Jetzt ist es offiziell

Heinz Tännler will Bundesrat werden

Heinz Tännler stellt sich offiziell zur Wahl: Er will Bundesrat werden.

Die Schweiz hat jetzt offiziell drei Männer, die um den frei werdenden Sitz von Bundesrat Ueli Maurer buhlen. Nach Albert Rösti und Werner Salzmann gibt der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler Kanditatur bekannt.

Die SVP des Kantons Zug wird den 62-Jährigen der Findungskommission vorschlagen. Das schreibt Präsident Thomas Werner in einer Medienmitteilung. «Heinz Tännler mit seinem immensen Know How im Finanzbereich, welches er mit der Sanierung der Zuger Finanzen bereits eindrücklich unter Beweis gestellt hat, ist das, was die Schweiz jetzt braucht», heisst es darin.

Obwohl er ein Aussenseiter ist, könnte der Zuger Finanzdirektor durchaus Chancen haben (zentralplus berichtete). Das Hauptargument von Heinz Tännler: Es braucht im Bundesrat einen Vertreter der Geberkantone des Nationalen Finanzausgleichs (NFA).

«Die Partei soll eine Auswahl haben», sagt Heinz Tännler in der «Zuger Zeitung». Eine Demokratie lebe davon, dass der Wahlkörper zwischen verschiedenen Optionen entscheiden könne.

Risiko: Wirtschaftliche Verbindungen des Kantons Zug zu Russland

Es ist nicht das erste Mal, dass Heinz Tännler als Bundesrat gehandelt wird. 2015 hatte sich der Zuger Finanzdirektor zunächst positiv zu einer allfälligen Kandidatur geäussert. Allerdings geriet er unter Beschuss wegen seiner Vergangenheit als Direktor der Rechtsabteilung der Fifa (zentralplus berichtete).

Seine Chancen für eine Wahl schmälern könnte die Tatsache, dass der Kanton Zug jahrelang enge wirtschaftliche Verbindungen zu Russland pflegte. Vor zwanzig Jahren wurde Präsident Wladimir Putin hier sogar ein Friedenspreis verliehen – was wegen des Tschetschenienkriegs für nationale Empörung sorgte (zentralplus berichtete).

Dem Zuger Finanzdirektor wird immer wieder vorgeworfen, er pflege diese Willkommenskultur. Als es darum ging, aufgrund des Angriffs auf die Ukraine Sanktionen gegen Russland zu ergreifen, reagierte die Zuger Regierung zögerlich (zentralplus berichtete). «Wenn sich in den Medien ein solches Narrativ entwickelt, kann ihm das gefährlich werden, auch wenn Heinz Tännler kein Putin-Versteher ist», so die Einschätzung des Luzerner Politologen Tobias Arnold (zentralplus berichtete).

Chance: Ein unbelastetes Verhältnis zu Blocher

Als entscheidend gibt innerhalb der SVP zudem das Verhältnis der Kandidaten zu «Parteivater» Christoph Blocher. Wie steht es da bei Tännler? In der «Zuger Zeitung» meint er, dieses sei «absolut korrekt und unbelastet». An Veranstaltungen komme es vor, dass sie sich austauschten. «Aber ich war noch nie bei ihm in Herrliberg.»

Heisst: Zum inneren Führungskreis der SVP pflegt Tännler keinen engen Kontakt. Er gilt nicht als Hardliner. Das wiederum könnte ihm Sympathien von den anderen Parteien einbringen.

Neben Heinz Tännler ist auch Thomas Aeschi im Gespräch als Kandidat für den Bundesrat

Die Findungskommission arbeitet derzeit unter Hochdruck. Beobachter sind sich einig, dass sie der Fraktion neben einem Berner höchstwahrscheinlich mindestens einen weiteren Namen vorschlagen wird. Die Fraktion entscheidet am Ende, wen die SVP ins Bundesratsrennen schickt.

Ebenfalls als Kandidat gehandelt wird der Zuger Nationalrat Thomas Aeschi (zentralplus berichtete). Diesbezüglich lässt seine SVP noch alles offen. «Sollte sich zu einem späteren Zeitpunkt eine weitere Kandidatur aus dem Kanton Zug abzeichnen, würde die Parteileitung erneut informieren», heisst es in der Medienmitteilung lediglich.

Als heisser Kandidat galt auch der Luzerner Nationalrat Franz Grüter. Er sagte gegenüber zentralplus allerdings bereits im letzten Juni: «Bundesrat zu werden, strebe ich definitiv nicht an» (zentralplus berichtete).

Nach dem Rücktritt von Ueli Maurer wird die Vereinigte Bundesversammlung am 7. Dezember eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger wählen.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Jacques Schiltknecht
    Jacques Schiltknecht, 17.10.2022, 17:58 Uhr

    Retter der Geschäfte in der Ukraininenot. Passend zu Blochers AUNS Neuauflage & Neutralitätsinitiative. Profitable Neutralität: Bührle – Znacht statt Puure- Zmorge.

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  • Profilfoto von Mark
    Mark, 15.10.2022, 18:22 Uhr

    Für einmal muss ich Funicellos Narrativ übernehmen: Ein alter reicher weisser Mann stellt sich zur Verfügung. Nur ein weiterer peinlicher Schachzug des Säckelmeisters aus Zug. Der unvergessliche Auftritt im SRF Reporter, japste er doch ziemlich nervös und leicht aggressiv nach Luft auf die Frage nach dem zu erfüllenden Aufgabenkatalog. Er sah in der Situation keinen konkreten Handlungsbedarf seiner Direktion und veranlasste erst nach dem Interview eine Überprüfung der EU-Sanktionsliste. Und so verkauft er heute diesen Hinweis gewinnbringend für sich, seine Direktion hätte die Liste minutiös durchgekämmt. Mangelnde Integrität nenn man das!

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    Kommentarschreiber, 15.10.2022, 16:35 Uhr

    Herr RR Tännler ist für mich der Innbegriff neoliberaler Abzockermentalität, diesbezüglich ein wahrer Profi. Er passt bestens zum Kanton Zug mit seinem Kapitalflucht- und Steuerdumping-Image und macht dort einen Superjob als Steueroptimieter und Standortförderer für Oligarchen und Milliardäre. Leider fehlt ihm jeglicher Sinn fürs Gemeinwohl und für Gemeinsinn. Seine Äusserungen und seine Haltung im Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine und den verhängten Sanktionen z.B., sprechen Bände. Ja, das SVP-Gruselkabinett nimmt seinen Lauf……

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 15.10.2022, 10:45 Uhr

    An Selbstüberschätzung und konsequentem Einsatz für das oberste Prozent hat es nie gefehlt, dafür an sehr viel anderem.

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