Nutzergruppen am Zugerberg in Konflikt

Illegales Mountainbiken kostet 100 Franken

Wo runter und wo nicht? Die Region Zugerberg, Walchwilerberg und Rossberg ist ein Traum für Mountainbiker.

(Bild: zvg IG Mountainbike Zug)

Der Kanton Zug will den «querbeet durch den Wald sausenden Mountainbikern» nicht mehr länger zuschauen. Wer am Zugerberg mit dem Mountainbike abseits von markierten Wegen unterwegs ist, wird künftig mit 100 Franken gebüsst. Die IG Mountainbike nimmt es gelassen, schliesslich würden nur wenige Biker die Regeln nicht respektieren. Doch was bringen Bussen? und wann kommt endlich das neue Nutzungskonzept?

«Wir stellen leider fest, dass immer häufiger quer durch den Wald gebikt wird. Das ist derart schädigend für den Wald und seine Lebewesen, dass wir beschlossen haben, zu handeln», sagt Martin Winkler, Co-Leiter vom Amt für Wald und Wild im Kanton Zug. Die Polizei wird künftig Mountainbikern eine Busse von 100 Franken ausstellen, wenn sie querwaldein fahren, abseits von Wegen und Strassen. 

Der Konflikt zwischen Mountainbikern und anderen Nutzergruppen im Wald des Zugerbergs ist nicht neu. Schon seit mehr als zwei Jahren wird darüber diskutiert, wie mit der Nutzung des Waldes umzugehen ist, was erlaubt, was verboten sein soll. Dabei geraten vor allem die Biker immer wieder in die Kritik: «Wenn MountainbikerInnen querbeet durch den Wald sausen, abseits von Wegen und Strassen, gefährden sie mit ihrer Aktivität Wildtiere und Wildpflanzen», sagt Winkler.

Schanzen und dergleichen aus Holz und Erde

Im Fokus steht das Gebiet rund um die Zugerbergbahn. Dort werde immer häufiger quer durch den Wald zu Tale gebikt, so Winkler. Es würden zudem mit Holz und Erde Schanzen und dergleichen errichtet. Für das Amt für Wald und Wild ist deshalb klar, dass «diese waldschädigende Nutzung gestoppt werden muss.»

Konzept für Naherholung

Die Landschaft des Zuger- und Walchwilerberges ist ein beliebtes Ausflugsziel im Kanton Zug. Damit das so bleibt, wurde das Entwicklungsleitbild «Zuger-/Walchwiler-/Rossberg» erarbeitet. Das Konzept wurde 2011 vom Regierungsrat, von den Räten der drei beteiligten Korporationen Zug, Unterägeri und Walchwil, vom Stadtrat Zug, von den Gemeinderäten Unterägeri und Walchwil sowie vom Verwaltungsrat der Zugerbergbahn AG verabschiedet. Das Leitbild soll gemäss Angaben des Kantons Zug die Qualitäten der einmaligen Landschaft ins Zentrum stellen und aufzeigen, wie diese auch künftig mit den vielfältigen Bedürfnissen der Erholungssuchenden in Einklang gebracht werden können. Im Rahmen dieses Leitbilds soll nun auch das von der IG Mountainbike Zug zusammen mit dem Kanton und der Zuger Korporation angestrebte Nutzungskonzept erarbeitet werden.

 

Dass der Kanton gerade jetzt Massnahmen ergreift, hat auch mit der Jahreszeit zu tun. Seit es wärmer ist, sind die Mountainbiker wieder zahlreich am Berg anzutreffen. Es gibt aber noch einen anderen Grund: Da im Frühling viele Wildtiere geboren werden, sei das Thema «Stören von Wildtieren im Wald» hochaktuell, schreibt der Kanton in einer Medienmitteilung. Höchträchtige Rehgeissen oder wenige Tage alte Rehkitze würden aufgescheucht, wenn sich Menschen abseits markierter Wege bewegen. Der Wald sei keine Freizeitarena in der jede und jeder den individuellen Bewegungsdrang ausleben könne und dürfe, so der Kanton. 

Die IG Mountainbike Zug reagierte umgehend auf den Bussen-Beschluss. In Form eines dringenden Appells an «einige fehlbare Bikerinnen und Biker», nimmt der Verein Stellung. Die Bitte ist klar: «Bitte unterlasst jedes Anlegen oder Befahren von illegalen Wegen/Bikestrecken/Abkürzungen abseits bestehender Strassen und Wege.» 

Die meisten halten sich an die Regeln

Christoph Jans von der IG Mountainbike sagt zur neuen Bussen-Regelung: «Die IG Mountainbike Zug bedauert dass Bussen notwendig werden, weil sich gewisse Biker nicht an die Regeln halten und abseits bestehender Wege fahren. Die Behörden haben vermehrt festgestellt, dass es gewisse Entwicklungen gibt, die ein Engreifen erfordern.»

Er betont, dass sich die IG Mountainbike Zug strikt an die Regeln für die gemeinsame Nutzung von Wanderwegen halte und die Biker ebenfalls dazu auffordert. Diese Regeln, die sogenannten «Trailrules», seien durch das Bundesamt für Umwelt sowie die Organisationen Schweizer Wanderwege und Swiss Cycling abgesegnet worden. Ob die Bussen den erwarteten Erfolg bringen werden, ist laut Jans schwer abzuschätzen. Zudem erwartet er, dass der Beschluss für Aufruhr unter den Bikern sorgen könnte. «Es ist aber wichtig zu wissen, dass es nur wenige sind, die abseits bestehender Wege biken. Die meisten Biker verhalten sich korrekt und sind nicht betroffen», so Jans. 

Wie viele Biker tatsächlich gegen die Regeln verstossen, ist unklar. Laut IG Mountainbike Zug «fügt sich die grosse Mehrheit der beinahe 7’000 Zuger BikerInnen bestens mit den anderen Nutzergruppen in den Wald ein». Auf die Frage, ob es denn wirklich nur Einzelfälle seien, die gegen die Regeln verstossen, sagt Winkler vom Amt für Wald und Wild: «Es gibt beim Zugerberg gerade auch wegen der Bahn sehr viele Biker. Wenn nur schon ein Prozent von ihnen quer durch den Wald fährt und mehrere Abfahrten nacheinander gemacht werden, ist dies für den Wald sehr nachteilig.»

Müssen es Bussen sein?

Gibt es denn keine andere Lösung als Bussen? Winkler sagt: «Die Situation spitzte sich zu und wir Förster entschieden uns, nicht mehr länger zuzuschauen.» Es gehe jetzt aber keineswegs darum, eine rigide Verbotspraxis einzuführen. Bikerinnen und Biker, welche sich waldgerecht verhalten, wolle man selbstverständlich nicht aus dem Wald vertreiben. Man sei daran, ein neues Nutzungskonzept zu erstellen. Mit diesem soll die Koexistenz von Wanderern, Bikern und dem Wald mit den Tieren ermöglicht werden. Martin Winkler: «Wir wollen den Menschen auch etwas bieten, nicht einfach Verbotstafeln aufstellen. Der Wald ist wichtiger Erholungsraum und soll es auch bleiben. Waldschädigende Freizeitaktivitäten sind jedoch nicht zulässig.»

Das Nutzungskonzept erarbeiten die kantonalen Behörden zusammen mit der Korporation Zug, sie ist Eigentümerin des betroffenen «Seewaldes», sowie mit der IG Mountainbike Zug. Darin soll laut IG auch ein Biketrail enthalten sein, damit die Nutzung des Waldes generell besser geregelt wird. Was genau die Lösungsansätze sind, gibt der Verein jedoch noch nicht bekannt. Christoph Jans sagt aber: «Die Zusammenarbeit mit den Behörden läuft sehr gut. Wir möchten weiterhin zügig vorwärts machen mit dem neuen Nutzungskonzept, und damit eine langfristig optimale Lösung für Wald und Biker erarbeiten.»

Auch der Kanton gibt noch keine Details zum Nutzungskonzept bekannt. Martin Winkler sagt: «Wir sind auf der Zielgeraden, wir werden schon bald mit einer Lösung an die Öffentlichkeit treten können.» Über die bestehenden Knackpunkte bei der Lösungsfindung, die nun schon ungefähr zwei Jahre andauert, sagt er nur: «Es sind natürlich diverse Institutionen und Organisationen mit unterschiedlichen Interessen involviert. Dies erfordert viele Absprachen, was zeitintensiv ist.»

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