Hecht, der Posaune-spielende, empathische Offizier
Martin Pfister kann auch mal entspannen. Hier etwa an der 1.-August-Feier in Baar. (Bild: Andreas Busslinger)
Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister steht im offiziellen Rennen um den Bundesratssitz. Wer ist der Baarer, und was zeichnet ihn aus? Weggefährten aus der Pfadi, der Guuggenmusig und Politik plaudern aus dem Nähkästchen.
Der Zuger Gesundheitsdirektor will in den Bundesrat. So weit, so bekannt (zentralplus berichtete). Doch Martin Pfister ist längst nicht nur als Politiker im Anzug bekannt. Viele Zugerinnen kennen auch andere Seiten des Baarers. Und die sind mannigfaltig. Pfister ist etwa Mitglied in der exklusiven Bauleutezunft, der Offiziersgesellschaft und auch im Vorstand des Zuger Hauseigentümerverbands tätig. Weiter spielt der geneigte Fasnächtler in der Guuggenmusig «Snäfuu» Posaune. Mittlerweile kennt die ganze Schweiz auch Martin Pfisters Pfadinamen: Hecht.
zentralplus hat bei Weggefährten des 61-Jährigen nachgefragt, was sie über den Zuger Mann der Stunde zu sagen haben und warum sie ihn in Bern sähen.
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Stets der grösste unter kleinen Pfadfindern
Mitte-Kantonsrat Thomas Meierhans schaut Martin Pfister während seiner Arbeit als Regierungsrat zwar auf die Finger. Die beiden sind daneben jedoch gut befreundet und musizieren gemeinsam in der Guuggenmusig «Snäfuu». Die Freundschaft der beiden reicht jedoch noch viel weiter zurück. Schon als «Pinggel», also als kleinste Pfader, sassen sie zusammen ums Lagerfeuer. «In der Pfadi Baar war Martin Pfister unter den kleinen Pfadfindern immer der grösste und diskutierte bereits damals viel mit seinen Leitern. Wenn ich mich richtig erinnere, kam er so zu seinem Pfadinamen Hecht», gibt Meierhans preis. «Ein grosser Fisch mit grossem Mund.»
Und weiter: «Martin hatte in seiner Gruppe immer den Überblick und war stets bestrebt, dass alle ihren Platz in der Gruppe finden konnten.» Er habe sich immer sehr für das Lagermotto interessiert, gehörte doch immer auch das Geschichtenerzählen dazu. Bereits mit 18 Jahren habe «Hecht» ein Lager mit 90 Teilnehmern geleitet. «Während viele junge Pfadileiter noch mit ihrer eigenen Pubertät beschäftigt waren, nahm sich Martin verantwortungsvoll Zeit, Kindern mit Heimweh eine Geschichte zu erzählen und sie so abzulenken», erinnert sich Meierhans.
Der kontaktfreudige Koch
In der Pfadi konnte Pfister nicht nur zum ersten Mal seine Führungsqualitäten testen. Dort gründet auch des Baarers Interesse an der Fasnacht, insbesondere an den Guuggenmusigen. Meierhans dazu: «Die aufwendig gestalteten Gewänder und die antreibenden Rhythmen der Musik begeisterten uns.» So beschlossen die Pfader mit 16 Jahren, selbst eine Guuggenmusig zu gründen. Bereits seit über 40 Jahren zieht Martin Pfister mit der kleinen Guuggenmusig «Snäfuu» während der Fasnachtszeit durch die Beizen des Kantons.
Und er übernimmt auch dort ab und an die Führung: «Spielen wir in einer gemütlichen Beiz das Stück ‹Blue Monk› von Thelonious Monk, spielt Martin mit seiner Posaune ein jazziges Solo dazu.» Auch zu Schalk sei Pfister aufgelegt, wie Meierhans erzählt: «Einmal kam Martin als Koch verkleidet an die Fasnacht. In den Beizen konnte er so mit allen Gästen einfach Kontakt aufnehmen, indem er von Tisch zu Tisch ging, um die Frage zu stellen: War das Essen in Ordnung? Ein fasnächtliches Highlight, verkleidet für eine Woche in eine andere Rolle zu schlüpfen.»
Der gute Zuhörer
Engagiert ist Martin Pfister nicht nur in der Fasnacht, sondern auch im Zunftwesen. Und zwar nicht in irgendeiner, sondern in der Zuger Bauleutezunft, in der es nur so von politischen und wirtschaftlichen Schwergewichten wimmelt (zentralplus berichtete).
Zunftmeister Philipp Hofmann weiss Folgendes über das Zunftmitglied zu sagen: «Bei Martin Pfister fällt mir auf, dass er mit allen Mitgliedern unserer Zunft auf Augenhöhe kommuniziert. Man merkt ihm sein politisches Amt beziehungsweise, dass er ein politischer Würdenträger ist, nicht an.» Obschon Pfister eine ordentlich gefüllte Agenda habe, beteilige er sich aktiv am Zunftleben und sei, wann immer möglich, dabei. «Als exponiertes Mitglied der Zunft wird Pfister gerne auch vom Zunft-Samichlaus vorgeladen.»
Hofmann nennt gleich eine ganze Reihe an Eigenschaften, die Pfister innehabe und die ihm als Bundesrat nützlich wären: «Martin Pfister empfinde ich als empathischen Menschen, welcher sehr gut zuhören kann. Er hat zudem die Fähigkeiten, ein akutes Problem oder eine Herausforderung zu analysieren und danach den strategischen Kompass zu setzen, um dieses zu lösen.» Er sei ein sorgfältiger Schaffer, welcher unprätentiös Schweizer Werte verkörpere. «Liefere, statt lafere», so laute Pfisters Motto, findet Hofmann. «Er würde aus meiner Sicht das Bundesratsgremium mit seiner Art stabilisieren und wäre für die aktuellen Herausforderungen im VBS auch dank seiner militärischen Erfahrung und Expertise eine sehr gute Besetzung.»
Der Offizier, der weiss, was bei Katastrophen zu tun ist
Apropos Militär: Als Oberst ist Pfister seit 1985 Mitglied der Offiziersgesellschaft des Kantons Zug. «Wir zählen ihn somit seit mehr als 30 Jahren als geschätzten Kollegen, der sich als Offizier verdient gemacht hat», äussert sich Präsident Gregor Bruhin zu Pfisters Erfahrung. Der Baarer Bundesratskandidat kommandierte unter anderem mehrere Jahre das Rettungsbataillon 32 und übernahm damit die Verantwortung für rund 1000 Soldaten. Später leitete er die Katastrophenhilfe im Stab der damaligen Territorialregion 3.
«Als Politiker stand er stets für die Interessen der Armee ein. Bei den kantonalen Wahlen 2018 und 2022 sprach unsere Gesellschaft jeweils eine Wahlempfehlung für Martin Pfister aus», sagt Bruhin weiter.
Geht es nach dem Präsidenten der Offiziersgesellschaft, wäre Pfister in Bern am richtigen Ort. «Oberst Martin Pfister ist ein umsichtiges und engagiertes Mitglied der Zuger Regierung.» Er bleibe seinen Überzeugungen stets treu. «Sein militärischer Erfahrungsschatz kombiniert mit seiner langjährigen Regierungs- und Führungserfahrung machen ihn zu einem idealen Bundesratskandidaten; er wäre ein verlässlicher und führungsstarker Bundesrat», schliesst Bruhin.
«Ein Regierungsrat des feinen Humors»
Auch ein aktuelles Arbeitsgspändli, der Zuger Landammann Andreas Hostettler (FDP), hat für Pfister nur lobende Worte übrig: «Martin Pfister ist einer, der die Dossiers sehr gut kennt, die Fragen zuerst vertieft prüft, klärt, überlegt und dann bedacht entscheidet.» Er sei einer, «der die getroffenen Entscheide konsequent mit Fingerspitzengefühl umsetzt, jedoch dranbleibt, auch wenn er sich damit nicht nur Freunde macht».
Weiter verfüge Pfister über einen sehr breiten Horizont, interessiere und engagiere sich für viele Themen, auch wenn diese nicht direkt mit seiner Direktion zu tun hätten. «Er ist ein Regierungsrat des feinen Humors, der Interesse an den Menschen sowie eine klare Meinung und Haltung hat.»
Bereits vor Kandidatur schon über Kantonsgrenzen gedacht
Fragt man den Landammann, welche Eigenschaften Pfister zu einem guten Bundesrat machen würden, betont auch Hostettler dessen Fähigkeit, den Menschen zuzuhören. «Er kann sehr gut auf Menschen zugehen und nimmt sie ernst, ohne dabei Everybody’s Darling sein zu wollen.» Der Zuger Gesundheitsdirektor verstehe das Doppelspiel: «Mit aller Konsequenz und Loyalität ist er auf der einen Seite Teil des Gremiums und vertritt dessen Haltung, auf der anderen Seite ist er selber eine starke Führungspersönlichkeit mit eigener Meinung, Haltung, mit einem Plan und einer Strategie in seinem Bereich.»
Auch hält Hostettler Pfister zugute, dass sich dieser schon länger nicht nur mit Zuger Themen beschäftige, sondern immer auch schon deren Relevanz für die ganze Schweiz erkannt und bearbeitet habe. Zuletzt gibt Hostettler eine kleine, feine Anekdote aus dem Regierungsrat preis: «Im Rat hat Martin immer einen schönen Füllfederhalter dabei, mit dem er sich Notizen macht, während die Kantonsräte ihre Voten halten. Er ist ein Ästhet. Stilvoll durch und durch – so auch seine Schrift.»
Die Bundesratswahl für die Nachfolge von Viola Amherd (Mitte) findet am 12. März 2025 statt. Die Mitte Schweiz hat ein Zweierticket bestimmt. Neben Martin Pfister geht auch der Nationalrat Markus Ritter ins Rennen um den frei werdenden Bundesratssitz. zentralplus wird die Ereignisse rund um die Wahl nahe mitverfolgen und darüber berichten.
Journalistin und langjährige Autorin bei zentralplus. Schreibt über politische Querelen, aufregende Bauprojekte und gesellschaftlich Bewegendes. Am liebsten jedoch schreibt sie über Menschen. Und natürlich Hunde.