Littau: Wo sich Stadt und Kanton uneinig sind

Erneute Verzögerung: Wie es um das Projekt Cheerstrasse steht

Muss dereinst deutlich mehr Verkehr schlucken: der Bodenhof-Kreisel im Littauerboden. (Bild: pze)

Diesen Herbst wollte die Stadt Luzern das Bauprojekt für die Umfahrung des Littauer Bahnhofs auflegen. Doch das verzögert sich, genauso wie der geplante Baustart. Noch unklar ist zudem, ob der Kreisel beim Baumarkt Hornbach bestehen bleibt oder einer Kreuzung mit Ampeln weichen muss.

Wer mit dem Auto beim Bahnhof Littau durchfährt, hat gute Chancen, auf eine geschlossene Barriere zu treffen. Zu Spitzenzeiten ist der Übergang bis zu 18 Minuten pro Stunde geschlossen. Die Autos müssen warten, bisweilen in einer recht langen Schlange.

Das Problem ist seit langem bekannt, eine Umfahrung über die erweiterte Cheerstrasse soll es lösen. Die Autos werden zukünftig von Littau Dorf her kommend vor dem Bahnhof rechts abbiegen und die Bahnlinie auf der Höhe des Bodenhof-Kreisels unterqueren.

Eigentlich sollte diesen Herbst das Bauprojekt öffentlich aufliegen (zentralplus berichtete). Doch der Zeitplan kann nicht eingehalten werden. Die öffentliche Auflage ist inzwischen für den nächsten März vorgesehen. Auch der Baustart verschiebt sich vom Herbst 2020 auf März 2021, wie die Stadt auf ihrer Website schreibt.

«Es handelt sich um ein hochkomplexes Projekt», begründet der zuständige Stadtrat Adrian Borgula die Verzögerungen. Die Verhandlungen zum Landkauf seien zeitaufwändig, es brauche Abklärungen zu den Altlasten und Verkehrsmodellierungen. «Der Zeitplan ist sehr eng. Wir können kaum Zeit einsparen, sondern fast nur verlieren», so Borgula.

Kreuzung Bodenhof: Kreisel oder Ampeln?

Ein offener Punkt ist zudem die Gestaltung des Kreisels Bodenhof. Aufgrund der neuen Umfahrung Cheerstrasse wird er deutlich mehr Verkehr schlucken müssen. Weil sich der Knoten auf einer Kantonsstrasse befindet, redet auch der Kanton ein Wörtchen mit.

Mit der erweiterten Cheerstrasse soll der Bahnhof mit dem Littauerboden verbunden werden.

Die Stadt möchte lieber einen Kreisel, der Kanton lieber eine Ampel, so Borgula. «Der Kreisel braucht weniger Land und ist günstiger, eine Lichtsignalanlage ist aus Sicht des Kantons vorteilhafter, um den Verkehr steuern zu können.» Gemäss den Abklärungen der Stadt sind beide Formen gleichermassen leistungsfähig. Die Diskussionen mit dem Kanton sind am Laufen. «Wir wissen derzeit noch nicht genau, welche Lösung sich für den Knoten durchsetzt», sagt Borgula.

Ein Projekt mit politischer Sprengkraft

Um nicht unnötig Zeit zu verlieren, habe man trotz dieses offenen Punktes bereits die Vernehmlassung gestartet. Diese dauert bis Ende Jahr, ist laut Borgula eher technischer Natur und richtet sich nicht in erster Linie an die breite Bevölkerung, sondern an Direktbetroffene, Verbände und Behörden. Mit ein Grund, wieso es keine öffentliche Information dazu gab. «Wir haben im Januar zum Vorprojekt Infoveranstaltungen durchgeführt, als sich das Projekt konkretisierte», erklärt der grüne Stadtrat (zentralplus berichtete).

«Es ist uns wichtig, dass wir vorankommen», betont Adrian Borgula. Denn auch er weiss, dass es sich um ein Projekt handelt mit langer Vorgeschichte, politischer Sprengkraft und einem einzigartigen Kuriosum. Bereits vor zehn Jahren stimmten die Littauer – damals noch als eigenständige Gemeinde – dem Projekt an der Urne zu. Die Gleisunterführung existiert sogar schon seit 14 Jahren, wurde aber nie in Betrieb genommen. Eine Geisterunterführung, quasi ein verwahrlostes Mahnmal für die Politik.

Die Unterführung steht seit 2005 bereit.

Aufgrund der Fusion von Luzern und Littau hat das Projekt Cheerstrasse zusätzlich eine demokratiepolitische Dimension erhalten. Lange genoss es nicht höchste Priorität. Später stellte sich der Stadtrat auf den Standpunkt, dass es erweitert werden muss – und rund 24 statt knapp 14 Millionen Franken kosten soll. Das wiederum war den Parteien zu viel, weshalb sie es abspeckten. 2017 dann stimmte die Bevölkerung der ganzen Stadt Luzern dem Zusatzkredit zu – äusserst knapp. Das Resultat wurde auch als Indikator für die Beziehungen der beiden fusionierten Stadtteile gewertet (zentralplus berichtete).

«Es ist uns bewusst, dass die Cheerstrasse ein Politikum ist», sagt Stadtrat Adrian Borgula heute und betont: «Den Vorwurf, die Stadt Luzern nehme Littau weniger ernst, weisen wir deutlich zurück. Es handelt sich hier um ein 20-Millionen-Projekt, das braucht seine Zeit.» 

Kostenrahmen kann vermutlich eingehalten werden

Der Kostenrahmen wird voraussichtlich eingehalten. «Aus heutiger Sicht kann das Projekt mit den bewilligten Mitteln realisiert werden», sagt Borgula.

Mit einem Beitrag des Bundes ist indes nicht zu rechnen, da das Projekt nicht in das Agglomerationsprogramm aufgenommen worden ist. – Wohl nicht zuletzt, weil die Velo- und Fussgängerunterführung 2017 durch das Parlament aus dem Projekt gekippt worden ist. Ein folgenschwerer Entscheid: Der Stadt gingen durch die Streichung aus dem Agglomerationsprogramm mehrere Millionen Franken vom Bund flöten.

«Bund und Kanton beteiligen sich allerdings am Projekt Bushof», sagt Adrian Borgula. Mit welchem Anteil und wie hoch die Kosten dort sein werden, ist noch offen. Der Stadtrat wird voraussichtlich im ersten Quartal 2020 darüber informieren, bevor der Kredit dafür ins Stadtparlament kommt. Da dieses Projekt mit der Cheerstrasse zusammenhängt, werden dann auch weitere Informationen zum Bauprojekt für die Umfahrungsstrasse präsentiert.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Müller
    Müller, 11.12.2019, 10:15 Uhr

    Die Umfahrung in die bestehende Cheerstrasse darf nicht sein, so wird der Mehrverkehr durchs Dorf geführt, vorbei an Kirche Schule, Kindern. Die Cheerstrasse muss bei der Reformierten Kirche hochkommen, da gehört ein Kreisel hin, so können die Autofahrer direkt nach Roupigen und Frohburg, ohne durch das gesamte Dorf fahren zu müssen. Zum andern können die anderen durch die Matt auf die Haupstrasse gelangen.
    Ausserdem muss endlich der Gesamte Verkehr von der Rengg – Luzernerstrasse mit Massnahmen beruhigt werden, sei es Schwellen vor dem Kreisel oder Temporeduktion mit Blitzkästen! Das Projekt lohnt sich der Unfähigkeit der Regierung Luzern an die Fasnacht zu kommen. Es erinnert an den Neubau Flughafen Berlin, der auch nie Fertig wird, zudem ist die Unterführung zu schmal, Lastwagen sollten von Anfang an ein Verbot erhalten, diese Umfahrung zu nutzen.

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    • Profilfoto von M. Moser
      M. Moser, 25.12.2019, 23:39 Uhr

      Was soll es denn werden??? Die Bewohner der Cheerstrasse hatten lange genug Zeit sich eine Antwort zu überlegen. Langsam verkommt das ganze eh zu einem fröhlichen JEKAMI. Wenn es so weitergeht mit dem Wunschkonzert, steht die ganze Umfahrung erst am Sankt Nimmerleinstag…

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