Kanton will keine Sonderzeichen

Genderstern: Juso Luzern kämpft gegen kantonale Vorgaben

Karina Keiser (links) von der Juso Luzern reicht die Petition gegen den Sprachleitfaden bei Judith Lipp von der Staatskanzlei ein. (Bild: mik) (Bild: mik)

Der Kanton Luzern hat seinen neuen Sprachleitfaden für die Verwaltung herausgegeben. Das einzig «Neue» daran ist das Verbot von Sonderzeichen wie dem Genderstern. Mit einer Petition geht die Juso nun dagegen vor.

«Der neue Sprachleitfaden schliesst viele Personen aus», begründet Juso-Vorstandsmitglied Karina Keiser die Motivation hinter der Petition. Harsche Kritik, wenn man bedenkt, dass der neue Sprachleitfaden ja eigentlich mehr Personen sichtbar machen und inkludieren möchte.

Zwar wird im Dokument explizit erwähnt, dass geschlechtergerechte Sprache auch «non-binäre» Personen ansprechen soll. «Trotzdem verbietet die eine neue Regel ausgerechnet das Symbol, das auch all die Menschen sichtbar machen will, die eben weder Frau noch Mann sind: den Genderstern», kritisiert die Juso.

Auf Formularen nur «männlich» und «weiblich»

Auch die Option «X» für «divers» als Geschlechtsangabe soll nicht möglich sein. Während verschiedene Staaten wie Deutschland oder Kanada auf Formularen und amtlichen Dokumenten die Option «X» zulassen, werden im Kanton Luzern weiterhin nur «männlich» oder «weiblich» angeboten. Begründet wird dies mit der fehlenden Rechtsgrundlage.

Ein No-Go für die Juso: «Wenn man auf Formularen nur zwischen ‹M› und ‹W› auswählen kann, wird man gezwungen, jeglichen Selbstrespekt über Bord zu werfen und die Erniedrigung, die man sonst teilweise von anderen erfährt, bei sich selber zu reproduzieren», kritisiert Mario Huber in der Mitteilung.

Als Gründe führt die Regierung die Lesbarkeit, rechtliche Unklarheiten und die Weisung der Bundeskanzlei auf.

Juso will Akzeptanz für den Genderstern

Rund 381 Luzernerinnen fordern in einer Petition nun, dass die Luzerner Regierung nochmals über die Bücher geht (zentralplus berichtete). Als Vorlage soll der Leitfaden der Hochschule Luzern dienen. Denn im Gegensatz zum Kanton sind da der Gender-Gap oder der Genderstern erlaubt. Die Begründung im Leitfaden der Hochschule: «Neutrale Formulierungen umfassen nicht-binäre Menschen auch, machen sie aber nicht sichtbar.»

Welche Variante fürs Gendern «die Beste» ist, darauf will sich Karina Keiser nicht festlegen. «Das kommt immer auf die jeweilige Person an, die sich damit identifiziert», sagt Keiser, die sich selbst als non-binär identifiziert. «Ich persönlich finde den Genderstern oder den Doppelpunkt voll okay.» Also genau die Zeichen, die in der kantonalen Verwaltung künftig vermieden werden (zentralplus berichtete).

Auch das «kreative Umschreiben», wie es der Sprachleitfaden der Verwaltung oder der HSLU vorschlägt, werde dem Anspruch des Genderns nur mässig gerecht. Statt Personen sichtbar zu machen, verschwinden so alle.

Sprache polarisiert – auch bei zentralplus-Leserinnen

Erst kürzlich in den Vorstand der Juso gewählt, hat sich Keiser unter anderem dem Kampf für inklusive Sprache verschrieben (zentralplus berichtete). Damit fasst sie ein politisch heisses Eisen an. Denn: Die Juso dürfte es mit ihrer Forderung nicht einfach haben. Bereits in den zentralplus-Kommentarspalten wird unter Beiträgen zum Thema Gendern rege und emotional diskutiert. Für die einen «Genderwahn» und «Sprachverhunzung», für die anderen ein Zeichen des Respekts und der Inklusion (zentralplus berichtete).

Das sagt Karina Keiser zum Vorwurf der «Sprachverhunzung»:

Wieso polarisiert das Gendern dermassen? Keiser sieht darin kulturelle Gründe. «Sprache muss sich weiterentwickeln. Und da viele Personen nicht bereit sind, sich selbst zu entwickeln, wird die Verwendung neuer Formen wie des Gendersterns schwieriger.»

Verwendete Quellen
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