Luzerner Finanzdirektor erstaunt durch Abwesenheit

Es ist Wahlkampf, aber wo ist eigentlich Marcel Schwerzmann?

Marcel Schwerzmann gibt in seinem Büro Auskunft.

(Bild: lwo)

Jede Stimme muss hart verdient sein. So trichtert man es Politikern am Anfang ihrer politischen Karriere ein. Marcel Schwerzmann sieht das anders. Er verhält sich erstaunlich passiv. Ein Experte zeigt Verständnis und prophezeit, dass diese Strategie aufgehen wird.

Finanzdirektor Marcel Schwerzmann verzichtet auf einen Einzelwahlkampf. Während landauf, landab Politiker von Plakaten strahlen, sieht man Schwerzmanns Konterfei nirgends alleine. Er tritt immer gemeinsam mit den wiederantretenden Regierungsratskollegen und FDP-Kandidat Fabian Peter auf. Getragen wird die Kampagne von den Gewerbeverbänden und dem Bauernverband. Das verwendete Foto von Marcel Schwerzmann stammt aus dem letzten Wahlkampf. 

«Das Team muss es richten», erklärt er und meint damit das bürgerliche Fünfer-Gespann. «Die Regierung hat vieles richtig gemacht und dafür stehe ich ein», sagt er mit grosser Selbstverständlichkeit. Dass Kritik am 54-Jährigen abprallt wie Wasser an einem frisch imprägnierten Wanderschuh, ist mittlerweile bekannt. Er stehe für diese Gruppe ein und empfände es als falsch, zusätzlich als Einzelperson aufzutreten. 

«Wer sich interessiert, weiss, wer ich bin und wofür ich stehe.»

Marcel Schwerzmann

Der umstrittenste Luzerner Politiker erweckt damit jedoch auch etwas den Eindruck, keine Lust auf Wahlkampf zu haben. Die Wahlslogans «Finanzen im Griff» (2011) und «Verantwortungsvoll handeln» (2015) bleiben in der Schublade. Ein Komitee hat zwar die nötigen Unterschriften für die Kandidatur beigesteuert, tritt nun aber nicht in Erscheinung.

Hat er den Wahlkampf nicht nötig? Schwerzmann streitet das ab. Er verneint auch, sich siegessicher zu fühlen. Aber er sieht keinen Sinn als Einzelmaske aufzutreten – auch wenn er als Parteiloser keine Partei im Rücken hat. «Wer sich interessiert, weiss, wer ich bin und wofür ich stehe», sagt er zu zentralplus. 

Schwerzmann will nicht publik machen, wie viel Geld er in den Wahlkampf investiert. «Das kann ich heute noch nicht sagen, die Rechnung ist noch nicht gemacht.»

Departement drückt Geschäfte ab

Teure Medienpräsenz über Inserate kauft sich der Luzerner Finanzdirektor nicht als Einzelperson. Er erhält sie von Amtes wegen: Am Mittwoch stellte er die Immobilienstrategie vor, am kommenden Montag präsentiert er die Rechnung und am kommenden Mittwoch macht er seine Pläne zum Schatzungswesen publik.

Einen Zusammenhang mit den Wahlen habe diese Offensive des Finanzdepartements nicht, sagt Schwerzmann. «Wir präsentieren die Geschäfte dann, wenn sie parat sind. Bei der Rechnung ist das immer Mitte März der Fall.» Und dass der Finanzdirektor stärker als andere im Fokus stehe, sei «bei diesem vieldiskutierten Thema nun wahrlich kein Zufall».

Schwerzmann fehlt die Wahlkampfmaschinerie

Politologe Mark Balsiger kann die Überlegungen von Marcel Schwerzmann nachvollziehen. «Es ist seine Strategie, im Paket mit den anderen Bürgerlichen wiedergewählt zu werden.» Balsiger geht davon aus, dass dies funktioniert. «Wie bei den früheren Wahlen dürfte er von CVP-, FDP- und SVP-Wählern getragen werden.»

«Im Gegensatz zu den anderen Kandidaten hat er als Parteiloser keinen Apparat im Rücken, der ihn unterstützt.»

Mark Balsiger, Politologe

Anders wäre es, wenn sich der Parteilose in der Wahrnehmung der Leute grobe Fehler erlaubt hätte oder von politisch Gleichgesinnten als «unbrauchbar» taxiert würde. Das sei nicht der Fall. Deshalb wäre eine Wiederwahl logisch. «Die Statistik zeigt, dass schweizweit 92 Prozent aller Bisherigen die Wiederwahl schaffen.»

Schwerzmanns Wahlkampfabsenz habe aber noch einen anderen Grund. «Im Gegensatz zu den anderen Kandidaten hat er als Parteiloser keinen Apparat im Rücken, der ihn unterstützt.» Die Arbeit bliebe an ihm hängen und dafür würden ihm wohl die Ressourcen fehlen. 

Dass gerade jetzt viele Geschäfte aus dem Finanzdepartement aktuell sind, könne Schwerzmann als «geschickte Planung» oder Opportunismus zugeschrieben werden. Etwa bei der Rechnung löse sich der Vorwurf aber schnell in Luft auf. «Mit Sachgeschäften zu punkten, ist ein Vorteil. Alle Bisherigen versuchen das.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von David L
    David L, 18.03.2019, 10:02 Uhr

    Naja, mit was soll er denn Wahlkampf betreiben? Wohl kaum mit seinem Leistungsausweis…

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