Flüchtlinge in Cham: Jetzt redet Baudirektor Florian Weber
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Gegen den Bau einer Flüchtlingsunterkunft im Röhrliberg Cham zeichnet sich massiver Widerstand ab. Hält der Kanton trotzdem daran fest? Baudirektor Florian Weber lässt sich nicht in die Karten blicken.
Eine Flüchtlingswelle ist immer mit dem Risiko verbunden, dass deren Unterbringung auf erbitterten Widerstand aus der Bevölkerung stösst. Im Fall des Ukraine-Krieges ist das bisher nicht der Fall. Im Gegenteil: Hunderte von Zuger Familien haben ukrainische Flüchtlinge aufgenommen.
Die Solidarität ist riesig – bekommt aber nun erste Risse. In Cham hat die SVP fast 1’300 Unterschriften gesammelt, um eine Flüchtlingsunterkunft im Röhrliberg zu verhindern (zentralplus berichtete). Die Petition fordert, dass der Sportplatz für die Chamerinnen erhalten bleibt. Der Gemeinderat soll einen anderen Standort suchen.
Gemeinderat hat eine Alternative in der Hinterhand
Wie die «Zuger Zeitung» berichtet, hat er dem Kanton bereits einen zweiten Standort für die Errichtung der Unterkunft vorgeschlagen. «Es handle sich nicht um öffentlichen Grund, sondern um privaten», wird Bauchef Rolf Ineichen zitiert. Er bewertet diesen Platz als «weniger kritisch für Einsprachen». Wo er sich befindet, ist nicht bekannt.
Der Kanton hat zeitgleich zwei Baugesuche eingereicht, um die Flüchtlingsunterkunft mit 400 Plätzen zu bauen (zentralplus berichtete). Neben dem Röhrliberg in Cham steht als alternativer Standort ein Platz in der äusseren Lorzenallmend in Zug zur Diskussion. Wie beeinflusst der Widerstand aus der Bevölkerung den Entscheid, wo die Flüchtlingsunterkunft gebaut wird?
Baudirektor Florian Weber gibt sich gelassen
Baudirektor Florian Weber lässt sich diesbezüglich nicht in die Karten blicken. «Bei Bauprojekten muss grundsätzlich immer mit Einsprachen und Widerstand von direkt Betroffenen gerechnet werden. Dies ist nicht aussergewöhnlich und beeinflusst keine baurechtlichen Aspekte», schreibt er auf Anfrage von zentralplus allgemein und unverbindlich.
Als sich die Möglichkeit bot, den Modulbau erwerben zu können, habe die Baudirektion über das gesamte Kantonsgebiet geprüft, welche Grundstücke gross genug sind und gleichzeitig die baurechtlichen Voraussetzungen erfüllen. Sprich: in der richtigen Bauzone liegen. Bekannt ist zudem, dass der Kanton die Flüchtlinge aus der Ukraine nicht in die Peripherie abschieben will.
Arbeitskräfte aus der Ukraine: Zug sieht es als Chance
In Zug wird grossen Wert darauf gelegt, dass es die Flüchtlinge aus der Ukraine in den ersten Arbeitsmarkt schaffen. «Einerseits sind viele Ukrainerinnen und Ukrainer motiviert, eine Arbeit auszuüben. Andererseits fehlen der hiesigen Wirtschaft Fachkräfte respektive in einzelnen Branchen gibt es nicht besetzte Stellen», erklärte Stefan Ziegler, Leiter des Sozialamts Zug, kürzlich gegenüber zentralplus.
Mit allen Flüchtlingen werden dazu Mini-Assessments durchgeführt, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eruieren. Das bedeutet aber auch: Sie müssen an einem Ort untergebracht werden, der mit dem öffentlichen Verkehr gut erschlossen ist.
Flüchtlingsunterkunft: In Cham droht eine Blockade
Das Grundstück im Röhrliberg in Cham würde diese Voraussetzung erfüllen – genau wie die Parzelle der Korporation Zug in der Äusseren Lorzenallmend in Zug. Gemäss Baudirektor Florian Weber wird im Laufe des derzeitigen Baubewilligungsverfahrens entschieden, wo der Modulbau letztlich aufgestellt wird. Ein Entscheid ist frühestens Ende Juni 2022 zu erwarten.
Die Fragen, ob der Kanton Zug mit Widerstand gerechnet hat, lässt Florian Weber unbeantwortet. Wie die «Zuger Zeitung» berichtet, sind im Cham bereits zahlreiche Einsprachen gegen das Baugesuch der Unterkunft eingegangen. Das heisst: Es droht eine Blockade, die Zeit kostet, die der Kanton derzeit nicht hat. Das erinnert an die temporäre Asylunterkunft, die der Kanton während der Flüchtlingskrise 2015 in Baar auf dem Obermüli-Areal bauen wollte. Auch dieses Projekt brachte die SVP zusammen mit Einsprecherinnen zu Fall (zentralplus berichtete).
- Mailaustausch mit Florian Weber
- Artikel in der «Zuger Zeitung»
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