Streit um die Mietpreise

Im Reusszopf gibt’s bald 80 neue Wohnungen und viel Platz fürs Gewerbe

Hier dürfte in ein paar Jahren einiges anders aussehen. Das Gebiet Reusszopf wird neu überbaut. (Bild: ber)

Das Gebiet rund um den Reusszopf wird in den nächsten Jahren neu bebaut. Nun stellt der Luzerner Stadtrat seine Pläne vor. Darin sind ein Fünftel an gemeinnützigen Wohnungen vorgesehen. Eine Bedingung, welche die Stadt den Eigentümern vorschreibt. Einige von ihnen müssen deshalb noch passende Lösungen finden.

Das Gebiet Luzern Nord rund um den Seetalplatz verändert sich in den kommenden Jahren. Nicht nur das neue Verwaltungsgebäude des Kantons Luzern wird dem Gebiet den Stempel aufdrücken. Auch auf der anderen Seite der Kleinen Emme wird kräftig gebaut und umgestaltet. Dieser Perimeter liegt in Reussbühl und somit in der Stadt Luzern.

Der Stadtrat präsentierte am Dienstag seine Pläne für das Gebiet rund um das Hochhaus beim Reusszopf. Vorgesehen sind 1'300 Quadratmeter Arbeitsfläche und rund 80 Wohnungen. Gut die Hälfte davon werden von der Baugenossenschaft Reussbühl gebaut und werden gemeinnützig sein. Weiter werden neue Velo- und Fusswege geschaffen.

Insgesamt drei Etappen

Die Bebauung des gesamten Gebiets am Ufer der Kleinen Emme und des Geländes der CKW mit der dazugehörigen markanten Shed-Halle wird in drei Etappen aufgeteilt. In einem ersten Schritt muss das Stadtparlament über eine Änderung der Bau- und Zonenordnung für das Gebiet Reussbühl Ost entscheiden (siehe Karte). Die Vorlage wird im Mai ins Stadtparlament kommen. Mit der Anpassung wird auch das heutige Hochhaus legitimiert und bleibt somit erhalten.

Der Stadtrat führt derzeit Gespräche mit Grundstückeigentümern des südlichen, stadteinwärtsgerichteten Teils des Areals (gelb). Damit die anderen Landbesitzer trotzdem rasch mit ihren Bauprojekten starten können, läuft die Bebauung des markierten Gebiets in mehreren Phasen. Bei den noch laufenden Diskussionen geht es unter anderem um Fragen der Parkiermöglichkeiten von Autos.

Auf diesem Gebiet soll möglichst rasch neu gebaut werden. Allerdings in zwei Etappen (orange zuerst).

Bei der letzten Bau- und Zonenänderung wurde über den Anteil preiswerter Wohnungen leidenschaftlich gestritten. Damit die reformierte Kirche in der Würzenbachmatte ein Bauprojekt realisieren kann, wurde der Zonenplan angepasst. Da aber keine gemeinnützigen Wohnungen entstehen, bekämpfte die Linke die Anpassung, scheiterte letztlich aber an der Urne.

Reussbühl West: Müssen Eigentümer Land an Genossenschaften abgeben?

Welchen Fokus hat die Stadt beim Reusszopf auf den preiswerten Wohnraum gelegt? Zur Erinnerung: Bis 2037 müssen in der Stadt nämlich 16 Prozent der Wohnungen gemeinnützig sein. «Der Anteil von 20 Prozent an gemeinnützigen Wohnungen war eine Bedingung der Stadt als Gegenwert für die Verdichtung des Quartiers und wurde von den Grundeigentümern nach einigen Diskussionen akzeptiert», sagt Baudirektorin Manuela Jost (GLP) auf Anfrage. Dadurch werde ein Beitrag geleistet, damit die 16 Prozent des Wohnungsbestandes erreicht und zugleich die Quartiererneuerung zügig angegangen werden können.

«Die Eigentümer wollen jeweils von Anfang an klare Vorgaben, damit sie mit den entsprechenden Einschränkungen planen können.»

Manuela Jost, Baudirektorin

Ist der Wert von 20 Prozent also voll und ganz im Sinne des Stadtrates? Dazu sagt Jost: «Die Eigentümer wollen jeweils von Anfang an klare Vorgaben, damit sie mit den entsprechenden Einschränkungen planen können.» Denn die Forderung nach gemeinnützigen Wohnungen seitens der Stadt bedeutet einen Eingriff in das private Eigentum. Es sei deshalb sinnvoll, dass jeweils ganze Gebäude oder Gebäudeteile mit separatem Zugang gemeinnützig erstellt würden. Dies werde durch die Gebäude der Baugenossenschaft Reussbühl gewährleistet.

Bei der Überbauung auf der anderen Seite der Hauptstrasse, die in der dritten Etappe erfolgt, ist laut Jost der Wert von 20 Prozent festgelegt worden. «Den Grundeigentümerschaften ist diese Vorgabe bekannt und diese wurde unterdessen auch akzeptiert.» Während in Reussbühl Ost (Etappe 1 & 2) die Baugenossenschaft Reussbühl Land besitzt und vom Kanton Luzern zusätzliches Land kaufte, würden in Reussbühl West (3. Etappe) die privaten Grundeigentümer einen Teil ihrer Grundstücke einer Genossenschaft abgeben oder selber eine gemeinnützige Genossenschaft gründen müssen, um diese Vorgabe zu erfüllen.

Die Umgebung des Hochhauses beim Reusszopf wird bald in neuem Kleid erscheinen.

Gebiet im Visier der Stadtentwicklung

Reussbühl ist neben den Gebieten Steghof/Rösslimatt und Längweiher/Grenzhof eines von drei Fokusgebieten aus dem städtischen Raumentwicklungskonzept. «In diesen Gebieten werden in den nächsten 15 Jahren grosse städtebauliche Veränderungen stattfinden», schreibt der Stadtrat dazu. Mit der ersten Etappe im Reusszopf werde der Grundstein gelegt, damit in Reussbühl eine «Aufwertung und Verdichtug erreicht wird.»

Und weiter: «Der Stadtrat setzt sich dafür ein, dass sich Reussbühl weiterentwickelt, ohne den Charakter des ursprünglichen Dorfzentrums zu verlieren, und sich in einigen Jahren als attraktives urbanes Quartier und neuen Stadtteil Luzern Nord präsentiert.»

Gegen die Änderung des Bau- und Zonenplans gingen insgesamt vier Einsprachen ein. Zwei davon wurden mittlerweile zurückgezogen. Der Stadtrat beantragt dem Parlament die beiden anderen aus verschiedenen Gründen abzuweisen.

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