Debatte im Grossen Stadtrat

Frauenfussball-EM in Luzern: Stadt ebnet Weg

In Luzern sollen voraussichtlich drei Spiele der Frauenfussball-EM stattfinden.

Wenn es nach Stadt und Kanton geht, soll 2025 an der Frauenfussball-Europameisterschaft der Ball auch in Luzern rollen. Luzern will nämlich einer der Austragungsorte werden. Am Donnerstag diskutierte der Grosse Stadtrat darüber. Für massive Kritik sorgten die Kosten.

Trudy Streit gilt als Pionierin des Frauenfussballs in der Schweiz. Sie erinnert sich noch gut an das erste Frauenländerspiel auf Schweizer Boden, das am 8. November 1970 stattgefunden hat. «Wir mussten die alten ­Trikots der B-Junioren tragen. Die waren richtig verwaschen», sagt Trudy Streit 50 Jahre später gegenüber dem «Blick». Auch wenn sie sich darüber ein wenig aufregte, der Ärger war flugs verflogen. Damals gewannen die Schweizerinnen 9 zu 0 gegen Österreich. «Dass wir an jenem Tag ­Geschichte schrieben, hat uns ­damals doch nicht interessiert. Wir wollten einfach nur spielen», so Trudy Streit.

Die Luzerner Grüne-Grossstadträtin Barbara Irniger brachte die Aussage der Fussballspielerin in einer Debatte des Stadtparlaments von diesem Donnerstag ein, wo der Grosse Stadtrat über einen vom Stadtrat beantragten Sonderkredit zu entscheiden hatte.

Doch der Reihe nach: 2025 findet die nächste Fussball-EM der Frauen statt. Der Stadtrat und Regierungsrat wollen, dass Luzern einer der acht Austragungsorte der Spiele wird (zentralplus berichtete). Der Schweizerische Fussballverband (SFV) hatte beim Europäischen Fussballverband (UEFA) Mitte Oktober 2022 eine definitive Kandidatur eingereicht. Stadt und Kanton soll das je zwei Millionen Franken kosten (zentralplus berichtete). Der Grosse Stadtrat diskutierte nun darüber, ob die Stadt dafür so viel Geld in die Hand nehmen soll.

Ein Ja für den Frauenfussball – ein Nein zur UEFA

Für das Stadtparlament war der Fall klar: Alle Fraktionen stimmten dem Sonderkredit zu – wenn auch teils der hohe Beitrag teilweise für Kritik sorgte.

Positiv hervorgehoben wurden die Förderung des Frauenfussballs, aber auch der Wirtschaft, die von einem solchen Grossanlass profitiere. Die Stadt schaffe sich ein positives Image, wie Mike Hauser (FDP) argumentierte.

Silvana Leasi (Mitte) und Regula Müller (SP) betonten beide, dass weibliche Vorbilder – ob in Wirtschaft, Kultur oder Sport – wichtig seien, um verankerte Rollenbilder aufzulösen. «Die Frauenfussball-EM ist eine grosse Chance, solche Vorbilder sichtbar und nahbar zu machen», so Leasi. Doch auch sie konnte sich eine Bemerkung über die hohen Kosten nicht verkneifen. «Doch das ist ‹part of the game›.»

«Die UEFA hat es als Weltkonzern nicht nötig, von uns quersubventioniert zu werden.»

Jona Studhalter, Junge Grüne

Bei den Grünen/Jungen Grünen hat der 2-Millionen-Beitrag ebenfalls für kontroverse Debatten geführt. «Wir sind uns einig, dass eine höhere Beteiligung durch die UEFA und eine geringere Beteiligung durch die Stadt angebracht wäre», so Grossstadträtin Barbara Irniger. Noch klarere Worte fand Jona Studhalter (Junge Grüne). «Die UEFA hat es als Weltkonzern nicht nötig, von uns quersubventioniert zu werden», kritisierte er. Es sei «inakzeptabel», dass für diesen Konzern zwei Millionen gesprochen werden würden. «Der Frauen-Spitzenfussball des FCL wird gerade einmal mit 15'000 Franken unterstützt», doppelte er nach. Die Frauenfussball-EM sei in Luzern zwar «herzlich willkommen», aber nicht durch eineN «Knebelvertrag» seitens UEFA.

Thomas Gfeller (SVP) erlaubte sich einen Seitenhieb in anderer Richtung. Nüchtern sagte er: «Der Anlass soll als sportlicher Anlass gesehen werden. Wir fänden es schlecht, wenn der Anlass die Geschlechterdiskussion entfachen würde. Da gibt es andere Plattformen und Gelegenheiten.»

Alles noch offen

Stadtpräsident Beat Züsli (SP) sagte, dass ein gewisses Verständnis für die UEFA vorhanden sei – die Stadt jedoch nicht gross verhandeln habe können. Er ist aber überzeugt, dass die Stadt Luzern mit einer Beteiligung an der Frauenfussball-EM eine grosse Chance wahrnehme, den Frauenfussball und Nachwuchs zu fördern.

Schliesslich hat der grosse Stadtrat am Donnerstag mit 40 zu 3 Stimmen dem Sonderkredit von zwei Millionen Franken zugestimmt. Ob die Frauenfussball-EM aber überhaupt in die Schweiz kommt, ist trotzdem noch offen: Die UEFA wird voraussichtlich im April entscheiden, welches Land den Zuschlag erhalten wird. 

Verwendete Quellen
  • Verfolgung der Debatte im Grossen Stadtrat
  • Medienbericht im «Blick»
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1 Kommentar
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    Paul, 09.02.2023, 18:32 Uhr

    Weltklasse!

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