Stillstand trotz Volksentscheid

Gerät ZHB-Sanierung ins Stocken?

Die Fassade bröckelt: Die Zentral- und Hochschulbibliothek wartet noch immer auf die dringend notwendige Sanierung. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

An der Urne war der Entscheid glasklar: Die Luzerner Zentral- und Hochschulbibliothek wird saniert und nicht abgerissen. Unklar ist hingegen, wie es um das Sanierungsprojekt steht – aus mehreren Gründen.

Der Wille der Stimmbevölkerung der Stadt Luzern war deutlich, als sie bei der Abstimmung vom 28. September mit über 75 Prozent die Initiative der Grünen zur Rettung der Zentral- und Hochschulbibliothek (ZHB) guthiess. Pläne für einen Abriss und Neubau sowie die etlichen Variantendiskussionen waren somit vom Tisch (zentral+ berichtete).

Zurück auf Feld eins

Daraufhin verlangten Politiker von der Regierung unverzüglich die Wiederaufnahme der Arbeiten am Sanierungsprojekt. Ein solches war bereits 2010 vom Parlament genehmigt worden (siehe Box). In der Folge beauftragte der Kantons- den Regierungsrat, ein überarbeitetes Sanierungsprojekt für das Gebäude im Vögeligärtli vorzulegen. Seither ist es ruhig geblieben um die altehrwürdige ZHB. Dabei wollte die Regierung nach dem klaren Abstimmungsresultat vorwärtsmachen (zentral+ berichtete). 

Alter Wein in neuen Schläuchen

Bereits 2010 hatte der Kantonsrat einen Baukredit von knapp 19 Millionen Franken für Umbau und Sanierung des Gebäudes bewilligt. Das umfassende Sanierungsprojekt erfüllte die betrieblichen Anforderungen sowie die Vorgaben des Denkmalschutzes. Aus finanziellen Gründen unterbrach jedoch der Regierungsrat im März 2011 die Planungsarbeiten.

Aufgrund des Volksentscheids ist das Sanierungsprojekt nach wie vor im aktuellen Finanzplan des Kantons Luzern enthalten. Nun werden die Sanierungs- und Umbaupläne, die den betrieblichen Anforderungen der ZHB und den Vorgaben des Denkmalschutzes immer noch entsprechen, weiter verfolgt. 

Was ist in der Zwischenzeit passiert? Wo steht das Sanierungsprojekt? Auf Anfrage erklärt Ina Brueckel, Öffentlichkeitsbeauftragte der ZHB, gegenüber zentral+: «Die ZHB hat zuhanden der Dienststelle Immobilien die Pläne überprüft. Unsere Anpassungen bewegen sich im kleinen Rahmen.» Es gehe lediglich um wenige zusätzliche Gruppenarbeitsräume und Arbeitsplätze für Bibliotheksbesucher. Das bestehende Sanierungskonzept entspreche ansonsten nach wie vor den Anforderungen der Bibliothek.

«Damit ist von unserer Seite das Machbare gemacht. Unser Spielraum ist ja bekanntlich eher knapp bemessen.» Damit spricht Brueckel die leeren Staatskassen an. Der Zeitpunkt der Sanierung wurde deswegen im Parlament vor allem von bürgerlicher Seite kritisiert. Einer der nächsten massgeblichen Schritte sei daher die erneute Vorlage des Projekts im Parlament, so Brueckel. Dieses werde dann den 2010 gesprochenen Kredit von 18,88 Millionen Franken nochmals gutheissen müssen.

Baustart im Herbst 2016 möglich

Zu den Details des überarbeiteten Sanierungsprojekts konnte sich Brueckel nicht äussern und verwies auf den Kanton. Dort ist man sich der Dringlichkeit des Anliegens bewusst, gibt sich aber zurückhaltend. «Man kann nicht einfach ein über fünf Jahre altes Projekt ohne Anpassungen übernehmen», sagt Franz Müller, Leiter des Bereichs Baumanagement des Kantons Luzern. «Das bestehende Sanierungsprojekt muss bezüglich der heute gültigen gesetzlichen Vorschriften betreffend Brandschutz und allfälligen Nutzungsanpassungen überprüft und angepasst werden.» Auch die Investitionskosten müssten neu berechnet werden, so Müller. Zur Höhe der effektiven Kosten könne man daher noch keine Angaben machen. «Dafür ist es jetzt noch zu früh. Zusätzliche Abklärungen dazu sind im Gange.»

Man gehe davon aus, das überarbeitete Sanierungsprojekt diesen Herbst dem Parlament vorzulegen. «Im besten Fall können wir Ende 2015, Anfang 2016 mit dem Kredit-Projektentscheid des Parlaments rechnen», sagt Müller und schiebt nach: «Unter dieser Voraussetzung und vorbehältlich der erforderlichen Baubewilligung der Stadt kann voraussichtlich im Herbst 2016 mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden.»

Etwa zwei Jahre dauere die Totalrenovation laut ersten Einschätzungen. «Nach der Sanierung erscheint die ZHB jedoch nicht gross anders als bisher», erklärt Müller. «An der Fassade sind keine sichtbaren Veränderungen möglich. Nur im bestehenden Volumen sind bauliche Anpassungen realisierbar.» 

Hohe Hürde im Parlament 

Bis die ZHB wieder in neuem Glanz erstrahlt, dauert es wohl noch eine Weile. Die grösste Hürde muss das Sanierungsprojekt im Parlament nehmen. Ob dieses der beschlossenen – und dannzumal vielleicht teureren – Sanierung im Rahmen der Budgetdebatte zustimmen wird, ist alles andere als sicher. Einig ist man sich bisher lediglich darüber, dass die ZHB saniert werden muss, um dem Volkswillen gerecht zu werden. Über die Art und Weise und damit über die Kosten der Renovation dürften sich die Geister aber scheiden.

Dringender Sanierungsbedarf

Der Sempachergarten, genannt Vögeligärtli, gehört seit 1949 der Stadt Luzern. Die ZHB war 1951 nach den Plänen des renommierten Architekten Otto Dreyer erbaut worden. Inzwischen bröckelt die Fassade des denkmalgeschützten Bauwerks.

Neu mit Cafeteria und Solaranlage

Zu den Neuerungen aus dem Sanierungskonzept von 2010 zählt eine grosszügige Freihandbibliothek mit einem breiten Spektrum an Fach-, Sach- und Unterhaltungsmedien auf den bestehenden sechs Stockwerken. Ein Treppenhaus an der Seite verbindet die Etagen miteinander. Geplant ist auch eine Cafeteria mit 53 Plätzen im Innern des Erdgeschosses. Laut den Projektverantwortlichen ist das Betriebskonzept noch nicht fertig. Ein Café im klassischen Sinne soll es aber nicht geben, das Angebot richte sich an Bibliotheksbesucher. Die Cafeteria «dient als kombinierter Aufenthaltsraum sowohl für das Personal der ZHB als auch für das Publikum», heisst es in der Botschaft.

Die Westfassade entlang der Hirschmattstrasse befindet sich in einem schlechten Zustand. Sie soll denkmalpflegerisch restauriert werden. Ebenfalls sieht das Konzept eine Aufwertung der Umgebung vor. Baumbestand und Grünflächen werden angepasst. Das Gebäude soll nach der Sanierung Minergie-Standard haben. Hierfür werden Fassade und Dachstock neu isoliert. Auf dem Dach ist eine Fotovoltaikanlage geplant.

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