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Vor fünf Wochen noch unbekannt in Bern, hat Martin Pfister so viel Vertrauen gewonnen, dass das Parlament ihn zum Bundesrat gewählt hat. Doch nicht nur: Ein grosser Faktor dürfte sein Gegner Markus Ritter sein.
Aus dem «grand inconnu» wurde in wenigen Wochen der dritte Bundesrat in Zugs Geschichte. Am Mittwoch wählte die Vereinigte Bundesversammlung den Zuger Regierungsrat Martin Pfister mit 134 Stimmen zum Nachfolger der scheidenden Bundesrätin Viola Amherd (zentralplus berichtete). Der Mitte-Politiker wäre gar fast schon im ersten Wahlgang gewählt worden. Das absolute Mehr lag bei 123 Stimmen, der Baarer machte auf Anhieb 122 Stimmen.
Zu Anfang noch undenkbar. Aber dass ein so unbekannter Kandidat triumphiert, sagt eigentlich mehr über den Gegenspieler Markus Ritter aus als über Martin Pfister. Die Bundesparlamentarier wählten lieber jemanden, dessen Positionen sie bei vielem erst erahnen können, statt einer Person, die seit über zehn Jahren im Parlament ist und Hunderte Male neben ihnen abgestimmt hat. Das Parlament wählt nur selten ausserhalb seiner Reihen – und wenn, dann vor allem aus Protest gegenüber der Auswahl. Das dürfte auch bei dieser Wahl wieder im Vordergrund gestanden sein.
Die National- und Ständeräte haben vor allem gegen Markus Ritter gewählt, statt für den Zuger (zentralplus berichtete). Das vermutete etwa auch die Zuger Grüne-Nationalrätin Manuela Weichelt, als Teil einer Fraktion, die mit dem Mitte-Ticket alles andere als einverstanden war. Dieses sei deutlich zu rechts, weite Teile der Bevölkerung würden nicht berücksichtigt, nun seien Frauen in der Landesregierung krass untervertreten, wurde kritisiert.
Die Rolle der Frauen
Doch: Pfister präsentierte sich in den vergangenen Wochen einen Hauch gesellschaftsliberaler, einen Hauch ökologischer als sein Konkurrent. Viele linke Parlamentarierinnen dürften deshalb die Person gewählt haben, die ihren Positionen nähersteht – sei es noch so wenig. Und: Im Gegensatz zu Ritter hat Pfister es sich noch mit niemandem in Bundesbern verscherzt. Für so einige Parlamentarier dürfte die Stimme für Pfister einer Abrechnung mit dem St. Galler gleichkommen.
Als Bauernpräsident stemmte Ritter sich gegen ökologische Initiativen und Anliegen der SP und Grünen, kämpfte gegen Freihandelsabkommen der FDP. Zudem dürften auch nicht wenige Mitte- und FDP-Frauen für Pfister und gegen Ritter gestimmt haben.
Zu Beginn des Wahlkampfs erzürnte der 57-jährige St. Galler manche Frauen mit der Aussage, Mitte-Frauen würden sich wohl nicht fürs Verteidigungsdepartement interessieren. Auch bei den FDP-Frauen würde der Zuger als fortschrittlicher und mit moderneren gesellschaftlichen Ansichten wahrgenommen, wie FDP-Frauen-Chefin Bettina Balmer dem «Tages-Anzeiger» sagte. Ähnlich äusserte sich Tamara Funiciello, Co-Präsidentin der SP-Frauen: «Frauen haben bei dieser Wahl eine Rolle gespielt, und Markus Ritter hat sie unterschätzt.»
Weniger harte Kanten
Einen weiteren Hinweis für Pfisters Wahl liefert sein Namensvetter, Mitte-Parteichef und Zuger Nationalrat Gerhard Pfister. «Wenn man aber Präsident eines Bauernverbands oder Parteipräsident ist, hat man natürlich Ecken und Kanten – dann ist es für gewisse manchmal eine Option, dass sie jemanden nehmen, der ihrem Profil ein wenig besser entspricht.»
Markus Ritter trat in den vergangenen Wochen sehr selbstbewusst auf, lieferte markige, auch aneckende Aussagen. Etwa, dass Städter sich wohl wegen der Arbeitsbelastung nicht fürs Amt gemeldet hätten. Er war sich seiner Favoritenrolle bewusst und lebte sie auch, erwähnte, dass er Martin Pfister Tipps fürs Bundeshaus gebe.
Auf der anderen Seite Martin Pfister, der – um bei einem von Gerhard Pfisters Worten zu bleiben – «gmögige» Kandidat. Dem ruhigen Schaffer trauten viele wohl eher zu, auch die Stimmen der Oppositionsparteien in den Bundesrat zu tragen. Der 61-Jährige netzwerkte in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen, gab sich betont demütig und mit Respekt vor dem Amt. Seine ruhige Art, die Journalisten anfangs Wahlkampf noch als «lauwarmes Wasser» betitelten, kam an. Nach dem Motto: lieber lauwarmes Wasser als heisse Luft.
- Augenschein und persönliche Gespräche vor Ort
- Live-Ticker des «Tages-Anzeiger»
- Medienmitteilung Grüne Schweiz