Regierungsrat

FDP und SVP wollen SP aus der Regierung werfen

Paul Winiker ist noch bis mindestens am 10. Mai, wenn der zweite Wahlgang stattfindet, ein gefragter Mann. (Bild: Luca Wolf)

Rechtsrutsch im Parlament, Topresultat von SVP-Mann Winiker, leise Enttäuschung bei der SP und die Mitteparteien, die ihre Schäflein im Trockenen haben: Das alles gibt der Idee Aufschwung, nun auf eine rein bürgerliche Regierung zu setzen.

Überraschend klar sind die drei bisherigen Regierungsräte Guido Graf, Reto Wyss (beide CVP) und Robert Küng (FDP) bereits im ersten Wahlgang wiedergewählt worden. Am meisten Stimmen machte Graf (61’451), gefolgt von Robert Küng (59’486) und Reto Wyss (58’199). Sie können sich beruhigt zurücklehnen und den zweiten Wahlgang mit gebührender Distanz beobachten. Der Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf hat wie schon bei den Wahlen 2011 die Hürde bereits in der ersten Ausmarchung geschafft. Der offene, gesellige Pfaffnauer hat die letzten vier Jahre erfolgreich gearbeitet – das wurde vom Stimmvolk honoriert. Entsprechend euphorisch zeigte er sich am Sonntagnachmittag im Luzerner Regierungsgebäude. «Ich freue mich riesig, offenbar habe ich vieles richtig gemacht.»

 

Auch Robert Küngs Arbeit im Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement, für die er immer wieder mal Lob erhalten hat, wurde beim Souverän mit einer diskussionslosen Wiederwahl belohnt. «Ich bin dankbar und zufrieden», meint dieser. Er sei am Morgen etwas angespannt gewesen, gibt er zu. «Aber nervös war vor allem meine Frau.»

Am meisten überrascht hat wohl das Resultat von Reto Wyss. Der eher nüchtern wirkende Bildungs- und Kulturdirektor hat bei den letzten Wahlen das schlechteste Resultat der Wiedergewählten erzielt. Nun hat er es problemlos geschafft. Er spricht denn auch von einer grossen Genugtuung. «Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass ich in den zweiten Wahlgang gehen muss.»

«Nervös war vor allem meine Frau.»

Robert Küng, Regierungsrat FDP

Schwerzmann gibt sich kämpferisch

Mehr zu beissen hat der Parteilose Marcel Schwerzmann, der nur wenige Hundert Stimmen vor dem SVP-Kandidaten Paul Winiker liegt. Gut möglich, dass ihm die Webgate-Affäre und das Informatikdebakel doch zugesetzt haben, auch wenn er selber davon nichts wissen will. «Es kann sein, dass das einen kleinen Einfluss hatte», räumt er zwar ein. Aber wesentlich sei das sicher nicht gewesen, «die Wähler wissen, was ich die letzten acht Jahre gemacht habe». Er zeigte sich denn auch zufrieden mit dem Resultat. «Das ist in Ordnung.» Und er gibt sich kämpferisch: «Ich bin sicher, dass ich es im zweiten Wahlgang schaffen werde.»

Paul Winiker zeigte sich seinerseits erfreut über sein Abschneiden. «Das viertbeste Resultat. Und das fast gleichauf mit einem Bisherigen – das ist ein Erfolg», versichert er.

Etwas weniger euphorisch tönt es bei den Linken. «Ich bin nicht ganz zufrieden», gibt Felicitas Zopfi (SP) zu, die über 8’000 Stimmen weniger gemacht hat als Winiker. Enttäuscht sei sie aber nicht. «Ich bin sogar sehr zuversichtlich, die CVP und die FDP haben ihre Leute bereits drin, deshalb werden da viele Wähler nicht mehr an die Urne gehen.

Bürgerliche haben Lust auf mehr

Die Frage ist jetzt, was im zweiten Wahlgang passiert. Da die CVP und die FDP ihre Leute bereits im Trockenen haben, können sie frei und unbeschwert taktieren. Soll man im Sinne der Konkordanz die SP und die SVP empfehlen und Marcel Schwerzmann die Gefolgschaft versagen? Oder setzt man auf den Status Quo, also Schwerzmann und Zopfi, und die SVP bleibt weiterhin von der Regierung ausgeschlossen?

Enttäuschung bei den Grünen

Der Regierungsratskandidat der Grünen, Michael Töngi, hat zwar als Kantonsratskandidat ein Glanzresultat erzielt. Dennoch machte er am Sonntag im Regierungsgebäude keinen besonders glücklichen Eindruck. Sein Abschneiden als Regierungsratskandidat bezeichnet er als «durchzogen bis mässig». Mit seinen gut 20'000 Stimmen liegt er erwartungsgemäss weit abgeschlagen zurück.

Auch chancenlos war Irina Studhalter, Kandidatin der Jungen Grünen. Sie ist aber mit ihren gut 11'000 Stimmen zufrieden. «Das ist ein Achtungserfolg. Damit wollten wir zeigen, dass es nicht nur 50-jährige Männer gibt, die regieren können.»

Studhalter hat bereits mitgeteilt, dass sie für den zweiten Wahlgang nicht mehr antreten wird. Zu erwarten ist, dass auch Töngi nicht mehr antritt. Die Linken werden damit ihre Kräfte für Felicitas Zopfi bündeln. Das bestätigt auch Katharina Meile, Co-Präsidentin der Grünen: «Es zeichnet sich ab, dass wir zugunsten von Felicitas Zopfi auf eine weitere Kandidatur für den zweiten Wahlgang verzichten werden.»

Das gute Abschneiden von Winiker und der Sitzgewinn von SVP und FDP haben aber offenbar bei vielen Bürgerlichen Lust auf mehr gemacht: Die Idee einer rein bürgerlichen Regierung war im Nachgang zu den Wahlen erstaunlich häufig zu hören. Und das nicht nur unter vorgehaltener Hand: «Ja, meine Sympathien sind bei einer rein bürgerlichen Regierung», gibt FDP-Kantonalpräsident Peter Schilliger unverblümt zu. Er sieht seine Partei klar als Wahlsieger, entsprechend selbstbewusst zeigte er sich hinsichtlich des zweiten Wahlgangs vom 10. Mai.

Freude an solchen Äusserungen hat die SVP. Auch sie geht als Wahlsiegerin hervor und sieht nun die Gunst der Stunde gekommen, auf eine rein bürgerliche Regierung zu setzen. «Wir haben einen bürgerlichen Rutsch im Kanton Luzern, darum ist die Zeit reif», sagt Kantonalpräsident Franz Grüter.

Allerdings bräuchte es dafür die Unterstützung der CVP. «Das dürfte schwierig werden», weiss Grüter zwar, er zeigt sich aber dennoch zuversichtlich, dass die Bürgerlichen die Reihen schliessen werden. «So nah waren wir noch nie an diesem Ziel.»

Verärgerung bei den Linken

Selbstverständlich gibt sich die CVP diesbezüglich noch bedeckt. Man werde am Montag parteiintern darüber diskutieren, meint Kantonalpräsident Pirmin Jung. Definitiv entschieden, wen die CVP unterstützt, werde erst am Mittwoch an der Delegiertenversammlung. Aber Jung zeigte sich «extrem happy» über den Wahlausgang und betonte, dass man «sehr glücklich» darüber sei, dass die Mitte wieder erstarkt ist.

Das sieht auch SVP-Kandidat Paul Winiker so. Das gesamte bürgerliche Lager sei gestärkt nach diesen Wahlen, das gelte es jetzt zu nutzen. «Es entsteht jetzt eine neue Dynamik, darüber müssen wir reden.» Er zeigte sich sichtlich erfreut über sein gutes Ergebnis. «Heute morgen war ich ziemlich nervös», gibt er zu, aber jetzt sei er «ziemlich entspannt». Er freue sich auf die kommenden Tage, die sicher viel Spannung versprechen.

«Wir wollen doch nicht nur alte Männer in der Regierung.»

Katharina Meile, Co-Präsidentin Grüne

Wenig Freude an den Plänen der Rechten hat die SP. «Mit einem Päckli der Bürgerlichen müssen wir rechnen», sagt Felicitas Zopfi. Davon hält die Linke aber nichts. Man sei sich sicher, dass es genügend vernünftige bürgerliche Wähler gebe, die eine Regierung ohne SP nicht wolle. Auch Katharina Meile, Co-Präsidentin der Grünen, hält nichts von solchen bürgerlichen Plänen. Das sei Unsinn und entspreche nicht dem Wählerwillen. «Wir wollen doch nicht nur alte Männer in der Regierung.»

 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von MaFis
    MaFis, 29.03.2015, 21:40 Uhr

    Die Stadt Luzern und Umgebung tickt anders als der Rest des Kantons. Idee: Einfach einen Halbkanton Luzern-Stadt gründen oder massenhaft die Zahlung von Steuern verweigern. Sollen die Konservativen doch ihre Totsparpolitik selber auslöffeln.

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