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Tritt Ende Jahr ab und geht dann auf Weltreise: Dolfi Müller, Stadtpräsident von Zug.
(Bild: mam)Mit dem Rücktritt von Zugs Stadtpräsident Dolfi Müller aus der Stadtregierung droht den Sozialdemokraten im kommenden Jahr ein Debakel. Die beliebteste SP-Politikerin ist nicht mehr in der Fraktion, und das Mehrheitswahlrecht macht den Urnengang zur Lotterie. zentralplus sagt, welche Überraschungen möglich sind.
Betrachtet man die Resultate der letzten Wahl in die Zuger Stadtregierung und nimmt an, dass alle Kandidaten ausser dem scheidenden Dolfi Müller nochmals antreten, ist das Verdikt klar: Die SP verliert ihren Sitz und die FDP gewinnt 2018 einen hinzu. Aber vielleicht erbt der neue SP-Kandidat – oder die neue SP-Kandidatin – auch einen Teil von Dolfi Müllers Sympathien und der härteste Kampf entbrennt zwischen den bürgerlichen Parteien CVP, FDP und SVP, die sich schon 2014 ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten (siehe Kasten).
Klar ist nur: Es sind viele Überraschungen denkbar. Das liegt im Wesentlichen am Majorz-Wahlsystem, das zum zweiten Mal zur Anwendung kommt. Bei der vorletzten Wahl galt noch Proporz. Die vereinigten Linken schafften es, mit drei von fünf Sitzen eine Mehrheit in der Stadtregierung zu erlangen. Damals konnten sich Kandidaten aus Parteien mit Listenverbindung noch unterstützen. Beim Mehrheitswahlrecht gibt es aber keine Listenstimmen mehr. Es zählt nur noch die persönliche Beliebtheit jedes Einzelnen und Kandidaten aus demselben politischen Lager klauen sich tendenziell die Stimmen weg.
SP hat keine Jungen als Nachfolger von Müller aufgebaut
Das grösste Problem hat die SP. Die Partei ist seit Jahrzehnten in der Stadtregierung vertreten und stellt mit Dolfi Müller seit elf Jahren auch den Stadtpräsidenten. 2018 ist sie aber die einzige Partei, die keinen Amtsinhaber ins Rennen schicken kann. «Wir sind uns der Problematik mit dem fehlenden Bisherigenbonus bewusst», sagt SP-Präsidentin Karin Hägi, «und wir arbeiten daran.»
«Wir sind uns der Problematik bewusst.»
Karin Hägi, Präsidentin SP Stadt Zug
Es gibt beliebtere Männer als Frauen
Urs Bertschi war schon bei den letzten Wahlen dabei
(Bild: zvg)
Weibliche Alternativen
«Vielleicht lehne ich mich zu weit aus dem Fenster.»Urs Bertschi, Fraktionschef SP Stadt Zug
Astrid Estermann steht bereit
(Bild: zvg)
FDP strotzt vor Kraft, CVP ist eine Wundertüte und SVP kann Spielverderber sein |
Die FDP hat mit der Kandidatur von Karl Kobelt fürs Amt des Stadtpräsidenten den Wahlkampf bereits eröffnet. Und ausserdem hat die wählerstärkste Stadtzuger Partei angekündigt, dass sie den zweiten Stadtratssitz zurückholen will, den sie an die SVP verloren hat (zentralplus berichtete). Mit Karl Kobelt, Stefan Moos und Eliane Birchmeier hat sie gleich drei Kandidaten für den Stadtrat. Ob sie mit einem Zweier-Ticket antritt oder gar drei Sitze anpeilt, wird man nach der Nominationsversammlung von kommendem Donnerstag wissen. Gefährdet ist am ehesten der Sitz von CVP-Stadtrat Urs Raschle, der 2014 nur 45 Stimmen Vorsprung auf den überzähligen FDP-Kandidaten Stefan Moos hatte. Trotzdem sollte sich auch die SVP nicht zu sicher wähnen. 2014 profitierte ihr Stadtrat davon, dass er gleichzeitig auch noch gegen Dolfi Müller ums Stadtpräsidium kämpfte und so Stimmen von eingefleischten Bürgerlichen aus andern Lagern mitnahm. Wicki könnte Kobelt die Wahl zum Stapi vermiesen Jetzt aber würde eine SVP-Kandidatur die Wahl eines bürgerlichen Stadtpräsidenten gefährden. Denn neben Kronfavorit Karl Kobelt will die Christlichsoziale Vroni Straub Stapi werden. Sie ist profiliert, machte bei den letzten Wahlen beinahe so viele Stimmen wie Kobelt und ist auch für viele Mitte-Wähler als Stadtmutter gut vorstellbar. (Als Stadträte sind sowohl Kobelt wie auch Straub aufgrund ihres guten Abschneidens bei den letzten Wahlen gesetzt.) Fehlende SVP-Stimmen könnten Kobelt also die Wahl zum Stapi kosten. Auf der andern Seite hat die SVP keine Aussicht, den Stapi zu stellen – das hat Wickis Kandidatur vor vier Jahren gezeigt. Zuvor hatte die Partei es jahrelang nicht geschafft, in die Stadtregierung zu kommen, obwohl sie einen grossen Wähleranteil hat. Dennoch: Ob sie mit einem zweiten Kandidaten zur Wahl in die Stadtregierung antritt und ob Wicki trotzdem wieder Stapi werden will, steht gemäss Parteipräsident Philip C. Brunner noch nicht fest – nominiert wird Anfang November. Ein zweiter Spielverderber – nicht im Rennen ums Stadtpräsidium, aber beim Einzug in die Stadtregierung – könnten die Grünliberalen sein. Sie werden einen eigenen Kandidaten für die Stadtratswahlen aufstellen, auf den sie sie voraussichtlich Ende Oktober festlegen, wie Gemeinderat Stefan Huber auf Anfrage sagte. 2014 hatte die GLP-Vertreterin Michèle Kottelat zwar keine Chance, gewählt zu werde, aber sie verbuchte einen Achtungserfolg. Diese grünliberalen Stimmen werden auch 2018 den Kandidaten von anderen Parteien fehlen. Am ehesten gehen sie der FDP ab, aber auch SP und Alternative sind davon betroffen. |
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