18-Jährige im Grossen Gemeinderat Zug

«Ich will nicht an Demos, so kann ich nichts bewegen»

Nina Koller ist mit 18 Jahren das jüngste Mitglied im Grossen Gemeinderat. (Bild: zvg)

Da zwei Parteikolleginnen auf die Annahme der Wahl verzichten, zieht die 18-jährige Nina Koller für die GLP in den Grossen Gemeinderat. Was motiviert die Kantonsschülerin für dieses Amt? zentralplus hat mit der Zugerin gesprochen.

Die Grünliberalen haben bei den Wahlen des Grossen Gemeinderats einen zusätzlichen Sitz gewonnen (zentralplus berichtete). Da die beiden gewählten Joëlle Gautier und Tabea Estermann auf das Mandat im Grossen Gemeinderat verzichten, rückt nun die 18-jährige Nina Koller nach.

Mit ihren 18 Jahren wird sie das jüngste Mitglied in diesem Gremium sein. Ausschlaggebend für den Erfolg sind 1'258 erhaltene Stimmen, die sie bei den Wahlen Anfang Oktober auf den zweiten von 20 Ersatzplätzen gebracht haben. Dieser Erfolg habe sie geradezu «aus den Socken gehauen», wie Koller gegenüber zentralplus sagt. Doch was dieser Erfolg bedeutet – den Einzug in das Stadtparlament – hat die 18-Jährige erst am nächsten Tag erfahren, da sie die Wahlparty ihrer Partei früher verlassen musste.

Koller war schon immer ein politischer Mensch

Wie kann sich Koller diesen Erfolg erklären, obschon sie nicht einmal eigene Wahlflyer hatte? «Ich habe etwa an der Kolinbattle oder an einem Podium meiner Kantonsschule teilgenommen.» Ersteres ist eine Politbattle der Jungfreisinnigen, an welcher Jungpolitikerinnen aller Parteien gegeneinander debattieren. Gerade über Parteigrenzen hinweg gebe es für die Jungen einiges zu gewinnen, so die 18-Jährige: «Bei den Jungen kann man einige Stimmen abholen, da viele noch keine Stammpartei haben.»

Ein politischer Mensch sei sie schon immer gewesen. So habe sie stets viel im Familienkreis über Politik diskutiert, etwa mit Cousins über die Kampfjetbeschaffung. Zudem hat sie sich intensiv über Umweltthemen informiert. «Ich habe Texte aber nie nur dem Wortlaut nach gelesen, sondern mit dem Gedanken, wie ich etwas verändern kann.»

«Ich will nicht an Demos, so kann ich nichts bewegen. Es braucht Lösungsvorschläge.»

Nina Koller

Zu den Grünliberalen ist sie erst im Frühling dieses Jahres gestossen, wo sie schnell gefragt wurde, ob sie für die Wahlen kandidieren möchte. Der Weg über die Parteipolitik sei für sie der richtige: «Ich will nicht an Demos, so kann ich nichts bewegen. Es braucht innovative Lösungsvorschläge.»

Auf die Frage, ob sie gezögert hatte, die Wahl anzunehmen, antwortet Koller dezidiert: «Nein, das ist eine riesige Chance, aktiv in der Politik Einfluss zu nehmen.» Die Kantonsschülerin will im Grossen Gemeinderat etwas bewegen, wie sie sagt. Doch für welche Themen möchte sie sich besonders einsetzen?

«Ich möchte mich fortlaufend entwickeln und wenn politische Herausforderungen auftreten, die junge Meinung vertreten.» Als Neumitglied werde sie anfänglich «weniger offensiv» sein, danach plane sie eigene Impulse zu setzen. Inhaltlich liegt ihr das Thema Umwelt und Energiepolitik sehr am Herzen, verändern könne man beispielsweise auch etwas bei der Raumplanung: «Im Kanton Zug wurde viel Grünfläche verbaut. Das setzt mir schon zu, haben dort doch etwa Kühe gestanden.» Ihr falle auf, dass viele dieser Häuser lediglich vier Stöcke hätten. Dies könne man ändern, indem man höher und dichter baue.

Abstriche machen – für die Politik

Viele Teenager und junge Erwachsene haben anderes im Kopf als Politik. Auch Koller geht neben der Politik vielen Interessen und Hobbys nach. Basketball im Verein, Tanzen und Zeichnen. Zudem hat sie einen eigenen Hund, mit dem sie jeden Tag vor der Schule und nach der Schule spazieren geht. «Ich mache vieles gerne und tausche mich auch gerne mit Freunden aus», sagt Koller.

«Ich bin darauf vorbereitet, viel Zeit zu investieren.»

Bleibt für die vielen Interessen mit dem Sitz im Grossen Gemeinderat noch genügend Zeit? Dass das Amt viel Zeit beansprucht, sei ihr sofort bewusst gewesen. «Ich bin darauf vorbereitet, viel Zeit zu investieren.» Dennoch beabsichtige sie, alle Hobbys weiterzuführen. Da und dort müsse sie aber ihr Engagement reduzieren: «Es kann sein, dass ich einmal das Basketballtraining am Montagabend streichen muss, wenn ich mich auf eine Sessionssitzung vorbereiten muss. Oder ich verzichte auf den Match am Wochenende.»

In der Freizeit ist Nina Koller oft mit ihrem Hund unterwegs. Hier etwa zusammen mit ihrem Grossvater und ihrer Cousine (rechts) im Toggenburg. (Bild: zvg)

Auch hat die 18-Jährige bereits abgeklärt, ob sich das Mandat mit einem Studium an der ETH Zürich vereinbaren lässt. Dort will Koller im nächsten Jahr das Studium in Umweltnatur- oder Umweltingenieurwissenschaften beginnen. Koller ist optimistisch, dass sie Vollzeitstudium und Politik unter einen Hut bringen kann. «Es wird manchmal vorkommen, dass ich am Abend eine Vorlesung verpasse. Dann fehle ich zwar, kann diese Vorlesung aber im Nachhinein noch nacharbeiten.»

Zum Ende des Gesprächs führt Koller an, wie sehr sich auf die Amtszeit freue. «Ich möchte mich für die Zukunft der Jungen einsetzen und sie dazu motivieren, sich mehr mit Politik auseinanderzusetzen.»

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Nina Koller
  • Medienmitteilung der Grünliberalen Zug
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