Ja zum grösseren EVZ-Stadion, aber Stadt will es behalten
Ja zum grösseren Stadion, Nein zum Finanzierungsmodell: So lässt sich die Haltung des Zuger Stadtparlaments zur geplanten Erweiterung der Bossard-Arena zusammenfassen. Das bedeutet: Der Zuger Stadtrat – und der EVZ – brauchen einen neuen Plan.
Nein, zum Jubeln zumute war dem Zuger Stadtrat diesen Dienstagabend kaum. Ebensowenig Zaungast und EVZ-CEO Patrik Lengwiler. Das Stadtparlament (GGR) hat seinen zweiten Zwischenbericht zum Ausbau der Bossard-Arena klar negativ zur Kenntnis genommen. Und ihm damit eine schwierige Aufgabe aufgebürdet.
Worum geht es? Der EVZ will bekanntlich sein Stadion ausbauen. Die Bossard-Arena soll zusätzliche 1’600 Zuschauer fassen, eine Fanzone erhalten und mehr Platz für die Gastronomie. Möglich macht dies eine Aufstockung des Dachs auf der Nordseite. Kostenpunkt: 36 Millionen Franken (zentralplus berichtete).
EVZ-Pläne für Ausbau sind – fast – unbestritten
So weit, so unproblematisch. Könnte man denken.
Doch diskutiert die Zuger Politik über den EVZ, gehen die Wogen hie und da hoch. Und zwar meist nicht im euphorischen Sinn. Insbesondere im letzten Jahr ging der Schweizermeister nicht immer siegreich vom politischen Eis (zentralplus berichtete).
Doch kritisch hinzuschauen, ist schliesslich die Aufgabe der Politik, betonten mehrere Fraktionssprecher. Oder wie es David Meyer (GLP) klarstellte: «Wir sind hier ein Stadtparlament und nicht die Fankurve.»
Das bedeutet keineswegs, dass die Politik das Vorhaben des EVZ per se bekämpft. Das zeigte eine unverbindliche Konsultativabstimmung im GGR. Mit 26 Ja- gegen 6 Nein-Stimmen (und 5 Enthaltungen) unterstützt eine deutliche Mehrheit grundsätzlich die Ausbaupläne des Vereins. Die Skeptiker finden sich nur unter den Linken.
Stadt soll Mitsprache beibehalten
Trotzdem nahm das Stadtparlament den zweiten Zwischenbericht des Stadtrats zur Stadionerweiterung negativ zur Kenntnis. Mit 26 zu 10 Stimmen fiel der Entscheid deutlich aus. Der Grund: Das vorgesehene Finanzierungsmodell. Dieses scheint zwar auf den ersten Blick überzeugend. Der EVZ berappt die 36 Millionen Franken für den Ausbau selber und übernimmt den Betrieb die nächsten 35 Jahre, weil er das Stadion im Baurecht übernimmt (siehe Box). Stadtrat André Wicki rechnete vor, dass es über 90 Millionen Franken wären, welche die Stadtzuger Steuerzahler damit nicht selber tragen müssten.
Doch dieses Vorhaben warf bereits in den beiden vorberatenden Kommissionen viele Fragen auf (zentralplus berichtete). Was, wenn der EVZ Konkurs geht? Was, wenn er Pläne hat, die der Stadt nicht genehm sind? Was, wenn ein dubioser Sponsor die Namensrechte erwirbt?
André Wicki betonte vergeblich, dass der Stadtrat diese Sorgen ernst nehme. Doch eine weitere Konsultativabstimmung zeigte, dass nur gerade die FDP das Baurechtsmodell unterstützt. Unter dem Strich, so wurde deutlich, will die Stadtzuger Politik ihren Einfluss behalten – welche durch die Abgabe im Baurecht schwindet. Oder wie es Benny Elsener (Mitte) formulierte: «Die Stadt darf das Zepter nicht ganz aus der Hand geben.»
Die Frage ist nur: Welche Alternative gibt es, mit der Stadt und EVZ (auch finanziell) leben können? Darüber hörte man am Dienstagabend relativ wenig. Einzig die Fraktion ALG-CSP, die den Bericht von Anfang an zurückweisen wollte, machte einen vagen Vorschlag: Der Stadtrat solle ein Vorgehen aufzeigen, bei dem sich nebst dem EVZ und der Kunsteisbahn auch der Kanton und allenfalls andere Gemeinden beteiligen würden, die Stadt aber Eigentümerin des Stadions bleibt.
Wie geht es jetzt weiter?
Der Tenor war also: Ausbau Ja, aber nicht so wie geplant. Das negative Ergebnis des GGR hat allerdings nur symbolische Wirkung. Denn die Erweiterung der Bossard-Arena ist damit weder gestoppt noch definitiv versenkt. Vielmehr ist es ein Zeichen an den Stadtrat, dass er nochmals über die Bücher muss.
Das Signal, so machten Stadtpräsident Karl Kobelt und Finanzvorsteher André Wicki nach der Debatte klar, ist angekommen. Wicki nahm positiv zur Kenntnis, dass die Stadtzuger Politik den Ausbau ermöglichen wolle. «Ich bin mir aber bewusst geworden, dass viele Sachen noch nicht geklärt sind.» Kobelt versprach, dass der Stadtrat sich daran mache, zeitgerecht eine Lösung zu finden. «Wir gehen an die Arbeit.»
Was bedeutet Abgabe im Baurecht?
Das Baurecht ist eine Alternative zum Verkauf von Land. Der Baurechtnehmer – in diesem Fall der EVZ – darf ein Grundstück über eine festgelegte Dauer nutzen (bei der Bossard-Arena wären es 35 Jahre). Dafür zahlt er der Stadt einen Baurechtszins, ähnlich wie ein Mietzins. Anders als bei einem Mietvertrag darf der Baurechtsnehmer allerdings innerhalb bestimmter Vorgaben bauen oder umbauen. Weil die Nutzungsdauer im Voraus abgemacht wird, spricht man oft auch von einem «Landkauf auf Zeit».
Nach Ende der Vertragsdauer gehen die Gebäude und Grundstücke wieder in den Besitz der Stadt Zug als Eigentümerin über. Man spricht von «Heimfall». In vielen Fällen werden Baurechtsverträge allerdings verlängert. In der Regel laufen sie über eine Zeitspanne zwischen 30 und 100 Jahren.
Angesichts des zunehmend knappen Bodens hat das Baurechtsmodell in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Städte und Gemeinden geben ihr Land nur noch im Baurecht ab, um sich eine Mitsprache bei der Entwicklung der Grundstücke zu erhalten.
- Debatte im Grossen Gemeinderat Zug
- Zwischenbericht des Stadtrates zur Bossard-Arena
- Projektwebseite «Keep Building»
- Bericht der Bau- und Planungskommission
- Bericht der Geschäftsprüfungskommission
- Frühere Medienberichte
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Alois Iten, 22.03.2022, 22:33 Uhr Richtig so, es kann nicht angehen, dass das durch den Steuerzahler finanzierte Stadion so billig die Hand wechselt, nur weil der reiche EVZ ein paar VIPs mehr beherbergen will. Ich weiss nicht, wie hoch derzeit die Miete ist. In anderen Städten soll sie etwa eine Million / Jahr sein. Über den Horizont von 35 Jahren wäre dies exakt die nötige Bausumme.
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Es wäre ja auch mit Baurecht nicht so, dass der EVZ die Anlage gratis und franko erhalten würde. Die Stadt erhielte über die ganze Zeit einen Baurechtszins und der EVZ wäre verpflichtet die Anlage zu unterhalten.👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterThomas Aeberhard, 23.03.2022, 09:20 Uhr Das aktuelle Stadion ist eines Meisters nicht würdig. Aber das war das alte auch nicht, und Meister wurde man auch da. Und ja, die langen Schlangen vor den WC Anlagen sind eine Zumutung.
Wir haben also ein Haus aus dem Jahr 2010, das den Ansprüchen nicht mehr genügt, weil die Bewohner heute andere Ansprüche haben und unter dem Dach zusätzliche Zimmer einbauen möchten. Würden Sie Ihr 61 Millionen teures Haus also einfach weitgehend kostenlos dem Mieter überlassen, damit er es selber ausbaut? Nein. Sie würden es selbst tun und dafür mehr Miete verlangen, weil es nun mehr Wert aufweist. Warum also soll es hier ganz anders sein?👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter