Luzerner Regierungsrat sorgt sich

Guido Graf forderte bessere Integration von Ukrainern

Der Luzerner Regierungsrat Guido Graf. (Bild: Archivbild: les)

Der Mitte-Regierungsrat macht sich Sorgen, dass die Solidarität mit ukrainischen Flüchtlingen zurückgeht. Er fordert «viel mehr» Integration – und mehr Geld für die sprachliche Integration.

Im Kanton Luzern sind derzeit 6400 geflüchtete Personen untergebracht – rund 2600 verfügen über den Schutzstatus S. Dies sind 65 Prozent mehr Flüchtlinge als im Vorjahr, betont Regierungsrat Guido Graf in einem Interview mit dem «Blick».

«Es führt zu grossem Unmut in der Bevölkerung, wenn Flüchtlinge mit dem SUV herumfahren und gleichzeitig Sozialhilfe erhalten».

Guido Graf, Regierungsrat

Graf vergleicht die Situation mit dem Dorf Beromünster, das ungefähr gleich viele Einwohner hat. Man habe zwar viele Flüchtlinge, jedoch einen Leerwohnungsbestand von 1 Prozent und eine kantonale Arbeitslosenquote von 1,3 Prozent. Heisst für Graf: «Ich habe ein zusätzliches Dorf, aber keine Wohnungen und finde keine Betreuer für die Leute.» Dies führe dazu, dass man notfallmässig Zivilschutzanlagen in Betrieb nehmen muss. So etwa geschehen in Dagmersellen, Willisau und Luzern (zentralplus berichtete).

Graf sorgt sich um Solidarität

Zu Beginn des Ukraine-Krieges war die Solidarität mit den Ukrainern gross. Diese sei zwar noch immer vorhaben. «Aber wir müssen Sorge tragen, dass sie nicht kippt», so Graf. Denn es kämen zu Beginn jeder Flüchtlingswelle nicht die Ärmsten und Gefährdetsten, sondern jene, die es sich leisten können. «Das führt natürlich zu Fragen in der Bevölkerung: Kommen da die Richtigen?», so Graf.

Graf nennt ein Beispiel: «Es führt zu grossem Unmut in der Bevölkerung, wenn Flüchtlinge mit dem SUV herumfahren und gleichzeitig Sozialhilfe erhalten», so Graf. Auch andere Flüchtlingsgruppen können es nicht verstehen, wenn die Ukrainer ein Auto fahren dürfen, sie jedoch nicht, sagt der Regierungsrat weiter.

Graf fordert, dass man die unterschiedlichen Flüchtlingsgruppen gleich behandelt. Zudem solle man die Ukrainer besser integrieren. «Sie müssen eine Tagesstruktur bekommen, Deutsch lernen, eine Arbeit finden.»

Ukrainer erhielten vergleichsweise wenig Geld für Sprachunterricht

Graf erwähnt, dass die Kantone für die sprachliche Integration von Ukrainern 3000 Franken pro Person und Jahr bekommt. Für Flüchtlinge, die Asyl erhalten haben, gibt es dafür einmalig 18'000 Franken.

Aus dem Interview geht hervor, dass Graf diese Summe auch für die sprachliche Integration von Ukrainern befürwortet. Denn man kämpfe mit einem Fachkräftemangel. «Warum schauen wir nicht, dass wir jene Menschen, die hier sind und wahrscheinlich bleiben werden, zu Fachkräften machen?», so Graf. Die 18'000 Franken kämen «x-fach» zurück, sagt Graf gegenüber der Zeitung weiter. Denn im Vergleich zu anerkannten Flüchtlingen sei die Erwerbsquote der Ukrainerinnen tief.

Daher müsse man viel mehr in die Integration investieren. Dies sei zwar anfänglich teuer. Aber Graf warnt: «Angesichts des globalen Fachkräftemangels haben wir vermutlich bald gar keine andere Möglichkeit mehr.»

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Quasimodo
    Quasimodo, 08.01.2023, 23:15 Uhr

    Bezüglich erfolgreicher Integration sollte sich der Kanton Luzern ein Beispiel am Kanton Zug nehmen. Zug hat von Anfang an auf die Privatunterbringung der ukrainischen Flüchtlinge betreut durch die Caritas gesetzt. Beim ersten Anrollen der Flüchtlingswelle wurden im Kanton Luzern viele Privatanbieter vergraulet oder von den zuständigen Behörden im Stich gelassen. Ich wurde den Eindruck nicht los, dass der Kanton gar keine Integration der Flüchtlinge mit Status S wollte sondern auf eine schnellstmögliche Rückkehr setzte. Ich beurteile unsere kantonale Flüchtlingspolitik als unkontrolliert und konzeptlos. Wenn jetzt unser zuständige RR Guido Graf von «sprachlicher Integration und von bleibenden Fachkräften» spricht, dann fährt er einen politischen Zickzack-Kurs. Die einzige Partei, welche sich regelmässig mit dem Schicksal der ukrainischen Flüchtlinge im Kanton befasst, informiert und Missstände aufdeckt, das sind die Grünen. Diese ehrenwerte Haltung und Einstellung werde ich bei den nächsten Wahlen entsprechend honorieren.

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  • Profilfoto von Thomas
    Thomas, 08.01.2023, 20:07 Uhr

    Er ist Regierungsrat. Was macht er konkret für bessere Integration? Welche Vorschläge von ihm liegen dazu konkret auf dem Tisch? Setzt er sich dafür ein, dass die bürgerliche Mehrheit des Kantonsrats bereit ist, mehr Geld für Integration zu sprechen? Mich dünkt, dass Herr Graf primär grosse Töne spuckt. Konkrete Taten lässt er selten folgen.

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    • Profilfoto von Andreas Bründler, Kriens - Bleiche
      Andreas Bründler, Kriens - Bleiche, 09.01.2023, 01:23 Uhr

      Thomas – Also zuerst mal: Spucken tut hier niemand. Sprechen schon. RR Graf spricht aus, was schon längst hätte ausgesprochen werden müssen. Mit 200’000 Einwanderern, Flüchtlingen und Asylanten im 2022 wurde die Rekordmarke von 2015 massiv geknackt. Diese 200’000 Menschen muss unser Land zuerst mal verkraften können. Die Einwanderung in den letzten 15 Jahren war massiv. Als Bevölkerung sind wir sehr stark gewachsen.

      Was mich hier sehr erstaunt: Warum realisieren die SP und besonders die Grünen nicht, dass damit enorme Grünflächen in der Schweiz überbaut werden müssen. Die neuen Bewohner brauchen alle eine Unterkunft. Ich habe deswegen noch nie einen Aufschrei der Grünen gehört. Dabei wäre das doch gerade ihr Hauptgebiet.

      Und: Der CO2-Fussabdruck der Schweiz erhöht sich damit massiv. Wie sollen wir die Klimaziele erreichen können, wenn wir bald mit 10 Millionen Menschen auf kleinem Raum zusammenleben? Auch da habe ich von den Grünen und der SP noch nie etwas gehört. Ich versuche jeden Tag, meinen CO2-Ausstoss noch weiter zu verringern, weil ich weiss, dass andere jetzt mein Kontingent benötigen. Das ist wie 1943 mit den Essensmarken. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl. Mein CO2-Ausstoss endet, wenn ich nur noch Asche bin. Vielleicht haben wir bei uns auch eines Tages death panels, wie das in den USA unter Obamacare angedeutet wurde: Eine Kommission die bestimmt, wie lange wir leben dürfen. Und wann Ende ist, weil unser CO2-Kontingent anderweitig benötigt wird. Keine Illusion. In den USA wurde das 2012 aktiv diskutiert. Erinnern Sie sich an den Science Fiction Film «Soylent Green»? Geben Sie bei youtube «Soylent Green» ein. Das ist unsere Zukunft mit eng begrenzten Resourcen.

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