Pläne für neues Hochhaus sorgen nicht nur für Begeisterung
So städtisch könnte der Theilerplatz dereinst aussehen. (Bild: zvg Stadt Zug)
Der Zuger Stadtrat gedenkt, 65 Millionen Franken für zentral gelegenes Bauland auszugeben. Er selbst ist begeistert von seiner Idee. Die städtischen Fraktionen pflichten ihm im Grunde bei, äussern jedoch auch Bedenken.
Die Stadtzuger Regierung will Geld ausgeben. Eine Menge Geld. Um in Sachen Wohnraumentwicklung vorwärts zu machen, möchte sie für 65 Millionen Franken ein Grundstück kaufen, auf dem unter anderem ein 60-Meter-Hochhaus realisiert werden soll (zentralplus berichtete). Dies nicht irgendwo im Abseits, sondern auf dem LG-Areal, nur fünf Minuten vom Bahnhof Zug entfernt.
Als die Zuger Exekutive das Vorhaben am Dienstagvormittag gegenüber den Medien offenbarte, war die Begeisterung der Stadträte über den möglichen Landkauf deutlich spürbar. Man sprach von einer Win-Win-Situation und einer einmaligen Chance, um preisgünstigen Wohnraum in der Stadt Zug zu realisieren. Etwas weniger euphorisch äussern sich die Zuger Parteien.
Grundsätzlich sind sich die vier Fraktionen ALG/CSP, Mitte, FDP sowie SP einig: Der Kauf des Theilerplatzes und des alten Bahnhofsgebäudes auf dem LG-Areal sei eine gute Möglichkeit, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen, insbesondere preisgünstigen.
Entlastung für den angespannten Wohnungsmarkt
«Dies entspricht unserem Anliegen, die Stadt Zug solle möglichst viele Wohnungen selbst besitzen oder an Wohnbaugenossenschaften vermitteln», äussert sich ALG/CSP-Fraktionschefin Dagmar Amrein auf Anfrage. Damit könne der Druck aus dem überheizten Wohnungsmarkt genommen und «dem aktuell unausgeglichenen Verhältnis zwischen Arbeits- und Wohnplätzen» entgegengewirkt werden.
Mitte-Fraktionschef Christoph Iten spricht von einem mutigen Entscheid. Man begrüsse es, dass der Stadtrat Grundstücke erwerbe, wenn sich die Möglichkeit dazu ergebe. Weiter sei man sich in der Fraktion einig, dass es bezahlbaren Wohnraum für junge Familien und den Mittelstand brauche.
Die FDP sieht ausserdem noch einen weiteren Vorteil beim Landerwerb. Fraktionschefin Maria Hügin dazu: «Mit dem Kauf des Theilerplatzes und des alten Bahnhofsgebäudes kann die Stadt das Quartier aktiv mitgestalten und die Belebung vorantreiben.»
SP fordert mehr als drei Stockwerke für preisgünstige Wohnungen
Auch die SP, die Initiantin der Volksinitiative «2000 Wohnungen für den Zuger Mittelstand», begrüsst alle am Dienstag kommunizierten Massnahmen des Stadtrats. So auch den geplanten Kauf des Grundstücks Nummer 4873. Gleichzeitig üben die Sozialdemokraten Kritik am Vorhaben.
Rupan Sivaganesan, Präsident der SP Stadt Zug: «Bereits jetzt ist klar, dass die eine grosse Rechnung im Kern des Projekts noch nicht ganz aufgeht.» Denn: «Die Stadt kauft ein Grundstück für 65 Millionen Franken, übernimmt von der Verkäuferin Anteile am preisgünstigen Wohnraum – und verpflichtet sich zu aktuell bloss drei Stockwerken an preisgünstigem Wohnraum. Das ist klar zu wenig für einen grossen Wurf.»
Die ALG/CSP bläst diesbezüglich ins selbe Horn. Dagmar Amrein sagt: «Unserer Meinung nach sollte auf mehr als drei Etagen preisgünstiger Wohnraum realisiert werden.» Die Fraktion wünsche sich diesen auf mindestens der Hälfte der Etagen. «Es sollten sowohl städtische Wohnungen als genossenschaftliche Wohnungen eingeplant werden.»
Die Mitte prognostiziert ein Verlustgeschäft – und ist doch dafür
Mitte-Fraktionschef Iten gibt hingegen zu bedenken: «Erwirbt man Grundstücke zu solch hohen Marktpreisen, um preisgünstigen Wohnraum zu realisieren, handelt es sich um ein finanzielles Verlustgeschäft.» Das müsse man sich bewusst sein. «Es ist somit eine Investition der Stadt für die Bevölkerung.» Um den «richtigen» Anteil an preisgünstigen Wohnraum im Detail zu beurteilen, sei es indes zu früh.
Der Kaufpreis von 65 Millionen Franken, den die Park Lane Zug AG für das Grundstück verlangt, scheint bei keiner der Fraktionen für rote Köpfe zu sorgen. Grund dafür dürften nicht zuletzt die aktuell gesunden Finanzen der Stadt Zug sein.
Ein Volksauftrag, der kostet
«Die Erstellung preisgünstiger Wohnungen ist ein Volksauftrag, insofern sind die 65 Millionen richtig investiert. Es ist zu hoffen, dass nicht noch ungeahnte Folgekosten auftauchen», heisst es von Seiten der ALG/CSP. Pragmatisch äussert sich Mitte-Mann Iten: «Gegenwärtig ist der bezahlbare Wohnraum sicherlich eines der drängendsten Probleme in der Stadt Zug. Dass dieser nicht gratis zu haben ist, war wohl nicht immer allen bewusst – jetzt haben wir ein Preisschild.»
Auch die Freisinnigen empfinden den Preis «auf den ersten Blick» als angemessen. «Jetzt gilt es, die Details im politischen Prozess sorgfältig zu prüfen.» Auch die SP vertraut darauf, dass sich im Parlament die Gelegenheit bieten wird, abzuklären, «wie gut der Preis für den komplexen Deal ausgefallen ist». Und letztlich entscheidet das Stimmvolk darüber, ob die 65 Millionen Franken gerechtfertigt sind.
Was ist eigentlich preisgünstig?
Deutlich mehr Sorgen als um den millionenschweren Landkauf macht sich die ALG/CSP um die Bestimmungen zum «preisgünstigen Wohnungsbau». Diese würden derart nach oben angepasst, «dass sie ihren Namen nicht verdienen». «Wir werden uns dafür einsetzen, dass am Standort Theilerplatz tatsächlich preisgünstige Wohnungen nach dem Wortsinn gebaut werden, so wie sich das die Zuger Bevölkerung auch wünscht», so Amrein.
Sorgen macht sich die SP-Fraktion indes über das «Kleingedruckte». Sivaganesan dazu: «So wirken die geplanten Parkplätze aufgrund der zentralen und bahnhofsnahen Lage zu unnötig und zu teuer.» Er bezieht sich auf den vorliegenden Bericht und Antrag des Stadtrats zur Genehmigung des Kaufvertrages. Gemäss diesem erhält die Stadt Zug ein Kaufrecht für 20 Tiefgaragenstellplätze zu einem Preis von maximal 120'000 Franken bei offener Abrechnung je Parkplatz.
Die Mitte wünscht sich «Zug First»
Der Mitte-Fraktion indes ist es bei diesem Geschäft wichtig, dass die Stadt bei der Umsetzung des Projektes gute Partner finde und nicht selbst als Bauherrin oder Verwalterin auftrete. «Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Realisation von Wohnbauten keine Kernkompetenz der Stadt Zug ist.» Weiter sei es der Mitte wichtig, dass der geplante preisgünstige Wohnraum tatsächlich der Bevölkerung zugute kommt. Dies gemäss des kürzlich eingereichten Vorstosses der Fraktion (zentralplus berichtete).
Zwar sieht die FDP diverse positive Aspekte am geplanten Landkauf. «Wichtig ist jedoch, dass die Stadt ihre Rolle mit Augenmass wahrnimmt und nicht selbst zum Preistreiber auf dem Wohnungsmarkt wird», so die Fraktionschefin Maria Hügin. «Die preisgünstigen Wohnungen sollen zudem etappiert auf den Markt gelangen, damit sie wirklich dem Zuger Mittelstand zu Gute kommen.»
Auf Anfrage von zentralplus betonte SVP-Fraktionschef Roman Küng, das Anliegen zuerst intern besprechen zu wollen. Die GLP-Fraktion äusserte sich bis Redaktionsschluss nicht zum Thema.
Journalistin und langjährige Autorin bei zentralplus. Schreibt über politische Querelen, aufregende Bauprojekte und gesellschaftlich Bewegendes. Am liebsten jedoch schreibt sie über Menschen. Und natürlich Hunde.