Diskussionen um Menü-Diktat

Fleischlose Mensa: Luzerner Studis appellieren an Politik

Neu serviert die Mensa der Uni Luzern nur noch vegetarische und vegane Menüs. (Bild: Uni Luzern)

Kaum wurde bekannt, dass die Universität Luzern das Fleisch aus der Mensa verbannt, gingen Luzerner Politiker auf die Barrikaden. Jetzt schalten sich Studentinnen und Mitarbeiter der Uni ein – und appellieren an den Kantonsrat, die Mensa-Strategie nicht wieder auf den Kopf zu stellen.

«Unsere Mensa, unsere Bedürfnisse» – Die Studenten der Uni Luzern schlagen zurück. Mehrere Luzerner Politikerinnen haben in den letzten Wochen ihrem Unmut über die fleischlose Mensa der Universität und Pädagogischen Hochschule Luzern Luft gemacht (zentralplus berichtete). Sie fordern mittels Postulaten, dass der Regierungsrat das Menü-Diktat rückgängig macht.

Jetzt schalten sich Studentinnen und Angehörige der Uni ein. Heute Freitag haben sie dem Luzerner Kantonsrat einen offenen Brief geschickt. Respektive, einen Appell.

Grosse Diskussion um fleischlose Menüs ...

Die Studenten blicken besorgt auf die nächste Woche beginnende Septembersession des Kantonsrats. Eines der Traktanden sei nämlich die vegan-vegetarische Mensa. «Uns ist es ein Anliegen dem Kantonsrat zu kommunizieren, dass die Mensa für uns Unterzeichnerinnen und Unterzeichner so stimmt», erklärt Miriam Helfenstein den Brief gegenüber zentralplus. Helfenstein ist Mitglied des Studierendenrats.

Mitunterzeichnet haben den Brief zudem mehrere Studierendenvereine, wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni, Lehr- und Forschungsbeauftragte oder auch administrative Mitarbeiterinnen. «Es ist schliesslich unsere Mensa, wir essen täglich dort und darum ist es wichtig, dass die Uni unsere Bedürfnisse berücksichtigt», macht Helfenstein ihren Standpunkt klar. Dazu gehöre «eine nachhaltige und gesunde Ernährung.»

«Gerade, wenn es günstig sein soll, ist es schwierig, dass das Fleisch aus der Region kommt.»

Die Unterzeichner des Briefes

Wie die Studenten und Mitarbeiterinnen im Brief schreiben, seien die Faktoren Nachhaltigkeit und Gesundheit für die meisten von ihnen immer wichtiger geworden. «Täglich viel Fleisch zu essen ist weder nachhaltig noch gesund, das ist den meisten von uns klar.» Auch wenn nicht eine Mehrheit rein vegetarisch oder vegan lebe, so finden die Brief-Unterzeichner: «Ein Mensa-Essen am Mittag kommt gut ohne Fleisch aus. Denn gerade, wenn es günstig sein soll, ist es schwierig, dass das Fleisch aus der Region kommt.»

Seit knapp zwei Wochen betreibt neu der Zürcher Frauenverein ZFV die Uni-Mensa. Doch schon vorher war klar, dass in der Mensa kein Cordonbleu und Poulet-Geschnetzeltes mehr auf den Tellern landet. Auf dem Menü finden sich stattdessen Gerichte mit Räuchtertofu, Frischkäse aus der Region oder Quorn-Geschnetzeltem.

Einigen Politikern stösst dies sauer auf. Darunter Kantonsrätin Rosy Schmid (FDP), die darin eine «Einschränkung der Konsumfreiheit» sieht. SVP-Kantonsrat und Landwirt Toni Graber fordert den Regierungsrat mittels Vorstoss gar dazu auf, den Entscheid der fleischlosen Ernährung rückgängig zu machen. Sogar der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband LBV beklagte die fleischlose Mensa mit einem Brief an Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann.

In diesem Foodtruck kommen Fleisch-Hungrige vor der Uni Luzern zu ihren Proteinen. (Bild: zvg)

Ganz auf das Fleisch verzichten müssen die Studenten aber nicht. Sie werden einfach nach draussen verbannt (zentralplus berichtete). Dort steht ein Foodtruck, ebenfalls betrieben durch den ZFV, mit Fleisch- und Fisch-Menüs.

Den Foodtruck erwähnen auch die Studentinnen und Mitarbeiter im Brief: «Es handelt sich deshalb um ein Mensa-Angebot mit vegan- vegetarischem Schwerpunkt und nicht um ein ausschliesslich vegan-vegetarisches Angebot.»

... dabei hat das Semester noch nicht mal begonnen

Die Brief-Unterzeichner stören sich neben der Bevormundung aber auch am Zeitpunkt. Schliesslich hat das Semester noch nicht mal begonnen, der Betrieb der vegetarischen Mensa ist erst vor knapp zwei Wochen angelaufen. Das erste Fazit von Studentin Miriam Helfenstein: «Ich höre viele positive Rückmeldungen, viele finden das Essen sehr lecker.»

«Es ist viel zu früh, die Ausrichtung der Mensa schon wieder infrage zu stellen.»

Miriam Helfenstein, Mitglied des Studierendenrates

Aber auch Helfenstein findet: Wirklich aussagekräftig sind die Rückmeldungen nach so kurzer Zeit noch nicht. «Genau darum ist es auch viel zu früh, um die Ausrichtung der Mensa schon wieder infrage zu stellen.» Mit dem Brief an den Kantonsrat erhoffen sich die Mitarbeiter und Studentinnen, dass das vegetarische Konzept nicht nach so kurzer Zeit wieder rückgängig gemacht wird. «Dazu braucht es keine Entscheide der Politik, wir Hauptnutzende kennen unsere Bedürfnisse am besten.»

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Wie der Appell im Kantonsrat ankommt, könnte sich bereits am Montag zeigen. Wie die Luzerner Staatskanzlei auf Anfrage von zentralplus klarstellt, ist aber noch unklar, ob ein entsprechender Vorstoss zur Uni-Mensa überhaupt schon nächste Woche debattiert wird. Zwar befindet sich ein solcher Vorstoss auf der Liste der dringlichen Vorstösse. Ob er auch so dringlich behandelt wird, entscheiden die Kantonsrätinnen aber erst am Montag.

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