Die Zuger Frauenzentrale macht Wahlkampf

«Es ist bedenklich, dass es 2018 noch frauenlose Regierungen gibt»

Heidi Hauenstein ist die Präsidentin der Zuger Frauenzentrale und Initiantin der Wahl-Kampagne «Es braucht beide!».

(Bild: wia)

Nun hängen sie da, die Wahlplakate für den grossen Showdown am 7. Oktober. Doch nicht nur Parteien machen Stimmung. Auch die Frauenzentrale mischt mit. Wir haben deren Präsidentin Heidi Hauenstein zum Interview getroffen und wollten wissen: Soll Frau einfach eine Frau wählen?

Von den Zuger Wänden lächeln uns im Moment allerhand Politiker zu. Doch auch andere Plakate fallen auf. Die Frauenzentrale Zug appelliert mit einer knallpinken Kampagne zur Wahl von Frauen in die verschiedenen Räte.

zentralplus: Die Frauenzentrale ruft dazu auf, am 7. Oktober in Zug Frauen zu wählen. Das klingt etwas gar absolut. Als wenn die Links-Wählerin die FDP-Frau ins Amt hieven solle, einfach, damit dann eine Frau im Amt sitzt.

Heidi Hauenstein: Es ist interessant, dass Sie das so verstehen. Denn genau das wollen wir nicht. Mit der Kampagne «Es braucht beide!» wollen wir uns für eine gesunde Durchmischung einsetzen. Nur Frauen dazu auffordern, Frauen zu wählen, finden wir nicht mehr zeitgemäss. Alle Wählerinnen und Wähler sollen sich aktiv beteiligen und mitbestimmen, wer unsere politischen und gesellschaftlichen Geschäfte in Zukunft mitbestimmen kann. Ich wünsche mir, dass der oder die kompetenteste Kandidat/in zum Amtsträger gewählt wird, egal ob Mann oder Frau. Wichtig ist für uns, dass es eine gesunde Durchmischung aller Gremien gibt. Wir streben neben einer höheren Wahlbeteiligung auch an, generell mehr Frauen für die Politik zu begeistern und somit längerfristig auch noch mehr Frauenkandidaturen zu erreichen.

zentralplus: Aktuell sind die Frauen tatsächlich deutlich in der Unterzahl.

Hauenstein: Ja, es ist durchaus so, dass sich Frauen weniger für politische Ämter aufstellen lassen. Wobei wir, wenn ich richtig mitgezählt habe, im Kanton Zug jetzt über 120 Frauen haben, die sich für ein Amt zur Verfügung stellen. Das ist eine beeindruckende Zahl. Wie gross die Auswahl an kompetenten Frauen ist, haben wir an einem Fotoshooting gezeigt.

Die Kampagne «Es braucht beide!» wird von vielen kandidierenden Frauen unterstützt.

Die Kampagne «Es braucht beide!» wird von vielen kandidierenden Frauen unterstützt.

(Bild: zVg)

zentralplus: Wie sehen Sie den kommenden Zuger Wahlen entgegen?

Hauenstein: Ich persönlich finde es bedenklich, dass es 2018 noch Regierungen gibt, die ohne Frau dastehen, wie etwa der Kanton Luzern. Nur neun Kantone haben mehr als eine Frau in der Regierung, das möchten wir gerne ändern. Es sollte zur Selbstverständlichkeit werden, dass bei freiwerdenden Sitzen von den Parteien immer Frauen und Männer nominiert werden und auch Frauen gute Listenplätze erhalten. Dazu müssen die Parteien auch in eine nachhaltige «Nachwuchsplanung» investieren und frühzeitig geeignete Kandidaten beider Geschlechter aufbauen. Doch es gibt noch eine weitere Schwierigkeit.

«Frauen fokussieren ihre Aufmerksamkeit stärker auf die anstehenden Dossiers als auf eine Wiederwahl.»

Heidi Hauenstein, Präsidentin Frauenzentrale

zentralplus: Die da wäre?

Hauenstein: Die Moderatorin Esther Girsberger hat in ihrem Buch «Abgewählt» vor Jahren untersucht, dass Frauen nach einer Amtszeit häufiger abgewählt werden als Männer. Das ist jedoch ein älteres Ergebnis, ich hoffe, das ist heute nicht mehr so. Ich persönlich erlebe, dass Frauen sich von einer nicht erfolgreichen Wahl eher entmutigen lassen und sich weniger konsequent auf die nächste Wahl in vier Jahren vorbereiten, als Männer das im Allgemeinen tun. Dies gilt anscheinend auch während der Amtsperiode. Frauen fokussieren ihre Aufmerksamkeit stärker auf die anstehenden Dossiers als auf eine Wiederwahl.

 

Frauenzentrale-Präsidentin Heidi Hauenstein vor dem Gloriettli, in dem sie ihr Büro hat.

Frauenzentrale-Präsidentin Heidi Hauenstein vor dem Gloriettli, in dem sie ihr Büro hat.

(Bild: wia)

zentralplus: Im Oktober wird gewählt. Vielleicht wird mit Vroni Straub eine Frau Stadtpräsidentin. Vielleicht kommt mit Silvia Thalmann eine neue, eher weniger bekannte Zugerin in den Regierungsrat oder mit Barbara Gysel eine Linke. Fürchten Sie sich, dass Ihre Kampagne dazu beiträgt, dass gewisse Menschen glauben, dass diese Frauen nur wegen ihres Geschlechts gewählt wurden?

Hauenstein: Nein, da habe ich keine Bedenken. Wahlen in ein Exekutiv-Gremium sind in der Schweiz immer noch Personenwahlen. Da werden Personen gewählt, die über einen Leistungsausweis und Potenzial verfügen. Auch wenn ich persönlich mir einen grossen Effekt unserer Kampagne wünsche, glaube ich nicht, dass wir einen solchen Einfluss haben. Es geht uns auch nicht darum zu sagen, dass Frauen besser oder schlechter regieren. Doch bin ich überzeugt, dass ihre Herangehensweise häufig anders ist als die von Männern. Diesen Unterschied gibt es jedoch auch zwischen jungen und älteren Leuten. Auch diese Durchmischung finde ich wichtig.

Eines der auffälligen Plakate der Frauenzentrale Zug stand letzte Woche an der Nordstrasse.

Eines der auffälligen Plakate der Frauenzentrale Zug stand letzte Woche an der Nordstrasse.

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