Vor sechs Jahren schloss das Hotel Restaurant Waldheim in Risch. Seither fehlt es an geeigneten Treffpunkten im Gemeindeteil. Dem will der Gemeinderat nun mit dem Kauf mehrerer Grundstücke entgegenwirken.
Während in Rotkreuz der Bär steppt, ist es im Gemeindeteil Risch verhältnismässig ruhig. Neben ein paar wenigen Bushaltestellen und einer Schiffstation findet man hier bloss eine kleine Schule, ein ehemaliges Hotel und eine Kirche mit guter Aussicht, die den Ruf hat, ein Kraftort zu sein (zentralplus berichtete). Selbst verkehrstechnisch ist es ruhig in Risch. Ein richtiges Ortszentrum lässt sich bei der Durchfahrt nicht ausmachen.
Tatsächlich sind fehlende Treffpunkte in Risch ein Thema, das der Gemeinderat angehen möchte. Geht es nach ihm, soll es in Risch künftig mehr öffentliche Räume geben, an denen die Bevölkerung sich treffen kann. Dies nicht zuletzt deshalb, da 2018 mit der Schliessung des Restaurants und Hotels Waldheim ein wichtiger Treffpunkt wegfiel. Derzeit leben im ehemaligen Hotel Asylsuchende. Besagtes Grundstück und auch einige weitere umliegende Landstücke gehören aktuell der Familie Schriber.
2000 Quadratmeter für den unkomplizierten Seehupf
Nun plant die Gemeinde, ein Grundstück zwischen der katholischen Kirche und dem Hotel Waldheim zu erwerben, um darauf nach eigenen Angaben ein Gebäude mit öffentlicher Nutzung und Gastronomieangebot zu erstellen. Das Nutzungskonzept soll zusammen mit der Bevölkerung erarbeitet werden, wie dem Magazin zur Gemeindeversammlung vom 26. November zu entnehmen ist.
Weiter soll die Gemeinde die Möglichkeit erhalten, ein Grundstück am Zugersee unterhalb der Kirche St. Verena zu kaufen. Auf den rund 2000 Quadratmetern möchte die Gemeinde – einem Wunsch der Rischerinnen nachkommend – eine einfache Badi erstellen.
Peter Stöckli, stellvertretender Gemeindeschreiber von Risch-Rotkreuz, sagt dazu: «Im Ortsteil Risch gibt es keine öffentliche Badi. Im Bereich der Liegewiese ist eine einfache, zweckmässige öffentliche Badeinfrastruktur mit WC, Umkleide und Dusche geplant.» Ebenfalls soll die Gemeinde das Nutzungsrecht für 31 Parkplätze erhalten.
Treffpunkt erwünscht
Dem Entscheid des Gemeinderats, die Grundstücke zu kaufen, ging eine Fokusstudie voraus. Gemäss dieser soll der Ortskern von Risch mit seinen historischen Wohnhäusern, der Kirche St. Verena, dem Primarschulhaus und dem ehemaligen Hotel Waldheim als Zentrum gestärkt werden. Dies, «indem die Aufenthaltsqualität verbessert, eine öffentliche Nutzung mit Gastronomie erstellt und die Schule erweitert wird», so die Gemeinde Risch-Rotkreuz.
Klingt zunächst nach einer relativ klaren Sache. Doch die Besitzverhältnisse der Grundstücke sind etwas verworren, da auch der katholischen Kirche Grundstücke gehören. Der ganze Siedlungsbereich muss ausserdem umgezont werden in eine Bauzone mit speziellen Vorschriften.
Bebauungsplan «überschattet» Schribers Pläne
Das Grundstück, auf dem auch das ehemalige Hotel Waldheim steht, das noch im Besitz der Familie Schriber ist, befindet sich zwar in der Wohnzone. Doch ist es seit 2012 durch einen Bebauungsplan überlagert, welcher einzig eine Hotel- und Gastronomienutzung zulässt. Die Grundstückbesitzer möchten diesen Umstand jedoch ändern. Sie wollen, dass das Landstück aus dem Bebauungsplan entlassen wird, um stattdessen Wohnraum zu schaffen. Konkret wären drei Wohngebäude auf dem Areal geplant.
Vor einigen Jahren wurde darüber gemunkelt, dass der Hotelbesitzer Sepp Schriber auf dem Land des heutigen Waldheims Luxuswohnungen realisieren möchte (zentralplus berichtete). Wie überall im Kanton Zug ist bezahlbarer Wohnraum auch in der Gemeinde Risch-Rotkreuz ein grosses Thema. Dennoch habe die Gemeinde kaum Möglichkeiten, dies zu steuern. Es gebe keine Vorgaben bezüglich preisgünstigem Wohnraum in Risch, äussert sich Peter Stöckli von der Gemeinde auf Anfrage.
«Hier wurden aber diverse andere öffentliche Interessen eingelöst. Ausgangslage war der Wunsch der Bevölkerung nach einem zentralen Treffpunkt mit einem öffentlich zugänglichen Bereich im Sinne eines Ersatzes für die seinerzeitige Gastronomie», erklärt Stöckli.
«Im Gesamtkontext einer erfolgreichen Vertragsverhandlung konnte die Gemeinde ein attraktives Landstück zwischen Kirche und heutigem Restaurant zu einem sehr günstigen Preis erwerben.» Darüber sei eine Liegewiese am See sowie die Parkplatznutzung gesichert worden. «Ausserdem leistet Josef Schriber für das neue Gebäude einen substanziellen Investitionsbeitrag», betont der stellvertretende Gemeindeschreiber.
Verzicht auf die Gastronutzung kommt den Besitzer teuer zu stehen
Gemäss dem vorliegenden Kaufvertrag zwischen der Familie Schriber und der Gemeinde Risch-Rotkreuz ist für das Grundstück nahe beim Waldheim und für den Grundstückteil am See ein Verkaufspreis von 539'600 Franken vorgesehen. Für die Nutzung des Parkplatzes, welcher sich rund 200 Meter von der Kirche entfernt befindet, sind 465'000 Franken angedacht.
Geplant ist auch, dass Josef Schriber der Gemeinde eine Abgeltung von 1,2 Millionen Franken «für den Wegfall der Gastronomienutzung des ehemaligen Restaurants Waldheim» bezahlt. Mit der Entlassung aus der Bebauungsplanpflicht entfällt die zwingende Gastronutzung. Es ist vorgesehen, dass der Bebauungsplan durch eine Zone mit speziellen Vorschriften (als Grundlage für die Wohnnutzung) abgelöst wird. Zu guter Letzt ist geplant, dass Andrea Schriber einen Beitrag von 60'000 Franken an die Planungs- und Baukosten der Badi entrichtet.
Noch ist bei diesem Geschäft nichts in Stein gemeisselt. Zwar liegt bereits ein unterschriebener Kaufvertrag vor, doch muss dieser am 26. November noch von der Rischer Gemeindeversammlung genehmigt werden. Im kommenden Jahr entscheidet das Stimmvolk zudem, ob es die neue Ortsplanungsrevision annehmen will. Wird sie abgelehnt, wird Schribers Grundstück nicht aus dem Bebauungsplan entlassen. In diesem Fall wird auch der Kaufvertrag nichtig.
- Besuch des Rischer «Zentrums»
- Schriftlicher und mündlicher Austausch mit Peter Stöckli
- Broschüre für die kommende Gemeindeversammlung
- Kaufvertrag zwischen Familie Schriber und der Gemeinde Risch-Rotkreuz
- Zonenplan