FDP des Kantons Zug geht auf Nummer sicher

Hostettler und Weber – heissen so die neuen Zuger Regierungsräte?

Andreas Hostettler (links) und Florian Weber werden von der FDP für die Regierungsratswahlen aufgestellt.

(Bild: mam)

Die Zuger Freisinnigen müssen bei den Regierungsratswahlen kommenden Herbst zwei zurücktretende Magistraten ersetzen. Aus vier Kandidaten wählte die Nominationsversammlung ausgerechnet jene beiden, die keine Exekutiverfahrung haben.

Dafür sind die beiden FDP-Kandidaten für den Regierungsrat jene, die auf Kantonsebene am profiliertesten sind. Eine Art Spitzenkandidat ist Florian Weber (37) aus Walchwil, der am Donnerstag von den kantonalen FDP-Mitgliedern im Theater Casino Zug am meisten Stimmen bekam: 117 votierten für den ledigen Wirtschaftinformatiker mit dem schneidig-forschen Auftreten.

Der Mann ist ein Aufsteiger in seiner Partei – jung in den Kantonsrat gewählt, dem er seit zwei Legislaturen angehört. Er ist seit vergangenem Jahr Fraktionschef der FDP im Kantonsrat und gebärdete sich in seiner Bewerbungsrede auch so: Angriffig predigte er viel Selbstverantwortung und einen schlanken Staat – wie es sich als waschechter Liberaler gehört.

Ebenfalls als Kandidat für die Zuger Regierung aufgestellt wurde der Präsident der Kantonalpartei, Andreas Hostettler. Der 52-Jährige aus Baar ist seit fünf Jahren Zuger Kantonsrat. Der Unternehmer ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist einst mit einer Lehre als Elektroinstallateur ins Berufsleben gestartet.

Frauenkandidatur knapp fehlgeschlagen

Knapp nicht aufs Ticket der Freisinnigen geschafft hat es Carina Brüngger (52), Gemeinderätin aus Steinhausen. Sie war von den FDP-Frauen portiert worden und erhielt in der parteiinternen Ausmarchung 88 Stimmen. Sollte Hostettler oder Weber wider Erwarten noch einen Rückzieher machen, steht Brüngger auf dem Wahlzettel – sonst nicht.

Carina Brüngger (links) und Roger Bosshart unterlagen in der Ausmarchung.

Carina Brüngger (links) und Roger Bosshart unterlagen in der Ausmarchung.

(Bild: mam)

Ausser Traktanden fiel Roger Bosshart (52) aus Neuheim, der dort nebenamtlicher Gemeindepräsident ist und in Cham ein Kommunikationsunternehmen führt. Er ist auf kantonaler Ebene eindeutig zu wenig gut vernetzt und hatte, aus einer Kleingemeinde stammend, keine Lobby auf seiner Seite. Der joviale Mann erhielt nur 26 Stimmen.

Die wahre Kür für Hostettler und Weber

Die FDP hat bei den Wahlen im Herbst ihr langgedienten Regierungsräte Matthias Michel und Urs Hürlimann zu ersetzen, die beide nicht mehr antreten. Angesichts des guten Abschneidens der beiden Freisinnigen bei den letzten Wahlen kann man sich jedoch fragen, ob die Nomination nicht bereits ebenso wichtig ist, wie die Wahl durch alle stimmberechtigen Zuger.

Die Freisinnigen gingen jedenfalls kein Risiko ein und entschieden sich fast einstimmig für eine Zweier- und gegen eine Dreierkandidatur. Weil dies im aktuellen Zuger Wahlsystem der sicherste Weg ist, beide Sitze zu halten. Pikant: Weder Weber noch Hostettler haben Exekutiverfahrung. Mit einigem Goodwill könnte man Hostettler ein wenig davon attestieren, da der sich im Baarer Bürgerrat um die Liegenschaften kümmert. Weber wird im Wahlkampf wohl mit seiner Führungserfahrung als Offizier werben.

Carina Brüngger wird in Steinhausen gebraucht

Anders die beiden unterlegenen Kandidaten: Carina Brüngger ist seit sieben Jahren in einer Gemeinderegierung, Bosshart gar seit neun Jahren. Ihre Nichtberücksichtigung folgt indes auch einer anderen Logik. Die FDP will nämlich bei den Wahlen nicht nur ihre beiden Sitze in der Kantonsregierung halten, sondern auch alle Mandate in den Gemeinden. Wäre Brüngger als Regerungsrätin angetreten, hätte die Steinhauser Ortspartei wonöglich ein Problem bekommen, sie im Gemeinderat zu ersetzen.

Die weiteren Wahlziele der FDP sind laut Parteipräsident Andreas Hostettler, die beiden 2014 verlorenen Kantonsratsmandate zurückzugewinnen und ausserdem den Wähleranteil um 1,4 Prozent zu steigern.

Andrea Hager fürs Obergericht aufgestellt

Die FDP nominierte am Donnerstag auch ihre Kandidaten fürs Richteramt. Alle bisherigen Kandidaten wurden ebenso aufgestellt wie Andrea Hager, die neu vollamtliche Oberrichterin werden will. Die Anwältin aus Zug ist derzeit als Gerichtsschreiberin am Zuger Verwaltungsgericht tätig. Ihre Wahl wird nötig, weil der FDP-Oberrichter Stephan Dalcher vom Vollamt ins Nebenamt wechselt.

Andrea Hager möchte Oberrichterin werden.

Andrea Hager möchte Oberrichterin werden.

(Bild: mam)

Neue Richter portiert die FDP auch fürs Verwaltungsgericht: Ivo Klinger will Verwaltungsrichter im Nebenamt werden. Diana Oswald kandidiert als Ersatzrichterin.

Schlange stehen am Casino

Vorausgegangen war der Veranstaltung ein langes Schlangestehen am Eingang, denn die Gäste wurden genau registiert und mit Wahlzetteln ausgestattet. Insgesamt waren 181 Freisinnige aus den 11 Zuger Gemeinden zusammengeströmt. Alle vier Kandidaten für die Regierungsratswahl hatten natürlich Bekannte unter den Parteifreunden zusammengetrommelt.

Diskutiert über die beste Kadidatur wurde anschliessend vom Parteivolk ziemlich lange – und unter Ausschluss von Medien und Kandidaten. Der geheimen Diskussion folgte eine überaus knappe Wahl, bei der die Stimmzettel extra nochmal nachgezählt wurden. Nach dreieinhalb Stunden konnten sich Florian Weber und Andreas Hostettler gratulieren lassen und dem Plenum Gelegenheit geben, die ausgedörrten Kehlen zu benetzen.

Eines hingegen änderte sich mit der Nominationsversammliung der kantonalen FDP nicht: Die einflussreichen Stadtzuger Liberalen werden künftig weder in der Kantonsregierung noch in Bundesbern vertreten sein. Es steht zu vermuten, dass sich die Städter am Donnerstag hinter den Walchwiler Florian Weber geschart haben.

Full House: 200 Leute drängten sich in den Jugendstilsaal des Theater Casino Zug.

Full House: 200 Leute drängten sich in den Jugendstilsaal des Theater Casino Zug.

(Bild: mam)

 

 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von E. Seger
    E. Seger, 06.04.2018, 14:16 Uhr

    Vier Kandidierende, eine Frau und drei Männer, ein Zweierticket, und die Frau wird nicht gewählt. Die Frau ist Carina Brüngger. Eine Frau mit langjährigem politischem Engagement, Exekutiverfahrung und Leistungsausweis, portiert von den FDP-Frauen. Was soll das? Was muss Frau noch alles (mehr) leisten, damit sie es nur schon schafft für eine Regierungsratswahl nominiert zu werden? Schon bei der Nichtnominierung von Sylvia Binzegger für das Gemeindepräsidium in Baar war ich erschüttert und bin es noch heute. Im Text wird die Vermutung geäussert, die Nichtwahl von Carina Brüngger folge der Logik, dass die FDP in den Gemeinden ihre Mandate halten wolle, und somit Carina Brüngger in Steinhausen gebraucht wird, um mit Esther Rüttimann die zwei Sitze im Gemeinderat zu verteidigen. Wo sind denn da die Männer? Die prestigeträchtigen, gutbezahlten, wirkungsvollen Ämter scheinen nach wie vor den männlichen Politikern vorbehalten zu sein.

    Ich bitte die bürgerlichen Politiker sich nicht mehr über den mangelnden Mut von Frauen für ein politisches Amt zu beklagen, wenn solche, die sich das zutrauen verschmäht werden und über Frauenförderung nur noch zu referieren, wenn es auch ernst gemeint ist.

    Edith Seger

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