralplus berichtete) im zweiten Wahlgang gewählt. Das Präsidium ging an Ribarys Parteikollegen Fridolin Bossard. Dort dürfte es auch nach den Wahlen bleiben.

Oberägeri

In Oberägeri streicht Gemeinderat Paul Iten (Forum) die Segel. Vier Neue buhlen um den Sitz. Marcel Güntert (FDP) ist als Gemeindepräsident unangefochten. Er rückte nach, da der ehemalige Gemeindepräsi Pius Meier (FDP) aufgrund von Long Covid aus dem Rat ausschied (zentralplus berichtete).

Menzingen

Barbara Beck (ALG) sowie Herbert Keiser (parteilos) geben ihre Exekutivplätze per Ende Jahr auf. Für die zwei Sitze kandidieren drei Personen. Andreas Etters (Mitte) Präsidium ist unbestritten.

Hünenberg

Hubert Schuler (SP) hat ebenfalls genug. Seinen Sitz verteidigen möchte seine 28-jährige Parteikollegin, die Kantonsrätin Virginia Köpfli. Ausserdem steigt Jeffrey Illi (SVP) sowie Alexia Renner (Grünes Forum) ins Rennen.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Barbara Gysel
  • Schriftlicher Austausch mit verschiedenen Politikern
  • Register «Personen Zug 2022» der Staatskanzlei
  • Wahldossier «Zuger Zeitung»
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