«Für die Grünen wird es nie einfach, in den Bundesrat zu kommen»
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Die Zentralschweiz muss weiterhin auf eine Vertretung im Bundesrat warten: Die Zuger ALG-Nationalrätin Manuela Weichelt kandidiert nicht. Zumindest vorerst.
Munter hat sich das Kandidatenkarussell der Grünen für die Bundesratswahlen gedreht. Mit der Zeit sprangen immer mehr mögliche Kandidaten ab. Für den Zürcher Nationalrat Bastien Girod passt beispielsweise der Zeitpunkt nicht, und die St. Gallerin Franziska Ryser möchte sich auf ihre Rolle in der Untersuchung des Credit-Suisse-Untergangs fokussieren. Bis zuletzt war auch die Zugerin Manuela Weichelt mit von der Partie – bis sie im letzten Moment am Freitagmittag absprang (zentralplus berichtete).
Der Entscheid ist der 56-Jährigen, die zwischen 2007 und 2018 Zuger Regierungsrätin war, nicht leichtgefallen, wie sie gegenüber zentralplus ausführt: «Rein politisch ist der Fall klar: Die Zauberformel ist komplett überholt. Die FDP ist mit ihren 14,3 Prozent stark übervertreten.» Doch das ist nicht der einzige Faktor, der zählt: «Bei einer Bundesratskandidatur muss alles stimmen.» Privat sei das bei ihr nicht der Fall. Ihre Mutter habe gesundheitliche Probleme, was derzeit ihre volle Kraft fordere. «In der aktuellen Situation sehe ich schlicht keine Möglichkeit, mich mit voller Energie einer Bundesratskandidatur zu widmen.»
Erfolgschancen hätten keine Rolle gespielt
Bei den nationalen Wahlen vom 22. Oktober büsste die Partei 3,4 Prozentpunkte ein. Die SVP und FDP kündigten gegenüber dem «Blick» danach an, dass sie die Grünen bei einer allfälligen Bundesratskandidatur nicht unterstützen würden. Mitte-Präsident Gerhard Pfister betonte stets, keine bisherigen Bundesräte angreifen zu wollen. Die SP schweigt sich aus. Und auch die GLP hat sich noch nicht entschieden.
War der Grund für Weichelts Absage also nicht viel eher, dass sie sich wegen der wohl geringen Chancen der Grünen vor einer aussichtslosen Kandidatur schützen wollte? Weichelt verneint: «Für die Grünen wird es nie einfach, in den Bundesrat zu kommen. Leider ist der Machtanspruch häufig stärker, als einen demokratischen Anspruch zu respektieren.» Sie begrüsse daher die Kandidatur von Gerhard Andrey. Er stehe fürs Klima und die Digitalisierung – beides Themen, die heute im Bundesrat fehlen würden, kritisiert Weichelt. Der 47-jährige Freiburger dürfte am 10. November offiziell nominiert werden, da sonst kein anderer Grüner kandidiert.
Heute Nein, in vier Jahren Ja?
Die Hoffnung auf eine baldige Nachfolge für den Zuger CVP-alt-Bundesrat Hans Hürlimann (1973–1982) muss die Zuger Bevölkerung aber noch nicht ganz aufgeben. Ihre diesjährige Absage bedeutet nicht, dass Manuela Weichelt ihre Ambitionen als Bundesrätin begraben hat. Die derzeitige familiäre Herausforderung sollte sie auf absehbare Zeit bewältigen können, so Weichelt.
Zu einer allfälligen künftigen Kandidatur hält sie deshalb fest: «Das möchte ich nicht ausschliessen. Aber das müsste ich in der aktuellen Situation entscheiden. Das Amt als Bundesrätin kann man nicht planen.» Wenn, würden die Grünen vermutlich wieder den Sitz der FDP angreifen. Ob nun in vier Jahren, oder falls Ignazio Cassis oder Karin Keller-Sutter bereits vorher zurücktreten.
- Medienmitteilung von Manuela Weichelt
- Telefonat mit Manuela Weichelt, ALG-Nationalrätin
- Medienmitteilung Grüne Schweiz
- Artikel im «Blick»
- Liste der Bundesräte
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