SP fordert Massnahmen gegen Energiearmut

Explodierende Strompreise in Luzern: Das kommt auf uns zu

Mario Stübi und Lena Hafen von der SP, fordern vom Stadtrat Luzern, dass er Massnahmen gegen die Energiearmut prüft. (Bild: Emmanuel Ammon (Aura) / Sara Furrer)

Der Krieg in der Ukraine sorgt für einen massiven Anstieg der Nebenkosten. Nicht nur die Gasversorgung ist betroffen, sondern auch der Strom. Die Preise werden stark steigen. Wir sagen dir, wie du dich darauf vorbereiten kannst – und welche Massnahmen die Politik prüft.

Die Handelspreise für Strom und Gas in Europa haben sich in den letzten Monaten vervielfacht. Die Preise spielen spätestens seit Kriegsausbruch in der Ukraine verrückt. Die Zuger WWZ hat bereits angekündigt, dass die Kundinnen deshalb nächstes Jahr mit einer «erheblichen Tariferhöhung» beim Strom rechnen müssen (zentralplus berichtete). Einer der Gründe: Bei ihr stammen bloss 20 Prozent des Stroms aus eigenen Kraftwerken, der Rest wird am Markt gekauft.

EWL und CKW haben höheren «Selbstversorgungsgrad»

Und was kommt auf die Luzerner zu? Energie Wasser Luzern (EWL) ist etwas weniger stark auf Zukäufe angewiesen, wie es auf Anfrage heisst. Vom ausgelieferten Strom stammten 2021 rund 37 Prozent aus eigenen Kraftwerken und rund 39 Prozent aus Beteiligungen. «Vom restlichen Bedarf wird ein möglichst grosser Teil im Voraus beschafft, so dass das Risiko von kurzfristigen Beschaffungen zu aktuellen Marktpreisen verringert werden kann», schreibt das Unternehmen dazu.

Bei den Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) halten sich Stromverkäufe und -ankäufe nach eigenen Angaben fast die Waage. Die Produktion reiche zwar in der Theorie aus, der Strom könne aber nicht gespeichert werden, weswegen immer wieder Strom am Markt gekauft werden muss, um die Versorgung zu sichern.

Die Strompreise werden im August bekannt

Dass die Strompreise steigen werden, zeichnet sich bei beiden Unternehmen ab. Grund: Die mittleren Preise für den für das nächste Jahr eingekaufte Strom sind zurzeit gemäss «NZZ» fast doppelt so hoch wie noch Ende August letzten Jahres, als die Versorger ihre Tarife für 2022 berechneten.

Die Frage ist: Wie stark wird dies auf die Privathaushalte abgewälzt? «Zum aktuellen Zeitpunkt ist es noch zu früh, die Preise für 2023 abschätzen zu können», schreibt dazu CKW-Sprecher Marcel Schmid. Auch seitens der EWL heisst es, man könne noch keine klaren Angaben mache, gehe aber davon aus, dass es nach der Nullrunde vom letzten Jahr eine Preiserhöhung geben wird.

Aber: «Aufgrund der eigenen Kraftwerke und Beteiligungen wird diese weniger hoch ausfallen, als es bei einer vollständigen Marktbeschaffung der Fall wäre», so EWL-CEO Patrik Rust. Offiziell bekannt gegeben werden die Preise fürs Jahr 2023 im August.

Kein Geld fürs Heizen: Energiearmut ist das Wort der Stunde

In etlichen Ländern wird aufgrund der weltweiten Energiekrise befürchtet, dass für Teile der Bevölkerung Heizen unbezahlbar werden könnte. Auch in der Schweiz treibt diese Sorge inzwischen Politikerinnen um. Der Bundesrat hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Sie soll klären, ob es Unterstützung bei der Abfederung von Härtefällen braucht. Sowohl EWL als auch CKW begrüssen diesen Schritt explizit.

In der Stadt Luzern hat sich die SP dem Thema angenommen. Die Grossstadträtinnen Lena Hafen und Mario Stübi fordern, dass der Stadtrat aktiv wird, um die sogenannte «Energiearmut» zu verhindern. Er soll Massnahmen prüfen, um das Kostenwachstum bei den Heiz- und Nebenkosten abzufedern und Armutsbetroffene anteilsmässig zu unterstützen.

Die Gefahr: Falsche Anreize verhindern das Umdenken

Der Mieterinnen- und Mieterverband schlägt dazu eine Energiezulage von 200 bis 400 Franken pro Person vor. Diese könnte über das bereits existierende System der kantonalen Prämienverbilligungen laufen (zentralplus berichtete).

Eine Herausforderung sei dabei sicherlich, keine falschen Anreize zu schaffen. Energie zu sparen, ist schliesslich eine gute Sache – gerade im Hinblick auf die Klimakrise, die es zu bewältigen gilt. Stromfresser beseitigen ist unabhängig vom Krieg das Gebot der Stunde. Wie der Stadtrat dieses Dilemma lösen soll, geht aus dem Vorstoss nicht hervor.

Fünf Tipps der Umweltberatung Luzern

  • Wohnfläche reduzieren: Je grösser die Wohnfläche ist, desto mehr muss geheizt werden. Zirka 1980 betrug die Wohnfläche pro Person 32 Quadratmeter. Heute sind es bereits 46 Quadratmeter pro Person. Dies entspricht einer Zunahme von mehr als einem Drittel der Wohnfläche. Die Reduktion kann durch Untermieten oder Wohnungswechsel erzeugt werden, und ist die effektivste Massnahme.
  • Beleuchtung und Geräte richtig nutzen: Zirka 15 Prozent des Stromverbrauches im Haushalt geht auf die Beleuchtung zurück, weshalb die richtige Wahl der Leuchtkörper entscheidend ist. Aktuell sind dies die LED-Lampen, da diese eine lange Lebensdauer aufweisen und auch ein angenehmes Licht verbreiten. Trotzdem: In Räumen ohne Lichtbedarf soll auch die LED-Beleuchtung ausgeschaltet werden, um nicht unnötig Strom zu verbrauchen.
  • Kurz und kälter Duschen und wenn möglich Wärmerückgewinnungen einbauen. Das reduziert die Kosten ebenfalls beträchtlich.
  • Bye-bye Standby: Noch immer verbrauchen Haushaltsgeräte im Standby-Modus sehr viel Strom. Schweizweit beträgt die dafür aufgewendete Energie 2 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Eine Steckleiste mit Kippschalter spart auf einfache Weise Geld und Energie.
  • Richtig heizen: Pro Grad gesenkter Raumtemperatur können 6 Prozent Heizenergie eingespart werden. Radiatoren wärmen die Umgebungsluft mittels Luftzirkulation. Daher sollten die Heizkörper nicht mit schweren Vorhängen oder Möbeln verstellt sein. Bei älteren Fenstern (nicht bei neuer 3-fach-Verglasung) können Fenster- oder Rolläden geschlossen werden, um eine zusätzliche Dämmung zu erhalten.
  • Richtig lüften: Wird nicht richtig gelüftet, so geht sehr viel Energie verloren oder es entsteht zu viel Feuchtigkeit im Raum, was wiederum langfristig zu Schimmelbefall führen könnte.
Verwendete Quellen
  • Mailkontakt und Telefonat mit Tobias Ammann von der Umweltberatung Luzern
  • Artikel in der «NZZ»
  • Mailkontakt mit Esther Schmid von der EWL
  • SP-Postulat: Energiearmut verhindern, hohe Nebenkosten abfedern
  • Mailkontakt und Telefonat mit Marcel Schmid von der CKW
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8 Kommentare
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    Michel von der Schwand, 26.04.2022, 10:22 Uhr

    Es wird von allen Seiten ohne Nachdenken auf den Sanktionsschnellzug aufgesprungen. Wäre die Ukraine weitere 3’000 Kilometer östlicher gelegen, interessierte sich kein westlich wohlstandsverwahrloster Weltverbesserer für diesen Krieg. Das Gegenteil wäre wohl der Fall. Jetzt geht den Europäer vor Angst und Inkompetenz der Arsch förmlich auf Grundeis. Der doppelbödige Sanktions-Fetischismus führt zu höheren Kosten. Spätestens dann, wenn das eigene Portemonnaie betroffen ist, werden die Ersten nach einem Ende der Sanktionen rufen. Im Grundsatz sollten die höheren Kosten denjenigen in Rechnung gestellt werden, welche diese Sanktionen bestimmen. Mich interessieren Sanktionen nicht! Ich will günstige Energie einkaufen können. Alles andere ist schöngeistiger Nonsens, welcher darin endet, dass die Linke einmal mehr den Staat zur Kasse bittet.

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      Kommentarschreiber, 26.04.2022, 12:00 Uhr

      «Mich interessieren Sanktionen nicht! Ich will günstige Energie einkaufen können. Alles andere ist schöngeistiger Nonsens, welcher darin endet, dass die Linke einmal mehr den Staat zur Kasse bittet.»
      Wohlstandsverwarlosung zeichnet sich vor allem durch Ignoranz, Egomanentum, Feindbildbewirtschaftung (die andern sind eh an allem schuld) und Selbsgerechtigkeit aus. Ihr Kommentar erfüllt alle diese Krieterien, einfach nur erbärmlich.

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      Celine Brunner, 26.04.2022, 12:10 Uhr

      Traurig, dass Sie sich nicht für diesen Krieg interessieren. Was geht mich auch das Leid anderer an, ich will billig shoppen und wenn dabei die ganze Welt drauf geht. Mitleiderregend und traurig sowas.

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    Lucommenter, 25.04.2022, 22:56 Uhr

    Grosszügig will die SP bereits Steuergeld an die Mieter verteilen, bevor klar ist, wie hoch die tatsächlichen Mehrkosten für Elektrizität sein werden. Hier wird billiger Populismus statt Sachpolitik betrieben.

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    Peter Bitterli, 25.04.2022, 19:34 Uhr

    „In der Stadt Luzern hat sich die SP dem Thema angenommen.“ Ist falsch. „In der Stadt Luzern hat sich die SP des Themas angenommen.“ Ist richtig.

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      Kommentarschreiber, 26.04.2022, 16:21 Uhr

      Mit diesem sachlichen und für einmal konstruktiven Beitrag ein 👍von mir…..

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        Peter Bitterli, 26.04.2022, 17:05 Uhr

        Sie haben noch nicht einmal ein 👍🏿. Sie sind bloss ein Pseudonym. So ist die Sachlage.

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    Peter Bitterli, 25.04.2022, 19:32 Uhr

    Stromverteuerung ist schlimm. Einmischung der SP ist schlimmer.

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