Stadt Zug arbeitet an Reglement

Feuerwerk beschäftigt auch die Luzerner und Zuger Politik

Das Thema Feuerwerk wird derzeit in der Zuger Politik diskutiert. Sehr zur Freude von Stefan Hodel (ALG), der bereits seit Jahren Alternativen zum Feuerwerk beim Seefest fordert. (Bild: Andreas Busslinger/zvg)

Das Thema Feuerwerk sorgt im Moment national für Zündstoff. Das Thema beschäftigte unlängst auch die Parlamente der Städte Zug und Luzern. Aktuell will die Stadt Zug den Lärm neu regeln.

Bald klöpft und tätscht es wieder. Am 1. August. Manchmal aber auch an den Tagen zuvor und danach. Kein Wunder: Das Thema Feuerwerke sorgt auch in unserer Region immer wieder für Diskussionen (zentralplus berichtete). Einige Stichworte dazu: Schadstoffbelastung, Feinstaub, Lärm, Gehörgefährdung, Tierwohl.

Anders als im Jahre 2018 kommt es dieses Jahr wegen der Trockenheit zwar zu keinem Verbot (zentralplus berichtete). Auf Bundesebene aber tut sich was: Eine Initiative will private Feuerwerke langfristig ganz grundsätzlich verbieten (zentralplus berichtete). Die Initiative wird unter anderem auch vom Tierschutz Luzern unterstützt. Präsidentin Susanne Ineichen begründet dies so: «Knallkörper bedeuten unnötigen Stress für alle Haus-, Wild- und Nutztiere und versetzt sie in Panik, was tödlich sein kann. Im Winter kann die Knallerei die Wildtiere aus dem Winterschlaf wecken.»  

SP der Stadt Luzern suchte Alternativen

Auch Höhenfeuer seien für Wildtiere problematisch, so Susanne Ineichen. «Jährlich verbrennen Zehntausende Kleinlebewesen wie Igel, Mäuse, Blindschleichen und so weiter in den Holzhaufen.» Höhenfeuer sollten erst am Tag des Abbrennens, also am 1. August, aufgeschichtet werden, um Tierleid zu vermeiden.

Auch in der lokalen Politik ist die Feuerwerkthematik schon längst angekommen. Im Jahr 2020 hat der Luzerner SP-Grossstadtrat Claudio Soldati eine Motion eingereicht, in welcher er «vernünftige Alternativen zu Grossfeuerwerken» fordert. Es gehe um den Schutz von Menschen, Tier und Natur, hat Soldati damals geschrieben. Heute erklärt der Luzerner Grossstadtrat: «Der Lärm und die CO2-Emissionen von Grossfeuerwerken haben eine ganze Reihe von negativen Auswirkungen.»

Verdoppelung innert 20 Jahren

Soldati hat die grossen Anlässe im Fokus gehabt. Viel zur Belastung von Mensch und Tier tragen aber auch die unzähligen privaten Feuerwerke bei. So entstehen in der Schweiz gemäss Bundesamt für Umwelt durch das Abbrennen von Feuerwerk jährlich rund 300 Tonnen Feinstaub, welche die Luft belasten. Interessant dabei: Zahlen des Bundes lassen darauf schliessen, dass es in diesem Zusammenhang mit der oft zitierten «Tradition» nicht allzu weit her ist.

«Das Feuerwerk am diesjährigen Stadtfest wurde von 30 auf 15 Minuten verkürzt, was sicher schon lobenswert ist.»

Stefan Hodel, Fraktionschef ALG/CSP im Grossen Gemeinderat Zug

So ist der Feuerwerksverbrauch zwischen 2009 und 2013 rund doppelt so hoch wie 20 Jahre früher gewesen. Älteres Zahlenmaterial war innert Frist vom Bund nicht erhältlich. Es ist aber zu vermuten, dass der Verbrauch in noch früheren Zeiten wohl nochmals deutlich tiefer liegt. Der einfache Grund: Den einzelnen Haushalten ist damals im Vergleich zu den erwähnten 90er-Jahren deutlich weniger Geld zur Verfügung gestanden.

Ein Aschenregen im Gebiet Chamerstrasse

Bereits ein Jahr vor Claudio Soldati hat Stefan Hodel im Zuger Stadtparlament eine Kleine Anfrage eingereicht. Dabei ist es um das Feuerwerk des Zuger Stadtfestes gegangen. Die Stadt solle den Beitrag im Umfang von 30'000 Franken für umweltfreundliche Alternativen verwenden, so der Antrag.

Stefan Hodel berichtet in seinem Vorstoss von Anwohnern des Quartiers entlang der Chamerstrasse, welche nach dem damaligen Sommerfeuerwerk über «massive Verschmutzung durch Papier- und Kartonfetzen» und einen «Aschenregen» klagten. Im Vorstoss heisst es dazu: «Besonders gut sichtbar war die Verschmutzung auf den Dächern der hier parkierten Autos. Es muss davon ausgegangen werden, dass es sich darunter auch um giftige Rückstände handelte.»

Einem betroffenen Bewohner sei damals von der Stadtverwaltung mitgeteilt worden, dass diese vermutlich giftigen Rückstände normalerweise im See landen würden. Aufgrund der am besagten Festtag herrschenden Winde seien diese Stoffe aber im Bereich des nördlichen Quais niedergegangen.

Anfrage mit Wirkung

Der Stadtrat hat damals geantwortet, er sei grundsätzlich offen für Alternativen. Zu einem Verbot mochte er sich aber nicht durchringen.

Heute, knapp drei Jahre später, bilanziert Stefan Hodel: «Wohl aufgrund unserer Anfrage ist der Veranstalter nun konkret auf der Suche nach Alternativen zum Feuerwerk» (zentralplus berichtete). Hodel sieht erste Erfolge: «Das Feuerwerk am diesjährigen Stadtfest wurde – vermutlich aufgrund unserer kritischen Anfrage – von 30 auf 15 Minuten verkürzt, was sicher schon lobenswert ist.»

Stefan Hodel weist auf Anfrage noch auf einen anderen Aspekt hin: Bei der Berechnung der CO2-Bilanz von grossen Feuerwerken müsste jeweils auch berücksichtigt werden, dass viele Leute extra wegen des betreffenden Anlasses anreisen. Durch das Streichen des Feuerwerkes könnte somit auch die CO2-Bilanz des jeweiligen Festes massiv verbessert werden.

Feuerwerk beim Salesianum könnte verhindert werden

Stefan Hodel ergänzt, die Stadt sei zurzeit daran, das Lärmreglement zu überarbeiten. «Der erste Entwurf sieht dabei vor, private Feuerwerke auf Stadtgebiet zu verbieten. Diese sollten nur noch am 1. August und an Silvester erlaubt sein.» Stefan Hodel weist darauf hin, dass so zum Beispiel auch ein vom neuen Besitzer des Salesianums angekündigtes riesiges Feuerwerk verhindert werden könnte.

«Heute kann jeder, der seinen Geburtstag feiert, sein eigenes Feuerwerk abbrennen lassen», hält der Fraktionspräsident der Alternativen-CSP fest. Das neue Lärmschutzreglement sieht konkret vor, dass private Feuerwerke ausserhalb von Silvester und 1. August einer Bewilligungspflicht unterstellt werden. Eine Bewilligung solle die Stadt nur erteilen, wenn ein öffentliches Interesse ausgewiesen werden kann.

FDP Zug: «Überwiegendes privates Interesse»

Interessant ist, wie sich die Parteien dazu äussern. So hat die SVP diesen Vorschlag abgelehnt. Dies stelle eine Einschränkung dar, weil zum Beispiel Private anlässlich einer Geburtstagsparty kein Feuerwerk mehr abbrennen dürften. Die FDP argumentiert in die gleiche Richtung, erwähnt Hochzeiten und Geburtstage und wollte gar den Begriff «überwiegendes privates Interesse» ins Reglement schreiben lassen.

Anders die Mitte: Sie hinterfragt, ob Feuerwerke ausserhalb von Bundesfeiertag und Silvester überhaupt im öffentlichen Interesse sein können. Die GLP begrüsst die neue Regelung, «weil so erhebliche Störungen eingeschränkt» werden könnten. Der Wortlaut «Silvester» lasse aber im Volksmund einen zu grossen Spielraum zu. Die GLP schlägt deshalb die Formulierung «am Abend des 31. Dezember» vor.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Susanne Ineichen, Präsidentin Tierschutz Luzern
  • Totalrevision des Reglementes über die Lärmbekämpfung, Bericht und Antrag des Zuger Stadtrats
  • Schriftlicher Auskünfte des Bundesamts für Umwelt
  • Feuerwerkskörper, Broschüre vom Bundesamt für Umwelt, 2014
  • Schriftlicher Austausch mit Claudio Soldati, Grossstadtrat SP, Luzern,
  • Schriftlicher Austausch mit Stefan Hodel, Fraktionschef Alternative/CSP im GGR Zug
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Tell
    Tell, 01.08.2022, 18:33 Uhr

    Die Knallerei ist Terror einer Minderheit. Die Initiative wird’s richten.

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  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 29.07.2022, 10:08 Uhr

    Herzlichen Dank für den ausgewogenen und wichtigen Beitrag. Es bleibt zu hoffen dass viele freiwillig auf Feuerwerk verzichten.

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